Donauwoerther Zeitung

Tiere brauchen jetzt ein Ruheplätzc­hen im Garten

Viele Hobbygärtn­er rechen fleißig Laub und schneiden alles Verblühte ab. Eine Expertin rät allerdings zu anderen Aufgaben

- VON DANIELA HUNGBAUR

Augsburg Ein ordentlich­er Garten ist vielen sehr wichtig. Laub und verblühte Blumen werden da eher als störend empfunden. Doch Vorsicht: Mit der Sauberkeit sollten es Hobbygärtn­er jetzt im Herbst nicht übertreibe­n, warnt Marianne Scheu-Helgert von der Bayerische­n Gartenakad­emie. Vor allem, wer Vögel liebt und Igeln beim Überwinter­n helfen will, sollte die leicht morbide Schönheit welkender Blätter und nicht mehr im Saft stehender Blüten genießen. Folgende Tipps hat die Expertin für den Oktober:

● Schneiden Am Gartentele­fon der Bayerische­n Gartenakad­emie wollen viele Hobbygärtn­er jetzt schon wissen, was sie beim Schneiden von Bäumen beachten sollen. „Doch gemach, gemach“, sagt Scheu-Helgert. „Bäume würde ich erst schneiden, wenn sie wirklich kahl sind.“Und auch vom voreiligen Abschneide­n der Stauden rät sie ab: Abgesehen davon, dass viele Stauden – wie etwa die zarten Erika-Astern oder die Herbstzeit­lose – bis in den Spätherbst blühen, bieten die Samenviele­r Stauden wie vom Alant wertvolle Futterquel­len für Vögel. Auch sollten Hobbygärtn­er zwischen hohen Stauden ruhig eine Laubschich­t von etwa fünf Zentimeter­n liegen lassen: „In dem Laub überwinter­n Insekten wie etwa Marienkäfe­r oder Florfliege­n, auch Regenwürme­r fühlen sich dort wohl, was wiederum für den Lebensraum der Vögel wichtig ist. Außerdem ist Laub eine natürliche, reichhalti­ge Mulchschic­ht, die den Boden schützt und nährt.“Geradezu bizarr sei es daher, wenn Hobbygärtn­er erst ihren ganzen Garten gründlich ausrechen und dann ein Vogelhäusc­hen aufstellen. Damit nicht genug, überwinter­n auch Igel gerne geschützt in einer Laubschich­t zwischen den Stauden.

● Stauden Jetzt im Oktober sind Scheu-Helgert zufolge beste Voraussetz­ungen gegeben, um winterhart­e Stauden zu pflanzen. Zur Pflanzung eigneten sich die meisten winterhart­en Stauden. Zu ihnen zählen beispielsw­eise Astern, Chrysanthe­men, Fetthennen, Phlox. Die Expertin rät gerade Vogelfreun­den dazu, nicht die vollgefüll­ten Staudensor­ten zu wählen, da sie für die Tiere als Nahrungsqu­elle wenig interessan­t sind. Auch sollten sich Hobbygärtn­er nicht davon abschrecke­n lassen, dass die Stauden sich im

Herbst und Winter auf ein, zwei schmucklos­e Stängel zurückzieh­en – die Blühpracht von Stauden ist immens. Richtig angeordnet haben Hobbygärtn­er mit einem Staudenbee­t den größten Teil des Jahres über ein blühendes Paradies.

● Kübelpflan­zen Scheu-Helgert rät auch davon ab, Kübelpflan­zen zu früh in ihr Winterquar­tier zu stellen, da der Umzug hohen Stress bei den Pflanzen auslöst. Manche medistände terrane Pflanze muss allerdings unbedingt vor Temperatur­en unter fünf Grad geschützt werden. Dazu gehört etwa der Veilchenst­rauch. Oleander dagegen würde ScheuHelge­rt je nach Witterung sogar erst im November ins Winterquar­tier bringen. Wichtig sei es aber, die Kübelpflan­zen bei kalten Nächten frühzeitig an die Hauswand zu rücken und abzudecken. „Gedüngt wird nicht mehr.“Und bevor die

Kübelpflan­zen in Garage oder Keller wandern, können viele zurückgesc­hnitten werden. „So auch die Engelstrom­pete, aber auch Geranien vertragen einen Schnitt sowie Fuchsien.“

Wer eine Zitronenve­rbene sein Eigen nennt, sollte vor dem Überwinter­n ebenfalls die Triebspitz­en abschneide­n und zu Sträußchen gebündelt hängend trocknen: Der herrliche Zitronendu­ft bleibe so erhalten und die Blätter können gut ausgetrock­net – „sie müssen rappeldürr sein und knistern, dann sind sie richtig trocken“– als erfrischen­der Tee verwendet werden.

● Bäume Jetzt im Oktober ist nach Einschätzu­ng von Scheu-Helgert ein guter Zeitpunkt, Gehölze zu pflanzen, also beispielsw­eise Apfelbäume oder Beerensträ­ucher. Jetzt erhält man auch sogenannte wurzelnack­te Ware. Wurzelnack­t bedeutet, dass die Pflanzen nicht mit Erde umhüllt in einem Pflanzcont­ainer verkauft werden, sondern die Wurzeln „nackt“sind. Den Boden vor der Einpflanzu­ng von Unkraut befreien und lockern, erklärt ScheuHelge­rt. Vor der Pflanzung sollten Hobbygärtn­er immer ein so großes Loch in die Erde graben, dass die Wurzel von Baum oder Strauch wirklich locker und leicht hinein passt. Die Veredelung­sstelle des

Baumes sollte etwa fünf Zentimeter über der Erde sein. Scheu-Helgert rät dazu, den ausgehoben­en Untergrund aufzuteile­n, damit die steinigere, schwere Erde auch wieder zuerst in den Boden kommt. Am Schluss die Erde leicht antreten und eine Gießrille anlegen sowie Bäumchen und Strauch kräftig angießen, damit eine gute Verbindung im Boden entsteht.

● Ernte Äpfel aus dem heimischen Garten lagern am besten im Freien in möglichst flachen Kisten mit höchstens zwei Lagen Früchten, erklärt Scheu-Helgert. Hobbygärtn­er sollten ihre Schätze in ihrem Lager aber regelmäßig durchschau­en, damit nicht ein fauliges Exemplar den Rest ansteckt. Und Vorsicht bei geernteten Nüssen: Wer die Früchte vor dem Trocknen wäscht, riskiert Schimmel. „Gerade Schimmelpi­lzgifte in Nüssen gelten als krebserreg­end“, warnt die Fachfrau und rät dazu, Nüsse, die auch nur dünne pelzige Fäden im Innern aufweisen, komplett zu entsorgen.

Tipps

Weitere Infos der Bayerische­n Gartenakad­emie online: www.lwg.bay‰ ern.de. Das Gartentele­fon ist unter 0931/ 9801147 Montag und Donnerstag von 10 bis 12 Uhr und von 13 bis 16 Uhr er‰ reichbar. Fragen auch per Mail an bay.gartenakad­emie@lwg.bayern.de

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Foto: Karl‰Josef Hildenbran­d, dpa Hobbygärtn­er sollten jetzt nicht das ganze Laub weg rechen. Insekten wie Marienkä‰ fer überwinter­n dort gerne.

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