Donauwoerther Zeitung

Waldkinder­garten: Es geht ums Geld

Eine Elterninit­iative setzt sich in Harburg für einen Waldkinder­garten ein. Das erste Konzept erhielt Zustimmung im Stadtrat, scheitert aber nun zumindest vorläufig

- VON SUSANNE KLÖPFER

Harburg Eine Elterninit­iative in Harburg wünscht sich seit vergangene­m Jahr ein zusätzlich­es Angebot für die Jüngsten der Stadt: einen Waldkinder­garten. Ende Juli dieses Jahrs stellte die Initiative ihre Idee dem Stadtrat zum ersten Mal vor. Als „attraktive­s Zusatzange­bot in Harburg“, bezeichnet­e Matthias Hahn, einer der Initiatore­n, damals die Idee. Über die Zukunft des Projekts sollte nun am Donnerstag im Stadtrat entschiede­n werden. Doch die Räte waren sich uneinig.

Im Vorfeld hatte die Elterninit­iative seit dem Sommer mit den Stadträten intensive Gespräche geführt sowie einen Infoabend und einen Termin im Waldkinder­garten in Oettingen veranstalt­et. Zusammen mit dem Stadtförst­er besichtigt­e die Initiative verschiede­ne Waldgrunds­tücke in der Umgebung. Infrage kommt letztendli­ch nur eine Fläche in der Nähe des alten Sportplatz­es bei Ebermergen.

Einen konkreten Kostenplan legten die Befürworte­r der Einrichtun­g zudem der Stadt vor. Dieser beinhaltet drei Möglichkei­ten. Option eins: einen komplett ausgestatt­eten Bauwagen für den Waldkinder­garten. Gesamtkost­en mit allen zusätzlich­en Arbeiten: 92 500 Euro. Diese Summe orientiert sich an den Zahlen des bereits bestehende­n Waldkinder­gartens in Monheim. Bei der zweiten Option könnte Geld gespart werden, indem die Eltern der Initiative Arbeiten am Waldgrunds­tück übernehmen und beim Ausbau des Bauwagens helfen. Die Kosten würden sich so auf 54750 Euro verringern. Option drei ist, dass die Eltern auch Arbeiten selbst übernehmen und zudem ein gebrauchte­r Bauwagen gekauft wird. Der Preis: knapp 35 000 Euro.

In der Sitzung am Donnerstag wurde nun bekannt, dass die Kommune selbst als Träger für den Waldkinder­garten fungieren möchte. Zuvor hatte es Gespräche über einen externen Träger oder eine zusätzlich­e Waldkinder­garten-Gruppe in der Kita in Harburg gegeben.

Maria-Theresia DannemannB­auch (PWG-BG-FW, Liste Mündling) befürworte­te den Waldkinder­garten: „Kinder sind unterschie­dlich, also haben sie auch verschiede­nste Bedürfniss­e.“So könnte man die Kleinsten der Kommune unterstütz­en, führte die Rätin aus. Bürgermeis­ter Christoph Schmidt stimmte ihr zu, aber warf ein: „Es ist ein interessan­tes Zusatzange­bot neben den bereits bestehende­n Kindergärt­en. Aber es ist momentan eben nur als ein Zusatzange­bot zu sehen. “

Der Beschluss fällt mit 10:8 Stimmen

Martina Thiel (SPD-Grüne) lobte die wahnsinnig starke Elterninit­iative, die sich viel in den Ausbau eines Bauwagens einbringen würde. Thiel gab zu bedenken, dass sich das ändern könne, wenn man das Projekt aufschiebe. Tobias Eska (CSU) sprach seinen Respekt für den Einsatz der Initiative aus: „Es ist ein richtiges Konzept, aber zum falschen Zeitpunkt.“Das Konzept wäre vielleicht eine Alternativ­e vor der Erweiterun­g der Kita in Harburg gewesen.

Bernd Schreitmül­ler (CSU, WG Mauren) äußerte sich deutlich: „Der Aufgabe der Kinderbetr­euung kommen wir als Stadt nach. Der Waldkinder­garten ist ein Zusatzange­bot, dass wir uns momentan nicht leisten können.“Der Stadtrat habe auch noch andere Aufgaben.

Peter Martin (SPD-Grüne) stellte den Antrag, den Beschluss bis zum Frühjahr 2021 zu vertagen. Sein Vorschlag: Erst nach den Haushaltsb­eratungen, wenn die finanziell­e Lage der Stadt klar ist, eine Entscheidu­ng zu treffen. Dieser Antrag fand eine 10:8-Mehrheit.

Nach der Entscheidu­ng sagte Conny Reitsam von der Elterninit­iative für den Waldkinder­garten auf Anfrage unserer Zeitung: „Ich bin nicht enttäuscht. Aber wir hätten uns ein klares Ja oder Nein heute gewünscht.“Alle Hoffnungen setze sie nun auf die Entscheidu­ng zum Thema Waldkinder­garten im Frühjahr 2021, fügte sie hinzu.

 ?? Foto: Wolfgang Widemann ?? Im Wald bei Ebermergen unweit des alten Sportplatz­es könnte auf einem Grundstück ein Waldkinder­garten der Stadt Harburg entstehen. Für die Idee setzt sich eine Eltern‰ initiative ein. Der Stadtrat vertagte nun die Entscheidu­ng zu dem Projekt bis zum Frühjahr 2021.
Foto: Wolfgang Widemann Im Wald bei Ebermergen unweit des alten Sportplatz­es könnte auf einem Grundstück ein Waldkinder­garten der Stadt Harburg entstehen. Für die Idee setzt sich eine Eltern‰ initiative ein. Der Stadtrat vertagte nun die Entscheidu­ng zu dem Projekt bis zum Frühjahr 2021.

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