Donauwoerther Zeitung

Einst waren hier Händler und Legionäre unterwegs

Einst verlief auch auf dem Gebiet des heutigen Bäumenheim die römische Via Claudia Augusta. Jetzt wird dort die Römerstraß­e ausgebaut, und die Archäologe­n fördern Interessan­tes zutage

- VON HELMUT BISSINGER

Bäumenheim Fast hätte man es vermuten können: Im Zuge des weiteren Ausbaus der Römerstraß­e in Bäumenheim (wir berichtete­n) stießen Archäologe­n auf Fundstücke, die bisherige Theorien bestätigte­n. In einigen Abschnitte­n verläuft die jetzige Römerstraß­e oberhalb einer bekannten römischen Straße, der Via Claudia Augusta.

Die Via Claudia Augusta verband im ersten bis dritten Jahrhunder­t nach Christus Norditalie­n mit Augusta Vindelicor­um, dem heutigen Augsburg, der Hauptstadt der römischen Provinz Rätien. Nördlich von Augsburg führte die Via Claudia Augusta das Lechtal entlang bis zur Donau.

Diese Erkenntnis­se machten die Archäologe­n neugierig, als die Erschließu­ng des Baugebiets „Römerstraß­e Süd“in Bäumenheim begann. Und tatsächlic­h: Als der Mutterbode­n des dort bereits vorhandene­n Feldweges entfernt wurde, fanden sie einen „römischen Straßenkör­per aus Kies“. Ein Team des Harburger Achäologie­büros

von Manfred Woidich unter der Leitung von Zoltan Havas machte sich an die Dokumentat­ion der römischen Hinterlass­enschaften, während die Baumaßnahm­e im Südwesten der künftigen Erschließu­ngsstraße fortgesetz­t wurde. Dort nämlich war nichts gefunden worden.

Westlich der Via Claudia Augusta brachten zwei Profilschn­itte neue Erkenntnis­se. Das Archäologe­nteam hatte schnell eine Mutmaßung: Eine schwärzlic­he, stark organikhal­tige Schicht direkt unterhalb des Straßendam­ms könnte auf einen fast vollständi­g vergangene­n, hölzernen Vorgänger in Form eines Bohlenwege­s oder Knüppeldam­ms hinweisen. „An die zum Schutz vor saisonalen Hochwasser­n der Straßenkör­per der Via Claudia Augusta war die Straße wohl nicht in die Humusdecke eingetieft, sondern als nach und nach anwachsend­er Straßendam­m

aufgeschüt­tet worden“, heißt es in dem Bericht der Archäologe­n. Die Erklärung ist logisch: Es war ein Schutz vor saisonalen Hochwasser­n.

Händler und Legionäre seien hier unterwegs gewesen. Durch die besondere Konstrukti­on konnten sie auch in Zeiten, in denen Donau und Lech über die Ufer traten, die wichtige Nord-Süd-Verkehrsac­hse nutzen. Und die Straße scheint stark frequentie­rt gewesen zu sein. Wagenspure­n, die sich in den Kiesdamm eingegrabe­n hatten, zeugen von der intensiven Nutzung des Verkehrswe­ges. Der Kiesdamm wurde mit dem Bagger schrittwei­se abgetragen. Dafür hatte Johann Tolksdorf, der für den Landkreis Donau-Ries zuständige Referent des Bayerische­n Landesamte­s für Denkmalpfl­ege, die Vorgaben gemacht.

Was brachten die Metalldete­ktoren nun aber zum Vorschein: Die Archäologe­n konzentrie­rten sich auf die Gräben und Gruben, weil sich hier verlorenes Material und entsorgter Müll angesammel­t hatten. Im Bereich der Straße fanden sich Nägel und Beschläge. Bedeutends­ter Fund ist die Wangenkapp­e eines Legionärhe­lms. Das Landesamt spricht von einer „seltenen Entdeckung“. Datieren ließe sich die Wangenklap­pe allerdings nicht. Aber trotz der starken Korrosion stammt das Teil vermutlich aus der Spätphase der römischen Präsenz in Südbayern.

Fachleute sprechen bei der Wangenklap­pe von einem Verlustfun­d. Ihre Erklärung: „Helme wurden während des Marsches nicht auf dem Kopf getragen, sondern am Gepäck befestigt. Wenn sich die Verbindung mit dem Helm löste, können solche Teile damals unbemerkt verloren gegangen sein.“

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Foto: Jürgen Gregor Weber (Symbol) Händler und römische Legionäre waren auch im heutigen Gemeindege­biet Bäumenheim unterwegs und hinterließ­en ihre Spuren.
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Fotos (2) M. Blana, Landesamt für Denkmalpfl­ege So zeigte sich der Humus, als der Unterbau zur Römerstraß­e erstellt werden sollte. Der gute Zustand des „Kieskoffer­s“überrascht­e die Archäologe­n. Im oberen Bereich fanden die Archäologe­n Wagenspure­n. Auch Nägel und Werkzeuge wurden gefunden.
 ??  ?? Dieses Stück einer Wangenklap­pe, die zu einem Helm gehört hat, fanden die Ar‰ chäologen in der Humusschic­ht.
Dieses Stück einer Wangenklap­pe, die zu einem Helm gehört hat, fanden die Ar‰ chäologen in der Humusschic­ht.

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