Donauwoerther Zeitung

Wie die Pullover‰Firma Maerz die Krise meistern will

Die letzten Jahre ging es für das Unternehme­n stets aufwärts. Jetzt kam die Pandemie dazwischen – ausgerechn­et im Jahr des 100-jährigen Bestehens. Was die bekannte Marke aus München mit dem Nanga Parbat und mit Donauwörth verbindet

- VON MICHAEL KERLER

München/Donauwörth Das Jubiläumsj­ahr hatte sich Geschäftsf­ührerin Katja Beibl anders vorgestell­t. 100 Jahre wird der Pullover-Hersteller Maerz dieses Jahr alt. Im Januar feierte das Unternehme­n den anstehende­n Geburtstag noch auf der Fashion Week in Berlin und lud alle Mitarbeite­r ein. Kleine Besonderhe­iten waren geplant. Unter anderem legte Maerz den Pullover neu auf, mit dem man 1953 die Bergsteige­r ausgestatt­et hatte, die als Erste den Nanga Parbat bestiegen. Sechs bis zehn Prozent mehr Umsatz wollte Maerz im Jubiläumsj­ahr machen. Dann kam Corona dazwischen. „Mit dem Shutdown im Frühjahr war alles anders“, sagt Beibl. Der Fall zeigt, wie die Corona-Krise die Textilbran­che trifft.

Wegen dieser Krise wird Maerz dieses Jahr rund 20 bis 25 Prozent des Vorjahresu­msatzes verlieren, erwartet Beibl. Die Mitarbeite­r in München gingen in Kurzarbeit. In den vergangene­n Jahren war das Unternehme­n noch – nach einer Insolvenz – kontinuier­lich gewachsen. „Die Corona-Krise hat uns wieder zurückgewo­rfen“, sagt die Firmenchef­in. Angesichts der Unsicherhe­it haben viele Modehändle­r Aufträge storniert, die sie normalerwe­ise ins Lager nehmen. „Trotzdem müssen wir die Situation akzeptiere­n“, sagt Beibl. Das Unternehme­n muss sich im Jahr seines 100. Bestehens neu orientiere­n.

Im Jahr 1920 eröffnete Wolfgang März ein kleines Strickware­ngeschäft im Stadtteil MünchenSch­wabing. Dort fertigte er auch Füßlinge und Wadenstrüm­pfe an. Eine Urkunde weist den 19. Dezember als Tag des Eintrags ins Handelsreg­ister aus. Die Tochter, Elisabeth Egger, heute über 90 Jahre alt, erinnert sich: „Mein Vater hatte nur

war aber ein Unternehme­rtyp“, sagt die ältere Dame, die noch heute in München wohnt, im Gespräch mit unserer Redaktion. Wolfgang März heiratet 1924, auch seine Frau Thea engagiert sich im Unternehme­n. „Meine Eltern waren sehr fleißig und oft bis abends 22 oder 23 Uhr in der Firma“, sagte die Tochter. Bald expandiert das Unternehme­n, übernimmt 1930 eine andere Firma und wird zu einem großen deutschen Strickware­nherstelle­r. Im Jahr 1970 beschäftig­t dieser zum Beispiel rund 600 Mitarbeite­r.

Ein Teil der Geschichte spielt auch in Schwaben. Im Jahr 1933 gründet das Unternehme­n eine Zweigstell­e in Kaisheim nahe Donauwörth. Dort nutzt man in der Anfangszei­t offenbar auch die Arbeit der Insassen des dortigen Gefängniss­es. Als ab dem Kriegsbegi­nn 1939 unter dem NS-Regime aber vermehrt politische Gefangene in Kaisheim einsitzen, ist der Betrieb bereits umgezogen: Im Jahr 1938 war die Zweigstell­e nach Donauwörth gewechselt. In diesen Jahren seien nur noch eigene Beschäftig­te zum Einsatz gekommen, ist sich EliVolkssc­hulbildung, sabeth Egger sicher. Der Betrieb in Donauwörth fertigte jahrelang Strickware­n, tätig waren dort vorwiegend Frauen. Erst 1981 wurde das Werk aufgegeben. „Die geschäftli­che Entwicklun­g machte das leider erforderli­ch“, erklärt Elisabeth Egger, die selbst bis 2004 im Unternehme­n tätig war. Darin arbeitete auch ihr 1988 verstorben­er Mann Otto Egger. Die Kleidungsh­erstellung in Deutschlan­d wurde in dieser Zeit unrentabel.

Maerz gehört heute zum großen Hemdenhers­teller Olymp aus dem baden-württember­gischen Bietigheim-Bissingen,

beschäftig­t rund 110 Mitarbeite­r in Deutschlan­d und 311 in einem Werk in Ungarn. Olymp-Chef Mark Bezner setzt große Hoffnung in die Marke: „Das Marktpoten­zial von Maerz als ausgewiese­ner Strickspez­ialist ist auch nach 100 Jahren noch längst nicht ausgeschöp­ft“, sagt er. Wie aber reagiert nun Maerz auf die CoronaEpid­emie und ihre Folgen?

Geschäftsf­ührerin Katja Beibl ist überzeugt, dass durch die Krise das Thema „Qualität“für die Kunden wichtiger wird. Hier will der Hersteller punkten. Das Unternehme­n hat zum Beispiel dem klassische­n, als besonders strapazier­fähig bekannten Superwash-Pullover einen neuen, moderneren Schnitt gegeben, der auch junge Leute anspricht. Der Pullover ist bekannt, weil ihn einst der frühere FDP-Außenminis­ter Hans-Dietrich Genscher gerne trug. Zudem baut Maerz das Thema Nachhaltig­keit aus, sagt Beibl. Das Unternehme­n setze künftig auf ein Segment mit Bio-Baumwolle. Zudem bemühe es sich um eine Zertifizie­rung nach dem bekannten ÖkoTex-Standard 100, berichtet sie. „So hoffe ich, dass wir am Ende alle gut durch die Krise kommen“, sagt Beibl. „Wir ziehen alle an einem Strang – das fühlt sich gut an.“

 ?? Fotos: Ulrich Wagner (rechts); Maerz München ?? Katja Beibl ist zuversicht­lich, dass der Pullover‰Hersteller Maerz aus München die Corona‰Krise durchstehe­n wird. „Wir ziehen alle an einem Strang“, sagt sie und setzt auf Qualität und Bio‰Baumwolle. Das 100 Jahre alte Unternehme­n hatte zeitweise auch ein Werk in Donauwörth.
Fotos: Ulrich Wagner (rechts); Maerz München Katja Beibl ist zuversicht­lich, dass der Pullover‰Hersteller Maerz aus München die Corona‰Krise durchstehe­n wird. „Wir ziehen alle an einem Strang“, sagt sie und setzt auf Qualität und Bio‰Baumwolle. Das 100 Jahre alte Unternehme­n hatte zeitweise auch ein Werk in Donauwörth.

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