Donauwoerther Zeitung

Perspektiv-Sex für den WM-Titel

- VON TILMANN MEHL time@augsburger‰allgemeine.de

Es muss ein Ruck durch Deutschlan­ds Betten gehen. Sollte den Fußballfan­s hierzuland­e wirklich etwas an dem Wohlergehe­n der Nationalma­nnschaft liegen, ist nun die Zeit gekommen, das Schmuddelh­eft des Handelns selbst in die Hand zu nehmen. Gewinner werden im Training gemacht. Aber selbst die Trainingsw­eltmeister wollen einmal gezeugt werden. Der richtige Zeitpunkt dafür naht.

Auffallend viele Ballkünstl­er erblickten das Licht der Welt (oder die Leuchten eines Kreißsaals) im Oktober und November. Fritz Walter wäre am Samstag 100 Jahre alt geworden, Maradona feierte am Freitag seinen 60. Geburtstag, Gerd Müller wird in der kommenden Woche 75, Uwe Seelers 84. Jubeltag folgt wenige Tage später. Mit Philipp Lahm hat der letzte Kapitän einer deutschen Weltmeiste­r-Elf am 11. November Geburtstag. Franz Beckenbaue­r feiert immer am 11. September, aber der Kaiser war seiner Zeit ja schon immer voraus. Herbst-Kinder sind die geborenen Weltmeiste­r.

Wer im kommenden Jahr den Kinderwage­n durch Laubberge schieben will, muss im Frühjahr zur Tat schreiten. Auch hier gilt: Training macht den Meister. Ohne Übung im Januar loszulegen ist vergleichb­ar mit dem Mittelfeld­regisseur, der nach halbjährig­er Verletzung­spause im Champions-League-Finale von Beginn an spielt. Da kann er nicht gut ausschauen.

So aber bietet der Lockdown ganz neue Perspektiv­en. Das Runterfahr­en des gesellscha­ftlichen Lebens ist eine Gefahr für die Wirtschaft – und eine Chance für die Nationalma­nnschaft. Statt übergewich­tig und missmutig durch Wälder zu joggen, sich einfach mal der Person widmen, die jeden Morgen neben einem aufwacht. Sex ist gut für das Herz-Kreislaufs­ystem, baut Stress ab und stärkt das Immunsyste­m. In Ermangelun­g eines Impfstoffe­s gibt es kaum eine bessere Präventivm­aßnahme gegen dieses Virus.

Die Basis für eine erfolgreic­he Weltmeiste­rschaft 2046 wird in diesen Tagen gelegt. Wer will, dass Bundestrai­ner Joshua Kimmich beim Turnier in Vanuatu, Kirgisista­n und Zimbabwe eine schlagkräf­tige Truppe zur Verfügung steht, muss nun zur Tat schreiten. Einige werden viel Leid sehen und erleben. Rückschläg­e sind vorprogram­miert. Wer jetzt aber untätig im Bett liegt, hat den Fußball nie geliebt. Diese Kraftanstr­engung nationalen Ausmaßes sollte uns die Nationalma­nnschaft schon wert sein.

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Foto: dpa Weg mit den Klamotten: Robert Lewan‰ dowski macht es vor.
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