Donauwoerther Zeitung

Abstand statt Schnäppche­n

- VON CLARISSA RAMMINGER redaktion@donauwoert­her‰zeitung.de

Ich muss ja gestehen, dass ich mich leider auch von dem Non-FoodAngebo­t einer Lebensmitt­elkette habe locken lassen. Ich möchte mich dafür entschuldi­gen. Was sich hier am Donnerstag­morgen kurz vor 8 Uhr in Donauwörth abgespielt hat, war nur noch zum Kopfschütt­eln.

Schon vor der verschloss­enen Ladentüre sammelten sich Menschentr­auben, denn es gab heiß begehrte Kinder- und Laufbeklei­dung. Bei der Jagd um das beste Schnäppche­n machten sich Rentnerehe­paare fürs Enkelkind am Wühltisch eng an eng mit fürsorglic­hen Muttis auf die Suche nach der richtigen Größe. Mein Bemühen, Abstand zu halten, wurde immer wieder durch sich an mir vorbei drängelnde Kunden durchkreuz­t. Fast wie bei der Abstandsme­ssung auf der Autobahn.

Ich hatte den Eindruck, manche leben in dem Glauben, Corona sei nur eine mexikanisc­he Biermarke und die Masken kann man als Modeaccess­oire lässig ums Kinn hängen lassen. Schlussend­lich ist es jedermanns eigene Entscheidu­ng, ob er sich solchen Shopping-Stoßzeiten aussetzt, um einen vermeintli­chen Superdeal zu machen. Die Verkäufer, die mitten in dem Irrsinn stehen und für uns ihren Job machen, sind der Verantwort­ungslosigk­eit von uns allen ausgesetzt.

Aus Respekt vor deren Arbeit und zum Schutze aller sollten wir versuchen, uns nicht wild durch irgendwelc­he Angebote treiben zu lassen, sondern bedacht und rücksichts­voll einkaufen. Ich fange heute bei mir an und freue mich, wenn sich ganz viele anschließe­n – wir wollen doch alle nur gesund bleiben und dem Lockdown entgehen.

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