Deutschland gegen Deutschland
Da dem DEB in der Corona-Krise die Gegner ausgehen tritt ein Olympia-Team an. Panther Sezemsky fehlt überraschend
Augsburg Als Kommunikator war in diesem Eishockey-Sommer Toni Söderholm gefragt. „Ich hatte vier Mal so viele Telefonate wie sonst üblich. Zuletzt war die Nationalmannschaft vor einem Jahr zusammen“, sagt der Bundestrainer. Das alles beherrschende Thema ist das Virus und die Sorge wie es weiter geht. Riesig ist die Verunsicherung in der Branche und auch beim Bundestrainer: „Es hat mich viel beschäftigt, was im Eishockey passiert. Man tauscht sich mit Spielern und Trainern aus und sie sind auch nicht immer positiv in dieser Sache.“
Ungewöhnlich auch die Besetzung des Deutschland Cups, der vom 5. bis 8. November in Krefeld ohne Zuschauer gespielt wird. Erstmals seit 33 Jahren ist das internationale Kräftemessen wieder ein Dreier-Turnier mit nur zwei Ländern – Deutschland und Lettland. Nachdem unter anderem Russland, die Schweiz, die Slowakei und Norwegen abgesagt hatten, schickt der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) neben seinem A-Team auch eine
Perspektiv-Auswahl für Olympia 2022 in Peking ins Rennen.
„Ich bin unwahrscheinlich froh, dass es jetzt wieder losgeht“, sagte Söderholm am Mittwoch. Wegen der Corona-Pandemie hatte die Austragung des Deutschland Cups bis zuletzt auf der Kippe gestanden. Söderholm und der DEB wollten nach monatelanger Spielpause in Deutschland aus sportlichen und öffentlichkeitswirksamen Gründen aber unbedingt wieder spielen. Dafür unternimmt der DEB große Anstrengungen. Alle drei Teams werden vor und während des Turniers isoliert.
Der DEB nimmt auch einen wirtschaftlichen Verlust wegen der Nicht-Zulassung von Zuschauern in Kauf. „Natürlich tut es uns weh, keine Zuschauer zu haben; das können wir auch nicht kompensieren“, sagte der beim DEB für Events und Marketing zuständige Mario Hilble. „Der sportpolitische Schaden wäre aber größer.“Während im A-Kader Fabio Wagner aus Ingolstadt steht, fehlt Verteidiger Simon Sezemsky von den Augsburger Panthern. Der Füssener war in der abgelaufenen Saison mit 15 Toren und 18 Vorlagen der punktbeste deutsche Verteidiger der DEL. „Er war im Sommer angeschlagen“, sagt Söderholm zu Sezemsky. Im B-Team stehen dagegen John Rogl und Niklas Länger aus Augsburg. Beide mussten sich bisher auf eigene Faust fit halten, weil die Augsburger Panther ihr Team, um Kosten zu sparen, seit August in Kurzarbeit geschickt haben. Söderholm erläutert: „Es läuft so, dass die Spieler von den Vereinen aus der Kurzarbeit geholt werden, das gehört zum Kooperationsvertrag zwischen DEL und DEB – und damit sind die Versicherungssachen erledigt.“Aus Ingolstadt sind Samuel Soramies und Tim Wohlgemuth dabei. Auf NHL-Profis wie den in Köln trainierenden Leon Draisaitl verzichtete Söderholm. Grund: „Das hat mit der Versicherung zu tun.“Wieder so ein Thema, mit dem sich der Finne in vielen Telefonaten im Sommer beschäftigte.