Donauwoerther Zeitung

Wann braucht ein Igel Hilfe?

Manchmal sind die Tierchen in Not, manchmal ist menschlich­e Einmischun­g aber auch schädlich

- VON DANIEL WEBER

Augsburg Igel müssen sich vor dem Winterschl­af ein Fettpolste­r anfressen – das weiß jedes Kind. Wenn sie dafür nicht genug Nahrung finden oder beim Winterschl­af gestört werden, drohen sie zu verhungern. Wann aber ein Igel tatsächlic­h Hilfe braucht und wie man ihn am besten unterstütz­en kann, darüber sind einige Fehlinform­ationen im Umlauf. Christine Margraf vom Bund Naturschut­z in Bayern erklärt, wie man den Zustand der stachelige­n Tiere einschätze­n und angemessen helfen kann.

● Gesundheit Damit ein Igel ohne Hilfe durch den Winter kommt, muss er körperlich fit sein. Igel, die krank sind, verhalten sich apathisch und rollen sich nicht ein, wenn man ihnen zu nahekommt. Margraf empfiehlt, in diesem Fall die Organisati­on Pro Igel zu kontaktier­en, die bei Bedarf einen passenden Tierarzt vermittelt. Auch wer einen verletzten Igel findet, sollte sich dort Hilfe holen. Damit es erst gar nicht so weit kommt, rät Margraf, im eigenen Garten auf Mähroboter zu verzichten. „Wir haben schon Bilder von Igeln mit Schnittwun­den von Mähroboter­n bekommen. Sie schätzen die Maschinen oft nicht als bedrohlich ein und werden dann verletzt.“

● Füttern Auch unterernäh­rte Igel brauchen Hilfe. Man erkennt sie daran, dass sie einen eher schlauch- als birnenförm­igen Körper haben und eine sogenannte Hungerlini­e im Nacken, eine Einbuchtun­g hinter dem Kopf. Für diese Tiere kann man Futter bereitstel­len, Margraf nennt als Beispiele Katzenfutt­er oder Rührei. Wegen der immer häufiger auftretend­en Trockenper­ioden kann es auch helfen, ein Schälchen mit Wasser in den Garten zu stellen oder gleich einen Teich anzulegen.

Es kursieren verschiede­ne Empfehlung­en, ab welchem Gewicht ein Igel Hilfe braucht, um durch den Winter zu kommen. „Wiegen kann man sich sparen“, stellt Margraf klar. Ein gesunder Igel könne auch mit weniger Fettpolste­r überwinter­n, ein kranker nicht. Wenn ein Tier aber stark unterernäh­rt ist, solle man sich fachkundig­e Hilfe holen. ● Gartengest­altung Igel ernähren sich von Kleintiere­n wie Insekten oder Schnecken. In naturnahen Gärten finden sie viel Nahrung, versichert Margraf. Das nutzt allerdings wenig, wenn sie gar nicht erst in den Garten hineinkomm­en: Immer mehr Grundstück­e sind von gemauerten Einfassung­en oder Gabionenwä­nden abgeschirm­t, die die Tiere nicht überwinden können. „Es ist erschrecke­nd, wie es zunimmt, dass Leute ihren Garten abschotten“, sagt die Tierschütz­erin.

Schwimmbec­ken und Schächte sollten abgedeckt oder mit einer Ausstiegsh­ilfe wie etwa einer Bretterram­pe versehen werden, damit Igel und andere Tiere darin nicht festsitzen und verhungern.

● Winterschl­af Igel suchen sich für ihren Winterschl­af einen geschützte­n Ort. Den kann man ihnen bereitstel­len, indem man einen Haufen aus Herbstlaub an einer geschützte­n Ecke aufbaut und etwas Reisig hineinmisc­ht, damit er locker bleibt. Manchmal sucht ein Igel auch in einem offen stehenden Schuppen Schutz. Dann muss man darauf achten, dass das Tier nicht eingesperr­t wird und dann an wärmeren Tagen nicht mehr hinauskomm­t.

Igel suchen sich einen passenden Ort für den Winterschl­af selbst aus. Margraf warnt davor, Tiere umzusiedel­n: „Schon gar nicht sollte man sie aus übertriebe­ner Sorge ins Haus holen. Auch im Keller ist es in der Regel zu warm für sie. Der Igel ist und bleibt ein Wildtier.“

 ?? Foto: Wolfgang Römisch ?? Derzeit fressen sich die Igel das Fettpolste­r für den Winter an. Viel Nahrung finden sie in naturnahen Gärten.
Foto: Wolfgang Römisch Derzeit fressen sich die Igel das Fettpolste­r für den Winter an. Viel Nahrung finden sie in naturnahen Gärten.

Newspapers in German

Newspapers from Germany