Wann braucht ein Igel Hilfe?
Manchmal sind die Tierchen in Not, manchmal ist menschliche Einmischung aber auch schädlich
Augsburg Igel müssen sich vor dem Winterschlaf ein Fettpolster anfressen – das weiß jedes Kind. Wenn sie dafür nicht genug Nahrung finden oder beim Winterschlaf gestört werden, drohen sie zu verhungern. Wann aber ein Igel tatsächlich Hilfe braucht und wie man ihn am besten unterstützen kann, darüber sind einige Fehlinformationen im Umlauf. Christine Margraf vom Bund Naturschutz in Bayern erklärt, wie man den Zustand der stacheligen Tiere einschätzen und angemessen helfen kann.
● Gesundheit Damit ein Igel ohne Hilfe durch den Winter kommt, muss er körperlich fit sein. Igel, die krank sind, verhalten sich apathisch und rollen sich nicht ein, wenn man ihnen zu nahekommt. Margraf empfiehlt, in diesem Fall die Organisation Pro Igel zu kontaktieren, die bei Bedarf einen passenden Tierarzt vermittelt. Auch wer einen verletzten Igel findet, sollte sich dort Hilfe holen. Damit es erst gar nicht so weit kommt, rät Margraf, im eigenen Garten auf Mähroboter zu verzichten. „Wir haben schon Bilder von Igeln mit Schnittwunden von Mährobotern bekommen. Sie schätzen die Maschinen oft nicht als bedrohlich ein und werden dann verletzt.“
● Füttern Auch unterernährte Igel brauchen Hilfe. Man erkennt sie daran, dass sie einen eher schlauch- als birnenförmigen Körper haben und eine sogenannte Hungerlinie im Nacken, eine Einbuchtung hinter dem Kopf. Für diese Tiere kann man Futter bereitstellen, Margraf nennt als Beispiele Katzenfutter oder Rührei. Wegen der immer häufiger auftretenden Trockenperioden kann es auch helfen, ein Schälchen mit Wasser in den Garten zu stellen oder gleich einen Teich anzulegen.
Es kursieren verschiedene Empfehlungen, ab welchem Gewicht ein Igel Hilfe braucht, um durch den Winter zu kommen. „Wiegen kann man sich sparen“, stellt Margraf klar. Ein gesunder Igel könne auch mit weniger Fettpolster überwintern, ein kranker nicht. Wenn ein Tier aber stark unterernährt ist, solle man sich fachkundige Hilfe holen. ● Gartengestaltung Igel ernähren sich von Kleintieren wie Insekten oder Schnecken. In naturnahen Gärten finden sie viel Nahrung, versichert Margraf. Das nutzt allerdings wenig, wenn sie gar nicht erst in den Garten hineinkommen: Immer mehr Grundstücke sind von gemauerten Einfassungen oder Gabionenwänden abgeschirmt, die die Tiere nicht überwinden können. „Es ist erschreckend, wie es zunimmt, dass Leute ihren Garten abschotten“, sagt die Tierschützerin.
Schwimmbecken und Schächte sollten abgedeckt oder mit einer Ausstiegshilfe wie etwa einer Bretterrampe versehen werden, damit Igel und andere Tiere darin nicht festsitzen und verhungern.
● Winterschlaf Igel suchen sich für ihren Winterschlaf einen geschützten Ort. Den kann man ihnen bereitstellen, indem man einen Haufen aus Herbstlaub an einer geschützten Ecke aufbaut und etwas Reisig hineinmischt, damit er locker bleibt. Manchmal sucht ein Igel auch in einem offen stehenden Schuppen Schutz. Dann muss man darauf achten, dass das Tier nicht eingesperrt wird und dann an wärmeren Tagen nicht mehr hinauskommt.
Igel suchen sich einen passenden Ort für den Winterschlaf selbst aus. Margraf warnt davor, Tiere umzusiedeln: „Schon gar nicht sollte man sie aus übertriebener Sorge ins Haus holen. Auch im Keller ist es in der Regel zu warm für sie. Der Igel ist und bleibt ein Wildtier.“