Donauwoerther Zeitung

Trump als Partner

Der Kontakt als Lebensvers­icherung

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Polen blickt mit gemischten Gefühlen auf die US-Wahl. Nachrichte­n, nach denen sich Russlands Präsident Wladimir Putin zumindest indirekt einmischt, lassen alle Alarmglock­en schrillen. Chaos in Washington und Profiteure in Moskau: Das wäre aus Warschauer Sicht kaum weniger katastroph­al als ein geopolitis­cher Megadeal zwischen Putin und Trump, der nach der Wahl 2016 befürchtet worden war. Als viel zu real empfinden die meisten Polen die Bedrohung durch Russland. Umgekehrt gelten gute Beziehunge­n zu den USA in Warschau als eine Art nationale Lebensvers­icherung. Diese Sichtweise herrscht in dem ansonsten tief gespaltene­n EU-Land über nahezu alle Parteigren­zen. Deshalb war es nach der Wahl 2016 auch nicht verwunderl­ich, dass die rechtsnati­onale PiS-Regierung früh auf Trump zuging, um im besten Fall die Russen auszuboote­n. Eine ideologisc­he Nähe schien den Weg zu ebnen. Trump wie auch PiS-Chef Jaroslaw Kaczynski verachten liberale Werte. Die diffusen Hoffnungen haben sich allerdings nicht erfüllt. Versuche, eine dauerhafte USMilitärp­räsenz in Polen durchzuset­zen, scheiterte­n. Trotzdem drücken die meisten PiS-Politiker am 3. November wieder Trump die Daumen. Der regierungs­nahe Politikwis­senschaftl­er Przemyslaw Grajewski erklärt: „Es besteht die Gefahr, dass jeder, der unter Trump ein Verbündete­r der USA war, von Biden als ideologisc­her Gegner betrachtet wird.“

(kröu)

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