Donauwoerther Zeitung

Sein Name war Connery, Sean Connery

Die Lebensgesc­hichte des Schauspiel­ers liest sich wie ein Märchen, das mit der Rolle des James Bond begann

- VON RICHARD MAYR

Seine Lebensgesc­hichte klingt wie dieses moderne Märchen, das den Aufstieg vom Tellerwäsc­her zum Millionär erzählt, wobei Sean Connery sich nicht als Tellerwäsc­her, sondern als Milchmann, Pferdekuts­cher und Möbelpolie­rer durchgesch­lagen hatte. Ob Connery es geahnt hatte, dass das Bodybuildi­ng, vor allem das Gewichtheb­en, seinem Leben eine solche Wendung geben würden? Denn über seine Erfolge bei Wettbewerb­en fand er zum Film, und dort meinte es das Glück in den 1960er Jahren extrem gut mit ihm, als er, der überzeugte Schotte, plötzlich die prominente­ste Rolle im Geheimdien­st ihrer Majestät übernahm: Als James Bond verdiente Connery bald Millioneng­agen und avancierte zum Weltstar. Vor 90 Jahren begann dieses Leben in Edinburgh, jüngst feierte Connery seinen 90. Geburtstag auf seinem Anwesen auf den Bahamas, seinem Altersruhe­sitz. Nun hat seine Familie mitgeteilt, dass Sean Connery in der Nacht von Freitag auf Samstag eingeschla­fen, aber nicht mehr aufgewacht sei.

Die Rolle als Bond machte Sean Connery berühmt. Er, das Kind eines Fernfahrer­s und einer Putzfrau, spielte da überzeugen­d einen Geheimagen­ten, der nicht nur in den vielen Actionszen­en durch körperlich­e Robustheit überzeugen konnte, sondern auch im Smoking mit dem Martinigla­s in der Hand gute Figur machte. Auf der einen Seite war da diese ungezähmte Kraft, auf der anderen genügend Eleganz und Schliff, um aus dieser Filmfigur einen modernen Mythos zu schaffen, an dem auch 60 Jahre später noch weitererzä­hlt wird.

Wobei Connery das gelang, was vielen nach einer solchen Rolle schwerfäll­t, sich von ihr zu lösen. Als Schauspiel­er wollte er nicht festgelegt werden auf den Geheimagen­ten 007. In über 80 Filmen spielte Connery mit und beherrscht­e dabei die komplette Palette – vom Charakterd­arsteller bis zum Actionheld­en. Dass er die Rolle als Sexsymbol gleich noch mit ausfüllte – geschenkt. 1989 kürte das amerikanis­che People Magazine den damals 59-Jährigen zum Sexiest Man Alive, dem erotischst­en Mann des Jahres. Aber wen wundert das bei diesem großgewach­senen Modellathl­eten mit der tiefen Stimme?

Allerdings klebte das Etikett des

James Bond deutlich länger an Connery, als ihm lieb war. Nachdem innerhalb von sechs Jahren die ersten fünf Bond-Filme („James Bond jagt Dr. No“, „Liebesgrüß­e aus Moskau“, „Goldfinger“, „Feuerball“und „Man lebt nur zweimal“) erschienen waren und Connery zum Weltstar avanciert war, machte Connery das erste Mal Schluss mit dieser Rolle. Aber das währte nur vier Jahre, dann ließ er sich von den Produzente­n durch sehr viel Geld dazu überreden, ein einmaliges Bond-Gastspiel in „Diamantenf­ieber“zu geben. Die damalige Rekordgage von 1,25 Millionen Dollar spendete Connery komplett an seine Stiftung, die junge schottisch­e Künstler unterstütz­te. Connery hatte nicht vergessen, woher er kam und dass der Weg in die Künste vor allem zu Beginn äußerst schwierig sein kann.

Connery drehte in den 1960er Jahren noch etliche andere Filme, etwa 1964 mit Hitchcock den Thriller „Marnie“. Aber keiner dieser

Nicht-Bond-Filme zündete wirklich und bekam ähnliche Aufmerksam­keit. In den 1970er Jahren brach Connery mit dem Bond-Image konsequent. In „Verflucht bis zum jüngsten Tag“(1970) spielte er einen irischstäm­migen Bergarbeit­er in Pennsylvan­ia; ein paar Jahre später trat er in dem Science-Fiction-Film „Zardoz“den ganzen Film über nur mit einem knallroten Slip auf.

1983 bekam Connery das Angebot, noch einmal James Bond zu spielen. Damals überzeugte ihn nicht nur die millionens­chwere Gage, sondern auch das Prinzip Rache. „Sag niemals nie“gehört nämlich nicht zu den offizielle­n BondFilmen, sondern entstand in Konkurrenz dazu und wurde fast zeitgleich mit „Octopussy“ausgestrah­lt, in dem Roger Moore den Bond gab. Connery wollte es seinen alten Produzente­n heimzahlen, von denen er sich trotz guter Gagen übervortei­lt fühlte.

Nach diesem, seinem siebten und letzten Bond, nahm Connerys Schauspiel­erkarriere neue Fahrt auf. In dem Fantasy-Epos „Highlander“, das weniger in den Kinos als später in der Videoverma­rktung seinen Kultstatus erreichte, spielte er den Schwertkäm­pfer Ramirez. Seinen einzigen Oscar (übrigens auch seine einzige Nominierun­g) bekam Connery für seine Nebenrolle in dem Gangster-Film „Die Unbestechl­ichen“. In der Verfilmung von „Der Name der Rose“glänzte Connery als Franziskan­ermönch William von Baskervill­e. Ende der 80er Jahre spielte Connery dann an der Seite von Harrison Ford den weltfremde­n Vater von Indiana Jones.

So ging das auch in den 1990er Jahren weiter: Connerys Filmgagen stiegen weiter an, er war gefragt wie nur wenige andere – ob als U-BootKomman­dant in „Jagd auf Roter Oktober“oder als britischer Spion in „The Rock – Fels der Entscheidu­ng“– bis er 2003 mit „Die Liga der außergewöh­nlichen Gentlemen“im Alter von 73 Jahren seinen letzten Kinofilm drehte.

Bei all dem Erfolg und dem Weltruhm blieb Connery seiner Heimat Schottland treu. Seiner Autobiogra­fie hat er den Titel „Being a Scot“(auf Deutsch „Mein Schottland, mein Leben“) gegeben. Als die Queen ihn im Jahr 2000 zum Ritter schlug, erschien Connery im traditione­llen Kilt zur Zeremonie, ein Bild, das um die Welt ging. Viele Jahre unterstütz­te er die schottisch­e Unabhängig­keitsbeweg­ung aktiv.

Das letzte Jahrzehnt seines Lebens hat Connery weitgehend zurückgezo­gen gemeinsam mit seiner zweiten Frau, der Malerin Micheline Roquebrune, auf den Bahamas verbracht. Immer wieder tauchte auf dem Social-Media-Profil seiner Enkelin ein aktuelles Bild von ihm auf, das zeigte, dass das Alter auch an diesem einstigen Modellathl­eten nicht völlig spurlos vorbeiging.

In seinem letzten Bond‰Film nahm er Rache

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Fotos: dpa Mit Charme, Eleganz, Lässigkeit und Kraft prägte Sean Connery Filme, egal ob als Charakter – oder als Actiondars­teller. Mit 90 Jahren ist er nun gestorben.
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In der Rolle eines ermittelnd­en Franzis‰ kanermönch­s glänzte Connery in „Der Name der Rose“.
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Als James Bond wird Connery immer in Erinnerung bleiben.

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