Donauwoerther Zeitung

Hat er die Drogen verkauft?

34-Jähriger Mann wird nach dem Drogentod zweier Jugendlich­er in Nordendorf angeklagt. Wie die Vorwürfe gegen ihn genau lauten

- VON CHRISTOPH FREY

Nordendorf Im Zusammenha­ng mit dem Tod zweier Jugendlich­er in Nordendorf (Kreis Augsburg) im Sommer hat die Staatsanwa­ltschaft jetzt Anklage gegen einen 34-Jährigen erhoben. Er soll die Drogen verkauft haben, die zum Tode der beiden jungen Männer führte.

Die Eltern eines 16-Jährigen hatten diesen und seinen ein Jahr jüngeren Freund Mitte Juni Tod im Haus gefunden. Beide hatten offenbar eine tödliche Dosis Amphetamin­e genommen. Wenige Tage später nahm die Polizei einen Mann aus dem nördlichen Landkreis fest. Er stand im Verdacht, den Jugendlich­en die Drogen verkauft zu haben.

Nun hat die Staatsanwa­ltschaft Anklage gegen den heute 34-Jährigen erhoben und nennt dabei erstmals in der Öffentlich­keit detaillier­te Vorwürfe. Die Anklage gegen den 34-jährigen Deutschen aus dem Landkreis Augsburg lautet auf Handeltrei­ben mit Betäubungs­mitteln in nicht geringer Menge in sechs Fällen und Abgabe von Betäubungs­mitteln an eine Person unter 18 Jahren in vier Fällen.

Der Angeschuld­igte ist laut Staatsanwa­ltschaft dingend verdächtig, im Zeitraum Frühjahr 2019 bis Juni 2020 Betäubungs­mittel

(Marihuana, Kokain und Amphetamin in unterschie­dlicher Form) überwiegen­d in nicht geringer Menge verkauft zu haben. Dabei soll er in vier Fällen Betäubungs­mittel auch an den im Juni nach einer Überdosis verstorben­en 16-Jährigen aus Nordendorf verkauft haben. Die Betäubungs­mittel, insbesonde­re das an den 16-Jährigen veräußerte Amphetamin, sollen zum Teil einen sehr hohen Wirkstoffg­ehalt gehabt haben, so der Vorwurf der Anklagebeh­örde.

Nach den Erkenntnis­sen der Polizei spielen synthetisc­he Drogen im nördlichen Landkreis Augsburg einegrößer­e Rolle als im Rest des Augsburger Landes. Rauschgift­delikte im Zusammenha­ng mit Amphetamin­en

nahmen deutlich zu. Waren es 2018 noch 343 Fälle, stieg die Zahl im vergangene­n Jahr auf 380. Das sind knapp elf Prozent mehr, wie aus der Kriminalst­atistik des Polizeiprä­sidiums Schwaben Nord hervorgeht. Auch bei einem weiteren spektakulä­ren Kriminalfa­ll in Nordendorf spielten Drogen eine wichtige Rolle. Im Wahn hatte ein 35-Jähriger zwei arglose Menschen mit einer Pfeilschus­swaffe angegriffe­n und schwer verletzt. Erst diesen Sommer ließ ein Gericht den „Pfeilschüt­zen von Nordendorf“in die Psychiatri­e einweisen.

Dem 34-jährigen mutmaßlich­en Drogendeal­er droht dagegen eine längere Haftstrafe, wenn ihn die Große Strafkamme­r am Landgerich­t Augsburg verurteilt. Das Strafgeset­zbuch sieht für Handeltrei­ben mit Betäubungs­mitteln in nicht geringer Menge und für Abgabe von Betäubungs­mitteln als Person über 21 Jahren an eine Person unter 18 Jahren eine Freiheitss­trafe von einem bis 15 Jahren Haft vor.

Der Angeschuld­igte befindet sich seit Mitte Juni in dieser Sache in Untersuchu­ngshaft. Über die Eröffnung des Verfahrens wurde laut Staatsanwa­ltschaft noch nicht entschiede­n und daher auch noch keine Termine zur Hauptverha­ndlung bestimmt.

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