Donauwoerther Zeitung

Wer greift nach meinen Daten?

Damit das Handy nicht zur Datenschle­uder wird, informiert die neue Internet-Plattform „App-Check“über das App-Sendeverha­lten im laufenden Betrieb. Was man dazu wissen muss

- VON HANS PETER SEITEL

Augsburg Apps sind praktisch – können das Smartphone aber auch zur Datenschle­uder machen. Eine neue Internet-Plattform „AppCheck“hilft nun bei der Beurteilun­g und Auswahl von Anwendunge­n. Zum Start der Plattform sind die Ergebnisse für rund 33000 Android-Apps abrufbar – vom „Allergieta­gebuch“über „Pilze“und „Stromtanks­tellen“bis zum „Zyklus-Tracker“. Die EU-Initiative Klicksafe, die Nutzern einen kompetente­n Umgang mit dem Internet ermögliche­n will, und das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI) machen auf das neue Angebot aufmerksam. Finanziert wird das Projekt vom Bundesmini­sterium für Verbrauche­rschutz.

Worum geht es?

Projektzie­l ist, dass App-Nutzer die Kontrolle über ihre Daten behalten. Auf der Plattform appcheck.mobilsiche­r.de können sie den Angaben zufolge erfahren, welche Internetad­ressen eine App im Betrieb kontaktier­t und welche persönlich­en Daten dabei vom Smartphone erhoben und übermittel­t werden. Außerdem würden die Zugriffsre­chte des Anbieters (App-Berechtigu­ngen) überprüft. Betreiber des Projekts, das im Anfangssta­dium ist und fortgeführ­t wird, sind die gemeinnütz­igen Vereine iRights und Institut für Technik und Journalism­us in Berlin.

Was bringt der Check?

Von den rund 33000 Apps wurden rund 2900 einem sogenannte­n Volltest bei laufendem Betrieb unterzogen. Die Tester vergeben Noten (genannt Privacy-Score) von 1 bis 5. Beim Score 1 (kein Risiko) versende die App nur die nötigsten Daten an den App-Anbieter oder Dritte, beim Score 5 (sehr problemati­sch) könne zum Beispiel ein Bewegungsp­rofil für den Nutzer erstellt werden, berichten die Projektbet­reiber. Rund 30000 weitere Apps sind einem „Schnelltes­t“unterzogen worden. Dabei werde die jeweilige App-Installati­onsdatei auf bestimmte Merkmale überprüft.

Gibt es große Unterschie­de?

Die Noten für Apps bestimmter Kategorien unterschei­den sich teils erheblich. So liefert die Datenbank zum Stichwort „Entertainm­ent“die Volltest-Ergebnisse für 114 Apps mit Scores zwischen 1 und 4. Die drei überprüfte­n „Allergie“-Apps schneiden mit Scores zwischen 1 und 3 ab. Knapp 700 der 2900 Voll

führten zu einem Score von 1 oder 2. Wichtig: Über die Funktional­ität der Apps oder den Nutzen und Spaß, den sie vermitteln, sagen die Noten nichts aus.

Warum sollte man als Nutzer von Apps besonders vorsichtig sein?

Das Bundesamt für Sicherheit in der Informatio­nstechnik weist darauf hin, dass Apps nicht nur gespeicher­te Daten in fremde Hände geben, sondern auch zu hohen Kosten führen können, etwa durch sogenannte In-App-Käufe. Außerdem müsse der Anwender den App-Anbietern oft bestimmte Berechtigu­ngen erteilen, etwa zum Zugriff auf die Kontakte oder den Standort. Der Rat der BSI-Experten: Es sollten nur solche Apps installier­t werden, die einem so wichtig sind, dass man diese Berechtigu­ngen akzeptiere­n will. Skepsis sei zum Beispiel auch angebracht, „wenn eine Anwendung zum Speichern von Notizen auf die SMS-Funktion zugreifen will“.

Kann ich gezielt suchen?

Die Plattform bietet zahlreiche Filtermögl­ichkeiten. Außer nach Themenkate­gorien können zum Beispiel Apps herausgefi­ltert werden, die keine In-App-Käufe oder keinen Internetzu­griff ermögliche­n. Mit einem weiteren Filter lassen sich Apps finden, die keine bestimmten Berechtigu­ngen fordern oder bestimmte persönlich­e Informatio­nen nicht übertragen. Zu den Daten, die bei vielen Apps an Dritte übertragen werden können, gehören den Protests jektbetrei­bern zufolge etwa die E-Mail-Adresse, das Geburtsdat­um, der Nutzername des Google-Kontos oder die Postleitza­hl (GPS-basiert).

Wie ist das mit den Berechtigu­ngen?

Im Testergebn­is aufgeführt sind alle Berechtigu­ngen, die eine App potenziell einfordern kann, wobei zwischen „normal“und „zustimmung­spflichtig“unterschie­den wird. Die mit „normal“gekennzeic­hneten Berechtigu­ngen erhalte die App automatisc­h, die „zustimmung­spflichtig­en“nur bei Zustimmung des Nutzers, erläutern die Projektbet­reiber. Berechtigu­ngen, die manuell ausgeschal­tet werden können, zählten zu den „zustimmung­spflichtig­en“.

 ?? Foto: Andrea Warnecke, dpa ?? Die neue Internet‰Plattform „App‰Check“informiert die Nutzer, was für Daten Apps an wen während des laufenden Betriebes sen‰ den. Sie soll helfen zu verhindern, dass das eigene Handy zur Datenschle­uder wird.
Foto: Andrea Warnecke, dpa Die neue Internet‰Plattform „App‰Check“informiert die Nutzer, was für Daten Apps an wen während des laufenden Betriebes sen‰ den. Sie soll helfen zu verhindern, dass das eigene Handy zur Datenschle­uder wird.

Newspapers in German

Newspapers from Germany