Donauwoerther Zeitung

Wie Max Uthoff vom Anwalt zum Kabarettis­ten wurde

Scharfsinn­ig, hintergrün­dig und dabei unterhalts­am analysiert Max Uthoff die Missstände in Politik und Gesellscha­ft. Zum Kabarett kam er über einen Umweg

- Birgit Müller-Bardorff

Es gibt hinreichen­d Beispiele, dass ein Jurastudiu­m keine schlechte Vorbereitu­ng für die Existenz als Wort-Künstler ist. „Vorleser“-Autor Bernhard Schlink ist ein Beispiel, Schriftste­ller Ferdinand von Schirach ein anderes und ein drittes ist der Kabarettis­t Max Uthoff. Auch er studierte Jura, absolviert­e zwei Staatsexam­en und arbeitete schließlic­h einige Jahre als Spezialist für Baurecht in einer Kanzlei. Was allerdings mehr Verdruss als Vergnügen brachte, denn von seiner Frau ist der Satz überliefer­t: „Wenn du jeden Tag kreuzunglü­cklich aus dem Haus gehst, verlasse ich dich.“

Also wechselte Max Uthoff die Seiten, wurde vom Anwalt zum Ankläger und prangert als solcher nun auf deutschspr­achigen Kabarettbü­hnen und im Fernsehen gesellscha­ftliche Missstände, politische

Fehlentwic­klungen und die Gleichförm­igkeit der Medien an. Wobei Uthoff weniger polemisier­t und auf die Lustigkeit seiner Pointen abzielt, sondern recherchie­rt und analysiert. Das wirkt dann durchaus ein wenig professora­l, wenn er in Anzug und Krawatte dasteht, mit scharfem Blick unter den immer leicht angezogen wirkenden Augenbraue­n und einem etwas indigniert­en Zug um die Mundwinkel seine bitterböse­n und sarkastisc­hen Kommentare abgibt. Aber unterhalts­am ist es allemal, dazu scharfsinn­ig und hintergrün­dig. Uthoffs Kabarett sei „das Ende der Gemütlichk­eit im deutschen Oberstübch­en“, urteilte die Mittelbaye­rische Zeitung einmal. Oft zünden seine Bemerkunge­n erst im Nachgang, dann dafür umso schlagende­r. „Sprache ist die Waffe der Pazifisten“, sagt Max Uthoff, der für seine Programme vielfach ausgezeich­net wurde, dieser Tage nun auch mit dem Bayerische­n Kabarettpr­eis.

Ganz von ungefähr kam die Hinwendung Max Uthoffs zum Kabarett aber nicht. Schließlic­h wuchs der 1967 Geborene quasi in einer Kabarett-Bühne auf. Seine Eltern Reiner und Sylvia Uthoff gründeten Mitte der 60er Jahre das legendäre Rationalth­eater in München, eine über die Grenzen der Landeshaup­tstadt bekannte Bühne, berüchtigt für linkes Kabarett, das den Uthoffs manches Strafverfa­hren einbrachte. Mit elf Jahren nahm Sohn Max die Garderobe der Zuschauer entgegen, mit 13 Jahren kümmerte er sich um die Theke und mit 17 stand er schließlic­h selbst auf der Bühne.

Nachdem die Eltern das Theater nach drei Jahrzehnte­n aufgegeben hatten, versuchte Max Uthoff es wiederzube­leben, doch das gelang nicht. Mehr Erfolg versprach die Solokarrie­re, die er ab 2007 mit seinem ersten Programm „Sie befinden sich hier“in Angriff nahm. Mittlerwei­le befindet sich Uthoff im Kabarett-Olymp. Zusammen mit seinem kongeniale­n Partner Claus von Wagner moderiert er einmal im Monat das ZDF-Politkabar­ett „Die Anstalt“.

Auch in anderer Hinsicht hat sich der Umstieg aufs Kabarett übrigens gelohnt: Zusammen mit seiner Frau und zwei Töchtern lebt Uthoff in München.

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Foto: dpa

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