Hier üben die Pflegekräfte von morgen
Der nagelneue Schulbau der Berufsfachschule am gKU ist bezogen. Die Schüler lernen auch in Versuchszimmern
Donauwörth Der Notstand an Pflegepersonal im gesamten Land ist ein bekanntes Problem. In Zeiten der Corona-Pandemie tritt noch schmerzhafter zutage, dass Fachkräfte fehlen. Im Landkreis DonauRies ist die Lage in den Seniorenheimen derzeit gut, in den Krankenhäusern könnte laut Vorstandschef Jürgen Busse weiter Personal aufgebaut werden.
Schon lange bildet das gKU, zu dem die Krankenhäuser im Landkreis gehören, selbst Pflegekräfte aus, seit Oktober dieses Jahres in einem schicken Neubau direkt neben der Donau-Ries-Klinik in Donauwörth. Der Umzug ist nötig gewesen, da die bisherigen Räume in der Realschule Heilig Kreuz für den Zusammenschluss mit der Mädchenrealschule Sankt Ursula benötigt werden. Zwei Millionen Euro hat der orange-graue Kubus gekostet, gut 1,6 Millionen hat der Freistaat bezuschusst.
Die aktuell 82 Schüler, die hier in drei Jahrgängen ihren Weg bis zur staatlichen Abschlussprüfung gehen, haben schon jetzt einen sicheren Arbeitsplatz im gKU. Seit diesem Jahren gibt es auch keine Unterscheidung mehr zwischen Altenpflege und Einsatz als Pfleger im Krankenhaus. Wer dieses Jahr gestartet ist, kann in drei Jahren in sämtlichen Bereichen arbeiten.
Karola Rigel, seit 30 Jahren in der Ausbildung und Leiterin der Berufsfachschule, ist stolz auf ihren neuen Schulbau. Nicht nur, weil er ausreichend Platz und vor allem auch technisch zeitgemäße Unterrichtsräume für Schüler und Lehrkräfte bietet. So gibt es beispielsweise für die Klassen Unterrichtszimmer mit Laptops und Mediaboards, die digitale und analoge Unterrichtsinhalte zusammenbringen.
Besonders in der Schule sind die sogenannten Skills Labs – sozusagen Versuchsräume, in denen die Nachwuchsfachkräfte ihre Fähigkeiten und ihr Geschick trainieren können. In diesem Fall direkt am Patienten oder der zu pflegenden Person. Zwei voll ausgestattete und denen benachbarten Krankenhaus nachempfundene Krankenzimmer stehen den Schülern zur Verfügung. Vom barrierefreien Badezimmer mit Dusche und Rollstuhl bis zum Baby unter dem Wärmestrahler – die Lernsituation ist der im späteren Berufsalltag nahezu gleich. Die Patienten sind zwar aus Plastik und können nicht wiedersprechen, aber dafür ist es durchaus erlaubt Fehler zu machen. „In dieser Probensituation können die Schüler ohne Berührungsängste und Zeitdruck am Patienten arbeiten“, sagt Rigel.
Über den Flur finden die Schüler in hohen Schränken die Materialien, die sie für die Pflege am Patienten brauchen. Rigel: „Sich zu organisieren und doppelte Wege zu vermeiim den, gehört genauso zur Ausbildung wie der Umgang mit dem Kranken oder Pflegebedürftigen.“
Die Startbedingungen für die Pflegeschüler sind in der neuen Berufsfachschule besser denn je. Trotzdem wird nicht jeder, der hier anfängt, bis zum Schluss durchhalten, das zeigt Rigels Erfahrung. Die steigenden Gehälter wie jüngst per
Tariferhöhung beschlossen, machten da keinen Unterschied. „In der Pflege wünschen sich alle Kräfte an sich mehr Wertschätzung. Das ist nicht allein der finanzielle Aspekt, sondern eine gesellschaftliche Frage“, sagt Rigel. Das kann Jürgen Busse bestätigen. „Es braucht mehr, damit Pflege als Beruf mehr Zulauf bekommt.“