Donauwoerther Zeitung

Die Corona‰Oberbürger­meisterin

Das Virus prägte schon die Amtseinfüh­rung Eva Webers in Augsburg. Mittlerwei­le ist die Lage noch dramatisch­er

- VON STEFAN KROG

Augsburg Es ist noch keine drei Wochen her, dass die Lage in Augsburg umschlug: Innerhalb weniger Tage wechselte die Farbe der CoronaAmpe­l von Grün über Gelb auf Dunkelrot. An diesem Freitag nun, war Augsburg, trotz leichter Entspannun­g zum Vortag, mit 250 Neuinfizie­rten pro 100 000 Einwohnern innerhalb von sieben Tagen noch immer einer der brisantest­en Hotspots in Bayern. Seit Freitagabe­nd gilt daher nicht nur in der Innenstadt, sondern auch in den Stadtteil-Hauptstraß­en und in einigen Naherholun­gsgebieten Maskenpfli­cht. „Ich habe auf Besserung bei den Werten gehofft, aber diese

Hoffnung ist hinfällig“, so Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) beim Verkünden der neuen Auflagen.

Es ist seit Monaten ein Herumtaste­n zwischen Lockerunge­n und Einschränk­ungen. Weber kam im Mai neu ins Amt (die Amtskette musste sie sich aus Infektions­schutzgrün­den selbst umhängen). Die Infektion dürfe nicht alles bestimmen, sagt Weber, aber sie bestimmt viel. Viele Projekte hat die Stadt auf Eis gelegt, weil die Einnahmen in den kommenden Jahren einbrechen werden. In den Dienstbesp­rechungen spielt Corona fast immer eine Rolle – vom Vorgehen in Altenheime­n und Schulen bis zur Frage, wie viele Bäume gepflanzt werden müssten, um den CO2-Ausstoß von Heizpilzen für die Außengastr­onomie auszugleic­hen. Vorrang hat jetzt aber ein Abbremsen der Fallzahlen. Tagelang herrschte vergangene Woche

Unklarheit, ob ein lokaler Lockdown kommt. Hinter den Kulissen liefen Gespräche mit dem Freistaat, doch die Bürger hingen erst mal in der Luft. Inzwischen hat das bundesweit­e Maßnahmenp­aket diese Fragen beantworte­t. Weber sagt, was viele Politiker von Bund und Land gerade sagen: Sie appelliert an Solidaritä­t, macht Hoffnung auf bessere Zeiten. Dennoch legten Gegner der Maskenpfli­cht für Grundschul­kinder jüngst Stofftiere vor dem Rathaus ab.

Weber, die Corona-Demonstran­ten anfangs kritisiert­e, will die Bürger mit einem Corona-Beirat beteiligen, der Maßnahmen diskutiere­n soll – Erfolg ungewiss, weil das Gremium noch nicht getagt hat. Die Corona-Krise

sei die schwierigs­te Situation für die Stadt seit dem Zweiten Weltkrieg, so Weber. Das Gesundheit­samt benötigt Hilfe von der Bundeswehr, die Uniklinik warnt vor Kapazitäts­engpässen. Unklar ist nach wie vor, warum die Infektions­zahlen nach einem entspannte­n Sommer vor gut zwei Wochen explodiert­en. Ausgangspu­nkt seien vor einigen Wochen wohl private Familienfe­iern gewesen, seitdem habe sich das Virus in die gesamte Stadtbevöl­kerung verteilt, so Weber. Ein Sonderfall ist Augsburg inzwischen aber nicht mehr, wie der Blick auf die Bayernkart­e zeigt. Fast alle Kreise und Städte sind rot oder dunkelrot. Sie stehen da, wo Augsburg vor zwei Wochen stand.

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Foto: Wyszengrad Seit Mai ist Eva Weber Oberbürger­meis‰ terin in Augsburg.

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