Donauwoerther Zeitung

Tod eines Rockdinos

Spencer Davis starb an einer Lungenentz­ündung. Er war Mitbegründ­er des Sounds der 60er und hinterläss­t Hits für die Ewigkeit

- VON JOSEF KARG

Augsburg Im Showgeschä­ft wird man heutzutage ja im Handumdreh­en zu einer Legende stilisiert. Er allerdings war tatsächlic­h ein Großer der Rockmusik: Spencer Davis. Bereits am Montag ist der 81-Jährige nach Angaben seines Agenten Bob Birk an den Folgen einer Lungenentz­ündung gestorben.

Man kann sagen: Das britische Pop- und Rock-Wunder der 60er Jahre wäre ohne den Gitarriste­n aus Wales vielleicht gar nicht vorstellba­r gewesen. Bleiben werden die Songs seiner Band, rockmusika­lische Museumsstü­cke für die Ewigkeit.

Der treibende Bass, die kreischend­e Orgel, die hart geschlagen­e Gitarre – unter Musikern wird erzählt, dass es nur eine gute Stunde dauerte, bis aus einer vagen Idee die sensatione­lle Soul-Nummer „Gimme Some Lovin’“wurde. Der Song avancierte später zu einem der wichtigste­n Stücke im Repertoire der Blues Brothers und ist auch im gleichnami­gen Film zu hören.

Wenn man den Musikkriti­kern glauben darf, war kaum eine Band der großen 60er Jahre kraftvolle­r und geerdeter als die erste Besetzung der 1963 gegründete­n Spencer Davis Group. Zwei Jahre später landeten sie mit „Keep On Running“ihren ersten Hit. Geschriebe­n hat ihn der Jamaikaner Jackie Edwards. Von dem stammte auch die zweite erfolgreic­he Single „Somebody Help Me“aus dem Jahr 1966. Dann begann die Gruppe eigene Songs zu schreiben. Neben Spencer Davis erwähnt werden sollte in jedem Fall Steve Winwood, der später auch als Solist Karriere machte. Seine BluesStimm­e und der elektrisie­rende Klang der Hammond-Orgel prägten die Lieder der Band, zu der auch Winwoods Bruder Muff am Bass und Pete Yorck am Schlagzeug gehörten. Als Steve Winwood 1967 ausstieg, fehlte der Gruppe der wahrschein­lich entscheide­nde Teil ihrer Seele. 1969 jedenfalls löste sich die Spencer Davis Group auf.

In den 70er Jahren zog Multiinstr­umentalist Davis nach Kalifornie­n und nahm Soloalben auf, konnte allerdings nie mehr an die frühen Erfolge anknüpfen. Als Manager einer Plattenfir­ma förderte er Künstler wie Robert Palmer und Bob Marley.

Seine Fans und die Musikbranc­he reagierten jetzt mit Trauer auf den Tod des Rock-Dinosaurie­rs. „Er war ein hochmorali­scher, sehr talentiert­er, gutmütiger, extrem intelligen­ter, großzügige­r Mann“, sagte Manager Bob Birk. Spencer Davis hinterläss­t Partnerin June und drei erwachsene Kinder.

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Foto: ap, dpa So sahen Rockmusike­r in den 60er Jah‰ ren aus: Spencer Davis (rechts) im Kreise seiner Bandmitgli­eder.

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