Das Volk ist geeint
Die USA haben an Autorität verloren
Die Beziehungen sind so angespannt wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Donald Trump hat die Volksrepublik nicht nur rhetorisch angegriffen wie kaum ein zweiter Präsident vor ihm, er bot Peking auch erstmals wirtschaftlich Kontra mit seiner Strategie der Entkoppelung: Unterbrechungen der Lieferketten, Strafzölle und Exportverbote sollen das Reich der Mitte in Schach halten. Man sollte also meinen, dass die Sympathien unter der Kommunistischen Partei klar auf der Seite von Biden liegen. Doch bei näherer Betrachtung ist die Angelegenheit wesentlich ambivalenter, wie im Juni Hu Xijin, Chefredakteur der Parteizeitung ironisch zusammenfasste: Er könne den Amerikanern nur empfehlen, Trump zu
Global Times,
wählen, schrieb der chinesische Meinungsführer. Denn der polternde US-Präsident habe den Zusammenhalt unter den Chinesen weiter gestärkt – und damit auch indirekt Chinas Aufstieg begünstigt. Die Vereinigten Staaten, einst Leuchtturm der freien Welt, haben in China massiv an Faszination eingebüßt. Mit ungläubigem Staunen verfolgen die Chinesen das außer Kontrolle geratene Infektionsgeschehen in den USA. Zugleich ist der Staatsführung absolut bewusst, dass der Konflikt mit Amerika über die wirtschaftliche Hegemonie auch unter Biden weitergehen würde. Deshalb setzt China alle Hebel in Bewegung, um sich möglichst unabhängig von den Vereinigten Staaten zu machen.