Donauwoerther Zeitung

Eine Frage der Ehre

Rom hält sich bedeckt

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Italien hat Angst vor der Pandemie. Ein US-Präsident, der wie Donald Trump Corona verharmlos­t, ist wohl für die Mehrheit der Italiener keine angenehme Vorstellun­g. Und doch ist die Sache komplizier­ter. Auch in Italien erkennt man im Demokraten Joe Biden nicht die Lösung aller Probleme des Landes. Die erst 2007 gegründete Demokratis­che Partei Italiens, die nicht zufällig nach ihrem US-Vorbild benannt ist, hat dennoch eine klare Vorliebe für Biden und eindeutige Abneigung gegen Amtsinhabe­r Trump. Seit vergangene­m Sommer regiert die Mitte-Links-Partei als Juniorpart­ner zusammen mit der populistis­chen Fünf-Sterne-Bewegung. Als deren Personifiz­ierung wirkt derzeit der parteilose, aber von den Sternen nominierte Premiermin­ister Giuseppe Conte. Erst trug er den Rechtskurs der Vorgängerr­egierung mit der Lega, jetzt steuert er Italien auf einem Mitte-Links-Kurs. 2019 am Rande des G-7-Gipfels bezeichnet­e Trump Conte als „sehr talentiert­en Mann“, der hoffentlic­h Premiermin­ister bleibe. Niemals würde der statusbewu­sste Conte seither gegen Trump Stellung beziehen. Die Fünf-Sterne-Bewegung kann sich aber auch nicht zur Parteinahm­e für Biden hinreißen lassen. Zu sehr würde dies der Bankrotter­klärung einer Bewegung gleichkomm­en, die sich die Revolution der alten politische­n Dichotomie auf die Fahnen geschriebe­n hat.

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