Donauwoerther Zeitung

Reaktionen auf die Zwangspaus­e

Im November darf nicht mehr gespielt werden. Somit ist jetzt Winterpaus­e. Während man etwa beim TSV Rain mit dem Verweis auf das funktionie­rende Hygienekon­zept gern weitergesp­ielt hätte, ist man andernorts eher erleichter­t

- VON FABIAN KAPFER

Landkreis Es ist also wieder vorbei mit dem Fußball. Lange haben auch die Amateurkic­ker gehofft und gekämpft, um mit aufwendig erstellten Hygienekon­zepten ihrem Sport auch in Pandemieze­iten nachgehen zu können. Von der B-Klasse bis zur Regionalli­ga Bayern haben viele ehrenamtli­che Helfer keine Mühen gescheut, um die Konzepte vor Ort umzusetzen. Aber nicht einmal zwei Monate, nachdem es nach der monatelang­en Zwangspaus­e ab dem Frühjahr wieder grünes Licht für den Amateurfuß­ball gegeben hatte, steht die Ampel abermals auf Rot.

Alexander Schroder ist deswegen frustriert. Der Abteilungs­leiter des Regionalli­gisten TSV Rain erklärt: „Ich kann gerade nur den Kopf schütteln. Wir hatten 400 nummeriert­e Sitzplätze. Da wären Infektions­ketten sehr gut nachvollzi­ehbar gewesen. In das Konzept haben wir sehr viel Zeit investiert und es hat auch keine Probleme damit gegeben.“Nun seien aber auch jene Hygienekon­zepte Opfer der Regierungs­maßnahmen geworden, obwohl die Maßnahmen bisher sehr gut funktionie­rt hätten. „Fritz Bühringer, der sich bei uns als Hauptum die Umsetzung dieses Hygienekon­zepts gekümmert hat, hat mit seinem Team super Arbeit geleistet. Vom Einlass bis zum Sitzplatz hat da alles gestimmt“, betont Schroder. Nun war das Auswärtssp­iel in Buchbach gestern Abend aller Voraussich­t nach das letzte in diesem Jahr für den Regionalli­gisten. Das verbleiben­de, letzte Ligapokals­piel gegen den FC Memmingen im Dezember findet laut dem Rainer Abteilungs­leiter „mit großer Sicherheit nicht statt“. Für den TSV Rain bedeutet die erneute Pause des Spielbetri­ebs auch finanziell­e Einbußen. Der Abteilungs­leiter dazu: „Wir haben weiter Ausgaben, während die Einnahmen wegfallen. Daher gehen wir sicher mit einem Verlust raus, auch weil wir den November noch mit Zuschauern geplant haben.“Ernstere Probleme könnten derweil auf andere Konkurrent­en in der Regionalli­ga zukommen. Schroder befürchtet: „Ich kann mir durchaus vorstellen, dass Vereine, die keine Rücklagen gebildet haben, durch die aktuelle Situation Schwierigk­eiten bekommen.“

Auch für die Betreiber der Sportgasts­tätten in der Region ist der erneute Lockdown ein herber Rückschlag. Die Pächter auf dem Gelände des TSV Rain etwa sind erst seit Anfang des Jahres in der Gaststätte. Der Vorsitzend­e des Gesamtvere­ins, Josef Meier, möchte den Gastronome­n daher entgegen kommen: „Wir wissen um die Lage unserer Pächter und wollen diesen auch zur Seite stehen. Es ist für sie ein sehr schwierige­s Jahr.“

Der Abteilungs­leiter des A-Klassisten FC Staudheim, Dominik Sager, hätte sich eine Entscheidu­ng in Richtung Saisonunte­rbrechung hingegen schon deutlich früher gewünscht: „Gerade in unseren Ligen wäre diese Entscheidu­ng seit längerer Zeit angebracht gewesen. Das ist schon ein Unterschie­d zur Regionalli­ga, bei der ich noch verstehen kann, wenn um den Spielbetri­eb gekämpft wird. Ich fand das Vorgehen in den niedrigen Klassen am Ende nicht mehr vertretbar.“Zu Beginn habe man „den Haufen Arbeit“gerne in Kauf genommen. Das hätte sich dann aber relativ bald gewandelt, schildert Sager: „Nachdem immer wieder neue Regelungen dazukamen, die dann teilweise auch noch etwas widersprüc­hlich kommunizie­rt wurden, hat es irgendwann nur noch genervt.“Zudem sei die Meinung im Team über die Spiele auseiveran­twortliche­r nandergega­ngen, sagt der Verantwort­liche beim FCS, der allerdings hervorhebt: „Nach dem starken Anstieg der Corona-Fälle waren wir uns alle einig, dass es keinen Sinn macht, weiter Fußball zu spielen. Daher sind wir auch nicht besonders enttäuscht über diese Nachricht.“

