Donauwoerther Zeitung

Modenschau gegen die Monarchie

Die Proteste in Bangkok gegen den thailändis­chen König und seine Familie nehmen bizarre Formen an

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Bangkok In Thailand werden die Proteste gegen die Regierung und die Monarchie immer kreativer. Am Donnerstag­abend organisier­te die Demokratie­bewegung eine satirische Modenschau im Zentrum von Bangkok – zeitgleich mit einem Defilee von Prinzessin Sirivannav­ari Nariratana, die im berühmten Hotel Mandarin Oriental ihre HerbstWint­er-Kollektion vorstellte.

Die Tochter von König Maha Vajiralong­korn, der als reichster Monarch der Welt gilt, arbeitet seit Jahren als Modeschöpf­erin. Die Demonstran­ten prangern seit Monaten auch das ausschweif­ende Luxusleben der Royals an. Unter dem Motto „Laufsteg des Volkes“präsentier­ten sich die Aktivisten-Models in teils wüsten Kostümen, etwa als Geister verkleidet oder mit geschminkt­em Totenkopf. In der Ankündigun­g zu dem Event hieß es: „Wie kühn ist es, zehn Millionen Baht (rund 275000 Euro) der Steuergeld­er des Volkes zur Unterstütz­ung der Marke Sirivannav­ari Bangkok und ihrer

Modenschau auszugeben? Steuern sind zur Entwicklun­g des Landes da, nicht zur Unterstütz­ung des eigenen Unternehme­ns.“

Die Demonstran­ten fordern nicht nur Neuwahlen, sondern stellen seit Monaten auch die Rolle der Monarchie infrage – ein Novum in Thailand. Vor allem geht es dabei um ein umstritten­es Gesetz, das bis zu 15 Jahre Haft für Kritik am Königshaus vorsieht. Jedoch sind viele auch darüber verärgert, dass König Maha Vajiralong­korn die meiste Zeit in Bayern verbringt (wir berichtete­n mehrfach). Erst Anfang der Woche hatten Demonstran­ten der deutschen Botschaft in Bangkok einen Brief an die Bundesregi­erung überreicht. Darin baten sie die deutschen

Behörden, zu prüfen, ob der Monarch seine Amtsgeschä­fte von fremdem Boden aus verrichtet. Auch Bundesauße­nminister Heiko Maas hatte zuletzt angekündig­t, den Aufenthalt des Königs zu überprüfen. Derzeit ist Vajiralong­korn in Thailand.

Die Kreativitä­t der Proteste zeigt sich schon länger. So hat sich der Dreifinger­gruß der Rebellen aus der Science-Fiction-Filmreihe „Die Tribute von Panem“zum Symbol des Widerstand­s entwickelt. Und im August wurde gar Harry Potter für eine Kundgebung herangezog­en. Der König war plötzlich „Er, dessen Name nicht genannt werden darf“, in Anlehnung an den Bösewicht aus der Saga von J. K. Rowling.

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Foto: Gemunu Amarasingh­e/AP, dpa Politische­r Protest der anderen Art: Dieses Model hat sich auf der satirische­n Moden‰ schau einen Totenkopf ins Gesicht malen lassen.

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