Donauwoerther Zeitung

Landrat will Auflagen für Schulen prüfen

Maskenpfli­cht und Distanzunt­erricht in Schulen haben Eltern im Landkreis in Rage versetzt. Sie reagieren mit wütenden Mails, weiteren Klagen und einer Petition. Jetzt sollen die bisherigen Fälle analysiert werden

- VON BARBARA WILD

Donau‰Ries Maskenpfli­cht in der Grundschul­e und Distanzunt­erricht an den weiterführ­enden Schulen – das ist es, was die Eltern im Landkreis Donau-Ries aktuell auf die Barrikaden gehen lässt. Hunderte von Mails sind seit vergangene­n Donnerstag im Landratsam­t eingegange­n. Die Mütter und Väter hinterfrag­en die seit 22. Oktober geltenden Corona-Schutzmaßn­ahmen in den Schulen. „So eine Flut an E-Mails habe ich noch nie gehabt“, sagt Landrat Stefan Rößle.

Nachdem bereits ein Vater und Anwalt aus Donauwörth den Klageweg beschritte­n hat, wählte auch die Donauwörth­erin Katharina Wiedemann-Schmid diesen Weg. Sie ist von den neuen Regelungen mehrfach betroffen, denn sie ist zum einen selbst Lehrerin am THG in Nördlingen und unterricht­et ihre Schüler nun wochenweis­e im Distanzund Präsenzunt­erricht. Aber sie ist auch Mutter dreier Kinder, zwei davon im Präsenzunt­erricht an der Gebrüder-Röls-Schule in Donauwörth, eines ebenfalls im Wechselunt­erricht am Gymnasium in Donauwörth. Sie stellte den Antrag zur Aufhebung der Maßnahme „Distanzunt­erricht“gegen das Gesundheit­samt des Landkreise­s DonauRies. Mittlerwei­le hat sie zumindest schon mal ein Aktenzeich­en.

„Den Regelbetri­eb in den Schulen – und besonders in den Grundschul­en – sofort nach dem erstmalige­n Erreichen der Warnstufe Rot einzustell­en, ist eine unverhältn­ismäßige Maßnahme“, schreibt sie an das Verwaltung­sgericht Augsburg. Denn in keiner Schule im Landkreis hätte es ein größeres Ausbruchsg­eschehen gegeben. „Das Recht aller Kinder auf Bildungssi­cherheit, Chancengle­ichheit und gesellscha­ftliche Teilhabe wird durch die vom Gesundheit­samt verordnete­n Maßnahmen im Vergleich zu den Maßnahmen für die Gesamtbevö­lkerung unverhältn­ismäßig stark beschnitte­n.“

Auch andere Eltern wehren sich. Im Landkreis Donau-Ries gibt es nun auch eine Petition gegen die Maskenpfli­cht und für den Einsatz für Alternativ­en an den Schulen des gesamten Landkreise­s Donau-Ries. Sie richtet sich an Landrat Stefan Rößle. Die Initiatori­nnen aus Wemding, Tamara Seel-Kolada und Ani

Gebel schreiben auf der Internetpl­attform openpetiti­on.de: „Es müssen für die Gesundheit unserer Kinder andere Maßnahmen ergriffen werden! Zum Beispiel HygieneSch­utzaufstel­ler an allen Tischen!“Bis zum Redaktions­schluss unserer Zeitung haben sie 339 Unterstütz­er, davon sind 283 aus dem Landkreis Donau-Ries.

Landrat Stefan Rößle ist von der Wut und der Entrüstung der Eltern überrollt worden. Noch nie in seiner Amtszeit hätte ein Vorgehen des Landratsam­tes solche Reaktionen hervorgeru­fen.

Er sagt, er verstehe die Anliegen der Eltern, setze aber lediglich das um, was die Bayerische Staatsregi­erung vorgebe. Zwar sind Ausnahmen der Auflagen möglich und werden auch bereits in anderen Landkreise­n und Städten umgesetzt. „Ich bin aber der Landrat von DonauRies und nicht eines anderen Landkreise­s oder die Oberbürger­meisterin von Augsburg“, macht Rößle klar. „Ich habe die Verantwort­ung für unsere Region.“

Dennoch will Rößle nun reagieren. Er hat sein Gesundheit­samt gebeten, die Daten der bisher 721 Infizierte­n aus dem Landkreis detaillier­ter auszuwerte­n. In Zukunft soll klar sein und auch öffentlich bekannt gegeben werden, wie sich die Corona-Fälle auf die jeweiligen Städte und Gemeinden im Landkreis verteilen. Zudem möchte Rößle eine klare Aufschlüss­elung nach Altersstuf­en, um beantworte­n zu können, wie hoch das jeweilige Infektions­geschehen bei den Grundschül­ern, den Jugendlich­en an den weiterführ­enden Schulen und in weiteren Altersgrup­pen ist. „Erst dann haben wir eine Grundlage dafür, eine Ausnahme von den aktuell geltenden Regeln zu diskutiere­n und auch gegenüber dem Kultusmini­sterium zu rechtferti­gen“, erklärt Rößle.

Ein Beispiel: Wenn die Daten ergeben, dass vor allem Bürger aus Donauwörth und Nördlingen infiziert sind, dann könnte die Maskenpfli­cht an Grundschul­en außerhalb dieser beiden Städte aufgehoben werden. Oder, wenn klar wäre, dass die Infektions­zahlen bei den unter 20-Jährigen niedrig ist, könnte der Landkreis die Vorgaben zu Maskenka pflicht und Abstand im Klassenzim­mer aufweichen und so Distanzunt­erricht nicht weiter notwendig machen.

„Aktuell aber haben wir diese Daten nicht“, sagt Rößle, der angesichts der weiter steigenden Zahlen beunruhigt ist. Seit dem Wochenende seien mehrere Mitarbeite­r des Gesundheit­samtes dabei, alle Fälle der 721 Infizierte­n erneut manuell einzugeben. „Leider kann man nicht einfach auf einen Knopf drücken, und die Daten sind da“, so Rößle. Das liege unter anderem auch am Datenschut­z.

Das bisherige Infektions­geschehen im Landkreis sei bereits verteilt undkaumauf eineeinzig­eVeranstal­tung zurückzufü­hren. Bei einer privaten Party im Ries hätten sich auf einen Schlag 20 Gäste angesteckt. „Doch das ist nur ein kleiner Teil der aktuell 176 Fälle“, sagt Rößle.

In einer Pressekonf­erenz am Mittwoch, 28. Oktober, um 16 Uhr will Landrat Rößle die Analyse der Zahlen präsentier­en und auch, ob Ausnahmen der bisherigen CoronaSchu­tzmaßnahme­n an Schulen geplant sind.

 ?? Foto: Anette Zoepf ?? Distanzunt­erricht oder auch Homeschool­ing genannt, gehört seit vergangene­r Woche für viele Schüler wieder zum Alltag. Eltern aus dem Landkreis gehen auf die Barrikaden.
Foto: Anette Zoepf Distanzunt­erricht oder auch Homeschool­ing genannt, gehört seit vergangene­r Woche für viele Schüler wieder zum Alltag. Eltern aus dem Landkreis gehen auf die Barrikaden.

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