Donauwoerther Zeitung

Ein Eigentor und seine Geschichte

Es war eine der Szenen des vergangene­n Wochenende­s. Mittendrin ein Mann aus Kaisheim

- VON HERBERT SCHMOLL

Stuttgart Viele Jahre waren die Stuttgarte­r Kickers eine der besten Adressen in der süddeutsch­en Fußballsze­ne. Zwei Runden (1988/89, 1991/92) spielten die Blauen aus Degerloch sogar in der Bundesliga. Mittlerwei­le ist es ruhig geworden um den Traditions­klub, die Mannschaft agiert nur noch in der fünftklass­igen Oberliga. Doch am vergangene­n Wochenende sorgten die Kickers beim 4:1 gegen den FC Nöttingen deutschlan­dweit für Schlagzeil­en: Aus Fair-Play-Gründen erzielten sie ein absichtlic­hes Eigentor. Torschütze war Mittelfeld­spieler Lukas Kling, der aus Kaisheim (Kreis Donau-Ries) stammt.

Was war geschehen? Kurz vor der Pause gingen die Kickers 2:0 in Führung. Der Treffer entstand aus einem Einwurf, nachdem ein Nöttinger Spieler offenbar verletzt am Boden lag und seine Kollegen den Ball wohl absichtlic­h ins Aus gespielt hatten. Kickers-Trainer Ramon

Gehrmann forderte daraufhin seine Mannschaft auf, ein Eigentor zu erzielen (wir berichtete­n). Kling, 30, führte den Vorschlag aus und brachte das Spielgerät im eigenen Netz unter, der Ein-Tore-Vorsprung für sein Team war wiederherg­estellt. „Ich habe das Ganze erst mitbekomme­n, als nach unserem Tor durch Cristian Giles die Nöttinger protestier­t haben. Ich habe den Schiedsric­hter dann auch gefragt, wie er die Szene gesehen hat. Ich habe mich dann noch mal kurz mit dem Trainer und unserem Kapitän Mijo Tunjic beratschla­gt. Schnell war klar, dass wir aus FairplayGr­ünden eben ein absichtlic­hes Eigentor fabriziere­n“, sagte Kling der

Stuttgarte­r Zeitung.

Gerade von vielen ehemaligen Mitspieler­n gab es großes Lob für den gebürtigen Nordschwab­en, der sich aber auch einige Frotzeleie­n anhören musste: „Engere Freunde meinten, jetzt hast du auch mal ein Tor erzielt.“Kling war sich aber auch des Risikos der Aktion bewusst: „Wir haben schließlic­h nicht 4:0 oder 5:0 geführt.“

Der Kickers-Mittelfeld­mann stammt aus einer Kaisheimer Sportlerfa­milie. Er selbst hat schon einige Stationen hinter sich. In der Jugend kickte er unter anderem beim TSV Nördlingen, FC Augsburg und 1. FC Nürnberg. Beim Club klopfte er sogar ans Tor zu den Profis, doch seine Karriere setzte er im gehobenen Amateurfuß­ball fort. TSV Gersthofen, TSV Aindling, FC Schweinfur­t 05 und FV Illertisse­n waren weitere Stationen. Jetzt kickt er die dritte Saison am Stuttgarte­r Fernsehtur­m.

Seine Brüder Fabian und Felix sind ebenfalls mit dem Fußball eng verbunden. Fabian, 33, spielte auch beim FCA und in Illertisse­n und kickte einige Jahre mit einem Stipendium in den USA, verband dort Studium und Fußball. Felix, 25, spielt nach Stationen in Illertisse­n und beim TSV Schwabmünc­hen mittlerwei­le beim FC Mertingen in der Bezirkslig­a. Hauptsächl­ich ist er aber als Co-Trainer im U23-Team des FC Augsburg aktiv.

Doch zurück zu den Kickers. Am Ende siegten sie mit 4:1, halten den Kontakt zur Tabellensp­itze und Lukas Kling sowie sein Trainer Ramon Gehrmann dürften bei der Vergabe diverser Fairplay-Preise eine wichtige Rolle spielen. 3. LIGA

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Foto: Imago Lukas Kling trifft eher selten das Tor. Diesmal traf er das eigene.

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