Das Grauen in der Kirche von Nizza
Islamist reiste offenbar nur zum Mordanschlag nach Frankreich ein
Paris/Nizza „Sagt meinen Kindern, dass ich sie liebe.“Diese letzten Worte konnte Simone Barreto noch aussprechen, bevor sie am Donnerstag den schweren Verletzungen erlag, die ihr Brahim A. in der Kirche Notre-Dame de l’Assomption in Nizza zugefügt hatte. Die Brasilianerin, Mutter dreier Kinder, war eines seiner drei Opfer. Vom Gotteshaus konnte sie sich noch in ein nebenan gelegenes Restaurant schleppen, wo sie starb.
Die 44-Jährige hatte im Rahmen einer Koch-Ausbildung in einem Hotel in der Mittelmeerstadt gearbeitet. Außer ihr wurde bei dem Anschlag in Frankreich der Kirchendiener, der 55-jährige Vincent Loquès, getötet, ein zweifacher Vater und in der Kirchengemeinde für seine freundliche Art beliebt. „Er lachte eigentlich immer“, hieß es von ihm. Der islamistische Attentäter hatte ihm sowie einer 60-jährigen Frau, deren Identität nicht näher bekannt wurde, die Kehle durchgeschnitten bei dem Versuch, sie zu enthaupten – so wie es vor zwei Wochen der Mörder des Geschichtslehrers Samuel Paty getan hatte. Die Bluttat erschütterte die Menschen im ganzen Land und gerade auch in Nizza, wo 2016 beim Anschlag auf die Uferpromenade 86 Menschen starben.
Nach und nach wurde mehr über den Täter bekannt, der zwar keinen Pass bei sich trug, aber ein Dokument des italienischen Roten Kreuzes, mit dem er identifiziert werden konnte. Der 21-Jährige kam demnach am 20. September aus seinem Heimatland Tunesien auf die italienische Insel Lampedusa und setzte von dort nach Bari über. Die italienischen Behörden forderten ihn zum Verlassen des Landes auf. In Frankreich, wo er sich Innenminister Gérald Darmanin zufolge erst „seit ein paar Stunden, Tagen“aufgehalten hatte, stellte er keinen Asylantrag.
Die Antiterror-Operation Sentinelle, die seit 2015 im Einsatz ist, wurde um 4000 auf insgesamt 7000 Soldaten verstärkt, um gerade über das Allerheiligen-Wochenende religiöse Orte besonders zu schützen, kündigte Innenminister Gérald Darmanin an. Außerdem würden radikalisierte Ausländer vermehrt ausgewiesen. Dennoch, so Darmanin, seien von 30 Terroristen, die zuletzt in Frankreich gemordet hatten, 22 Franzosen: „Es ist nicht nur ein Problem von Ausländern, die radikalisiert auf unserem Boden ankommen.“