Landrat will Auflagen für Schulen prüfen
Maskenpflicht und Distanzunterricht in Schulen haben Eltern im Landkreis in Rage versetzt. Sie reagieren mit wütenden Mails, weiteren Klagen und einer Petition. Jetzt sollen die bisherigen Fälle analysiert werden
DonauRies Maskenpflicht in der Grundschule und Distanzunterricht an den weiterführenden Schulen – das ist es, was die Eltern im Landkreis Donau-Ries aktuell auf die Barrikaden gehen lässt. Hunderte von Mails sind seit vergangenen Donnerstag im Landratsamt eingegangen. Die Mütter und Väter hinterfragen die seit 22. Oktober geltenden Corona-Schutzmaßnahmen in den Schulen. „So eine Flut an E-Mails habe ich noch nie gehabt“, sagt Landrat Stefan Rößle.
Nachdem bereits ein Vater und Anwalt aus Donauwörth den Klageweg beschritten hat, wählte auch die Donauwörtherin Katharina Wiedemann-Schmid diesen Weg. Sie ist von den neuen Regelungen mehrfach betroffen, denn sie ist zum einen selbst Lehrerin am THG in Nördlingen und unterrichtet ihre Schüler nun wochenweise im Distanzund Präsenzunterricht. Aber sie ist auch Mutter dreier Kinder, zwei davon im Präsenzunterricht an der Gebrüder-Röls-Schule in Donauwörth, eines ebenfalls im Wechselunterricht am Gymnasium in Donauwörth. Sie stellte den Antrag zur Aufhebung der Maßnahme „Distanzunterricht“gegen das Gesundheitsamt des Landkreises DonauRies. Mittlerweile hat sie zumindest schon mal ein Aktenzeichen.
„Den Regelbetrieb in den Schulen – und besonders in den Grundschulen – sofort nach dem erstmaligen Erreichen der Warnstufe Rot einzustellen, ist eine unverhältnismäßige Maßnahme“, schreibt sie an das Verwaltungsgericht Augsburg. Denn in keiner Schule im Landkreis hätte es ein größeres Ausbruchsgeschehen gegeben. „Das Recht aller Kinder auf Bildungssicherheit, Chancengleichheit und gesellschaftliche Teilhabe wird durch die vom Gesundheitsamt verordneten Maßnahmen im Vergleich zu den Maßnahmen für die Gesamtbevölkerung unverhältnismäßig stark beschnitten.“
Auch andere Eltern wehren sich. Im Landkreis Donau-Ries gibt es nun auch eine Petition gegen die Maskenpflicht und für den Einsatz für Alternativen an den Schulen des gesamten Landkreises Donau-Ries. Sie richtet sich an Landrat Stefan Rößle. Die Initiatorinnen aus Wemding, Tamara Seel-Kolada und Ani
Gebel schreiben auf der Internetplattform openpetition.de: „Es müssen für die Gesundheit unserer Kinder andere Maßnahmen ergriffen werden! Zum Beispiel HygieneSchutzaufsteller an allen Tischen!“Bis zum Redaktionsschluss unserer Zeitung haben sie 339 Unterstützer, davon sind 283 aus dem Landkreis Donau-Ries.
Landrat Stefan Rößle ist von der Wut und der Entrüstung der Eltern überrollt worden. Noch nie in seiner Amtszeit hätte ein Vorgehen des Landratsamtes solche Reaktionen hervorgerufen.
Er sagt, er verstehe die Anliegen der Eltern, setze aber lediglich das um, was die Bayerische Staatsregierung vorgebe. Zwar sind Ausnahmen der Auflagen möglich und werden auch bereits in anderen Landkreisen und Städten umgesetzt. „Ich bin aber der Landrat von DonauRies und nicht eines anderen Landkreises oder die Oberbürgermeisterin von Augsburg“, macht Rößle klar. „Ich habe die Verantwortung für unsere Region.“
Dennoch will Rößle nun reagieren. Er hat sein Gesundheitsamt gebeten, die Daten der bisher 721 Infizierten aus dem Landkreis detaillierter auszuwerten. In Zukunft soll klar sein und auch öffentlich bekannt gegeben werden, wie sich die Corona-Fälle auf die jeweiligen Städte und Gemeinden im Landkreis verteilen. Zudem möchte Rößle eine klare Aufschlüsselung nach Altersstufen, um beantworten zu können, wie hoch das jeweilige Infektionsgeschehen bei den Grundschülern, den Jugendlichen an den weiterführenden Schulen und in weiteren Altersgruppen ist. „Erst dann haben wir eine Grundlage dafür, eine Ausnahme von den aktuell geltenden Regeln zu diskutieren und auch gegenüber dem Kultusministerium zu rechtfertigen“, erklärt Rößle.
Ein Beispiel: Wenn die Daten ergeben, dass vor allem Bürger aus Donauwörth und Nördlingen infiziert sind, dann könnte die Maskenpflicht an Grundschulen außerhalb dieser beiden Städte aufgehoben werden. Oder, wenn klar wäre, dass die Infektionszahlen bei den unter 20-Jährigen niedrig ist, könnte der Landkreis die Vorgaben zu Maskenka pflicht und Abstand im Klassenzimmer aufweichen und so Distanzunterricht nicht weiter notwendig machen.
„Aktuell aber haben wir diese Daten nicht“, sagt Rößle, der angesichts der weiter steigenden Zahlen beunruhigt ist. Seit dem Wochenende seien mehrere Mitarbeiter des Gesundheitsamtes dabei, alle Fälle der 721 Infizierten erneut manuell einzugeben. „Leider kann man nicht einfach auf einen Knopf drücken, und die Daten sind da“, so Rößle. Das liege unter anderem auch am Datenschutz.
Das bisherige Infektionsgeschehen im Landkreis sei bereits verteilt undkaumauf eineeinzigeVeranstaltung zurückzuführen. Bei einer privaten Party im Ries hätten sich auf einen Schlag 20 Gäste angesteckt. „Doch das ist nur ein kleiner Teil der aktuell 176 Fälle“, sagt Rößle.
In einer Pressekonferenz am Mittwoch, 28. Oktober, um 16 Uhr will Landrat Rößle die Analyse der Zahlen präsentieren und auch, ob Ausnahmen der bisherigen CoronaSchutzmaßnahmen an Schulen geplant sind.