Sein Name war Connery, Sean Connery
Die Lebensgeschichte des Schauspielers liest sich wie ein Märchen, das mit der Rolle des James Bond begann
Seine Lebensgeschichte klingt wie dieses moderne Märchen, das den Aufstieg vom Tellerwäscher zum Millionär erzählt, wobei Sean Connery sich nicht als Tellerwäscher, sondern als Milchmann, Pferdekutscher und Möbelpolierer durchgeschlagen hatte. Ob Connery es geahnt hatte, dass das Bodybuilding, vor allem das Gewichtheben, seinem Leben eine solche Wendung geben würden? Denn über seine Erfolge bei Wettbewerben fand er zum Film, und dort meinte es das Glück in den 1960er Jahren extrem gut mit ihm, als er, der überzeugte Schotte, plötzlich die prominenteste Rolle im Geheimdienst ihrer Majestät übernahm: Als James Bond verdiente Connery bald Millionengagen und avancierte zum Weltstar. Vor 90 Jahren begann dieses Leben in Edinburgh, jüngst feierte Connery seinen 90. Geburtstag auf seinem Anwesen auf den Bahamas, seinem Altersruhesitz. Nun hat seine Familie mitgeteilt, dass Sean Connery in der Nacht von Freitag auf Samstag eingeschlafen, aber nicht mehr aufgewacht sei.
Die Rolle als Bond machte Sean Connery berühmt. Er, das Kind eines Fernfahrers und einer Putzfrau, spielte da überzeugend einen Geheimagenten, der nicht nur in den vielen Actionszenen durch körperliche Robustheit überzeugen konnte, sondern auch im Smoking mit dem Martiniglas in der Hand gute Figur machte. Auf der einen Seite war da diese ungezähmte Kraft, auf der anderen genügend Eleganz und Schliff, um aus dieser Filmfigur einen modernen Mythos zu schaffen, an dem auch 60 Jahre später noch weitererzählt wird.
Wobei Connery das gelang, was vielen nach einer solchen Rolle schwerfällt, sich von ihr zu lösen. Als Schauspieler wollte er nicht festgelegt werden auf den Geheimagenten 007. In über 80 Filmen spielte Connery mit und beherrschte dabei die komplette Palette – vom Charakterdarsteller bis zum Actionhelden. Dass er die Rolle als Sexsymbol gleich noch mit ausfüllte – geschenkt. 1989 kürte das amerikanische People Magazine den damals 59-Jährigen zum Sexiest Man Alive, dem erotischsten Mann des Jahres. Aber wen wundert das bei diesem großgewachsenen Modellathleten mit der tiefen Stimme?
Allerdings klebte das Etikett des
James Bond deutlich länger an Connery, als ihm lieb war. Nachdem innerhalb von sechs Jahren die ersten fünf Bond-Filme („James Bond jagt Dr. No“, „Liebesgrüße aus Moskau“, „Goldfinger“, „Feuerball“und „Man lebt nur zweimal“) erschienen waren und Connery zum Weltstar avanciert war, machte Connery das erste Mal Schluss mit dieser Rolle. Aber das währte nur vier Jahre, dann ließ er sich von den Produzenten durch sehr viel Geld dazu überreden, ein einmaliges Bond-Gastspiel in „Diamantenfieber“zu geben. Die damalige Rekordgage von 1,25 Millionen Dollar spendete Connery komplett an seine Stiftung, die junge schottische Künstler unterstützte. Connery hatte nicht vergessen, woher er kam und dass der Weg in die Künste vor allem zu Beginn äußerst schwierig sein kann.
Connery drehte in den 1960er Jahren noch etliche andere Filme, etwa 1964 mit Hitchcock den Thriller „Marnie“. Aber keiner dieser
Nicht-Bond-Filme zündete wirklich und bekam ähnliche Aufmerksamkeit. In den 1970er Jahren brach Connery mit dem Bond-Image konsequent. In „Verflucht bis zum jüngsten Tag“(1970) spielte er einen irischstämmigen Bergarbeiter in Pennsylvania; ein paar Jahre später trat er in dem Science-Fiction-Film „Zardoz“den ganzen Film über nur mit einem knallroten Slip auf.
1983 bekam Connery das Angebot, noch einmal James Bond zu spielen. Damals überzeugte ihn nicht nur die millionenschwere Gage, sondern auch das Prinzip Rache. „Sag niemals nie“gehört nämlich nicht zu den offiziellen BondFilmen, sondern entstand in Konkurrenz dazu und wurde fast zeitgleich mit „Octopussy“ausgestrahlt, in dem Roger Moore den Bond gab. Connery wollte es seinen alten Produzenten heimzahlen, von denen er sich trotz guter Gagen übervorteilt fühlte.
Nach diesem, seinem siebten und letzten Bond, nahm Connerys Schauspielerkarriere neue Fahrt auf. In dem Fantasy-Epos „Highlander“, das weniger in den Kinos als später in der Videovermarktung seinen Kultstatus erreichte, spielte er den Schwertkämpfer Ramirez. Seinen einzigen Oscar (übrigens auch seine einzige Nominierung) bekam Connery für seine Nebenrolle in dem Gangster-Film „Die Unbestechlichen“. In der Verfilmung von „Der Name der Rose“glänzte Connery als Franziskanermönch William von Baskerville. Ende der 80er Jahre spielte Connery dann an der Seite von Harrison Ford den weltfremden Vater von Indiana Jones.
So ging das auch in den 1990er Jahren weiter: Connerys Filmgagen stiegen weiter an, er war gefragt wie nur wenige andere – ob als U-BootKommandant in „Jagd auf Roter Oktober“oder als britischer Spion in „The Rock – Fels der Entscheidung“– bis er 2003 mit „Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“im Alter von 73 Jahren seinen letzten Kinofilm drehte.
Bei all dem Erfolg und dem Weltruhm blieb Connery seiner Heimat Schottland treu. Seiner Autobiografie hat er den Titel „Being a Scot“(auf Deutsch „Mein Schottland, mein Leben“) gegeben. Als die Queen ihn im Jahr 2000 zum Ritter schlug, erschien Connery im traditionellen Kilt zur Zeremonie, ein Bild, das um die Welt ging. Viele Jahre unterstützte er die schottische Unabhängigkeitsbewegung aktiv.
Das letzte Jahrzehnt seines Lebens hat Connery weitgehend zurückgezogen gemeinsam mit seiner zweiten Frau, der Malerin Micheline Roquebrune, auf den Bahamas verbracht. Immer wieder tauchte auf dem Social-Media-Profil seiner Enkelin ein aktuelles Bild von ihm auf, das zeigte, dass das Alter auch an diesem einstigen Modellathleten nicht völlig spurlos vorbeiging.
In seinem letzten BondFilm nahm er Rache