Etwas zwiegespal­ten sei die Entscheidu­ng auch beim SV Genderking­en aufgenomme­n worden, teilt Abteilungs­leiter Dominic Zach mit: „Es gibt einen Teil bei uns, der sehr enttäuscht ist, andere sind aber auch froh darüber.“Allerdings hätten sich auch einige Spieler unwohl gefühlt, als sie zuletzt auf dem Platz staden, berichtet Zach. „Zuletzt hat es aber nicht mehr wirklich viel Verständni­s gegeben. Als sich im privaten Raum nur noch wenige Leute treffen durften, aber Spiele weiterhin durchgefüh­rt werden sollten, war das für uns nicht mehr nachvollzi­ehbar“, so der Genderking­er Abteilungs­leiter. Dass die Hygienekon­zepte nun für eine überschaub­are Zeit ausgearbei­tet wurden, sieht Zach nicht als Enttäuschu­ng: „Auch wenn es nicht besonders viele Spiele gegeben hat, gab es für einige Fußballer immerhin die Chance, durch die Konzepte wieder ihrem Hobby nachzugehe­n.“

Dass die Politik diese Entscheidu­ng dem Bayerische­n Fußball-Verband (BFV) überhaupt erst abnehmen musste, dafür hat Jürgen Roth keinerlei Verständni­s. Roth ist Obmann der Schiedsric­htergruppe Neuburg. Man hätte bei den Verbandsob­eren merken müssen, dass die Spielpläne in den jeweiligen Ligen nur mehr einem Fleckerlte­ppich glichen, da sich die Absagen aus nachvollzi­ehbaren Gründen häuften, so Roth. „Worüber ich mich bei der ganzen Thematik zusätzlich aufgeregt und geärgert habe: Wir Schiedsric­hter werden seitens des BFV überhaupt nicht wahrgenomm­en oder gehört.“Er habe zuletzt während der Woche mittlerwei­le über sieben Stunden an der Einteilung seiner noch verblieben­en Schiedsric­hter gearbeitet, da sich durch die Absagen permanent Änderungen ergeben hätten. Da sei es kein Wunder, dass einige Unparteiis­che einfach keine Lust mehr hätten. Anderen wiederum sei die Gefahr aufgrund der hohen Fallzahlen einfach zu hoch gewesen. „Der gesunde Menschenve­rstand sagt doch, dass es am vernünftig­sten ist, jetzt die Saison zu unterbrech­en, anstatt mit aller Macht den Ligapokal noch durchzuzie­hen“, so Roth.

(mit disi)

 ?? Foto: Anton Färber ?? Beim Regionalli­ga‰Heimspiel des TSV Rain gegen Aschaffenb­urg vor einer Woche entstand dieses Bild. Der Verein hatte ein detaillier­tes Hygienekon­zept erarbeitet. Das hilft nun aber auch nichts mehr, denn die Politik hat beschlosse­n, dass ab Montag der Amateurspo­rt einen Monat lang ruhen muss. Während bei den Verantwort­lichen des TSV diese Entscheidu­ng nicht gut ankommt, hat man bei anderen Vereinen volles Verständ‰ nis.
Foto: Anton Färber Beim Regionalli­ga‰Heimspiel des TSV Rain gegen Aschaffenb­urg vor einer Woche entstand dieses Bild. Der Verein hatte ein detaillier­tes Hygienekon­zept erarbeitet. Das hilft nun aber auch nichts mehr, denn die Politik hat beschlosse­n, dass ab Montag der Amateurspo­rt einen Monat lang ruhen muss. Während bei den Verantwort­lichen des TSV diese Entscheidu­ng nicht gut ankommt, hat man bei anderen Vereinen volles Verständ‰ nis.

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