Einst waren hier Händler und Legionäre unterwegs
Einst verlief auch auf dem Gebiet des heutigen Bäumenheim die römische Via Claudia Augusta. Jetzt wird dort die Römerstraße ausgebaut, und die Archäologen fördern Interessantes zutage
Bäumenheim Fast hätte man es vermuten können: Im Zuge des weiteren Ausbaus der Römerstraße in Bäumenheim (wir berichteten) stießen Archäologen auf Fundstücke, die bisherige Theorien bestätigten. In einigen Abschnitten verläuft die jetzige Römerstraße oberhalb einer bekannten römischen Straße, der Via Claudia Augusta.
Die Via Claudia Augusta verband im ersten bis dritten Jahrhundert nach Christus Norditalien mit Augusta Vindelicorum, dem heutigen Augsburg, der Hauptstadt der römischen Provinz Rätien. Nördlich von Augsburg führte die Via Claudia Augusta das Lechtal entlang bis zur Donau.
Diese Erkenntnisse machten die Archäologen neugierig, als die Erschließung des Baugebiets „Römerstraße Süd“in Bäumenheim begann. Und tatsächlich: Als der Mutterboden des dort bereits vorhandenen Feldweges entfernt wurde, fanden sie einen „römischen Straßenkörper aus Kies“. Ein Team des Harburger Achäologiebüros
von Manfred Woidich unter der Leitung von Zoltan Havas machte sich an die Dokumentation der römischen Hinterlassenschaften, während die Baumaßnahme im Südwesten der künftigen Erschließungsstraße fortgesetzt wurde. Dort nämlich war nichts gefunden worden.
Westlich der Via Claudia Augusta brachten zwei Profilschnitte neue Erkenntnisse. Das Archäologenteam hatte schnell eine Mutmaßung: Eine schwärzliche, stark organikhaltige Schicht direkt unterhalb des Straßendamms könnte auf einen fast vollständig vergangenen, hölzernen Vorgänger in Form eines Bohlenweges oder Knüppeldamms hinweisen. „An die zum Schutz vor saisonalen Hochwassern der Straßenkörper der Via Claudia Augusta war die Straße wohl nicht in die Humusdecke eingetieft, sondern als nach und nach anwachsender Straßendamm
aufgeschüttet worden“, heißt es in dem Bericht der Archäologen. Die Erklärung ist logisch: Es war ein Schutz vor saisonalen Hochwassern.
Händler und Legionäre seien hier unterwegs gewesen. Durch die besondere Konstruktion konnten sie auch in Zeiten, in denen Donau und Lech über die Ufer traten, die wichtige Nord-Süd-Verkehrsachse nutzen. Und die Straße scheint stark frequentiert gewesen zu sein. Wagenspuren, die sich in den Kiesdamm eingegraben hatten, zeugen von der intensiven Nutzung des Verkehrsweges. Der Kiesdamm wurde mit dem Bagger schrittweise abgetragen. Dafür hatte Johann Tolksdorf, der für den Landkreis Donau-Ries zuständige Referent des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, die Vorgaben gemacht.
Was brachten die Metalldetektoren nun aber zum Vorschein: Die Archäologen konzentrierten sich auf die Gräben und Gruben, weil sich hier verlorenes Material und entsorgter Müll angesammelt hatten. Im Bereich der Straße fanden sich Nägel und Beschläge. Bedeutendster Fund ist die Wangenkappe eines Legionärhelms. Das Landesamt spricht von einer „seltenen Entdeckung“. Datieren ließe sich die Wangenklappe allerdings nicht. Aber trotz der starken Korrosion stammt das Teil vermutlich aus der Spätphase der römischen Präsenz in Südbayern.
Fachleute sprechen bei der Wangenklappe von einem Verlustfund. Ihre Erklärung: „Helme wurden während des Marsches nicht auf dem Kopf getragen, sondern am Gepäck befestigt. Wenn sich die Verbindung mit dem Helm löste, können solche Teile damals unbemerkt verloren gegangen sein.“