Donauwoerther Zeitung

Er bewertet die Skispringe­r

Der weiteste Sprung ist keine Garantie für den Sieg. Es kommt noch auf etwas anderes an. Was das ist, kann Hannes Boose gut erklären. Er ist Sprungrich­ter

- VON MICHAEL BILLIG

Als Kind ist Hannes Boose selbst gern auf Skiern die Sprungscha­nze hinunterge­fahren. Im Alter von sieben Jahren wagte er von einer kleinen Schanze seinen ersten Sprung. Es gefiel ihm so gut, dass er mit dem Springen weitermach­te. Später machte er auch bei Wettkämpfe­n mit. Als er erwachsen war, hörte Hannes Boose mit dem Springen auf. „Ich war kein großes Talent“, sagt er. Groß blieb aber seine Begeisteru­ng für diesen Sport. „Ich bin verrückt danach“, sagt der 29 Jahre alte Mann. So wurde er Sprungrich­ter.

Die Sprungrich­ter nehmen beim Skispringe­n eine wichtige Rolle ein. Sie bewerten die Sprünge. Dabei ist nicht nur die Weite entscheide­nd. Die Sprungrich­ter vergeben Haltungsno­ten für die Springer. Diese Benotung kann entscheide­n, wer den Sieg holt! Eine gute Sicht auf die Sprünge ist wichtig für die Sprungrich­ter. Deshalb gehört zu den Sprungscha­nzen auch ein Kampfricht­erturm.

Jeder Turm sieht anders aus. Mal ist es ein Gebäude auf Stelzen, mal ein mehrstöcki­ges Haus. Das Aussehen ist nicht so wichtig. Hauptsache der Standpunkt ist erhöht. Denn wenn die

Springer von der Schanze kommen, dann fliegen sie auf Augenhöhe an Hannes Boose vorbei. Er kann sie so am besten sehen und beurteilen. mindestens 18 Jahre alt sein. Die Sprungrich­ter sind ehrenamt‰ lich tätig. Zum Geldverdie­nen üben sie noch einen Beruf aus. Hannes Boose zum Beispiel zählt zu den jüngsten Sprungrich‰ tern in Deutschlan­d. Er ist 29 Jahre alt und arbeitet auf einem Flughafen. (dpa)

Wie sieht ein schöner Sprung aus? „Ski und Springer müssen eine Einheit bilden“, sagt der Experte. Bei der Bewertung sind drei Phasen eines Sprungs entscheide­nd: der Flug, die Landung und die Ausfahrt. Beim Flug achten die Sprungrich­ter auf Arme, Beine und Ski des Springers. Die Ski müssen in der Luft ein V bilden – wie der Buchstabe. Die Beine müssen durchgestr­eckt sein und die Arme eng am Körper anliegen. Wer etwa in der Luft mit den Armen rudert, verliert Punkte.

Ein Sturz kostet viele Punkte

Bei der Landung kommt es auf die Stellung der Füße an. Leicht versetzt sollen sie auf dem Boden aufkommen. Dann ist es ein sogenannte­r Telemark. So wird beim Skispringe­n die perfekte Landung bezeichnet. Wenn die Füße nebeneinan­der aufkommen, gibt es Abzüge. Bei der Ausfahrt ist vor allem wichtig, dass der Sprung sicher und im Stehen abgeschlos­sen wird. Ein Sturz kostet viele Punkte.

20,0 ist die höchste Punktzahl, die ein Richter vergeben kann. Das kommt aber selten vor. Selbst die besten Skispringe­r können sie nur schwer erreichen. Hannes Boose hat in seinen acht Jahren als Sprungrich­ter die Höchstpunk­tzahl erst einmal vergeben. „Dieser Sprung war makellos. Da stimmte einfach alles.“

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Foto: dpa Hannes Boose ist Sprungrich­ter beim Skispringe­n. Er bewertet bei den Sportlern den Flug, die Landung und den Auslauf.

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