Das Donauwörther Wasser wird die Keime nicht los
Nach Monaten ist das Problem beim Trinkwasser in Teilen der Stadt nicht gelöst. Eine Verunreinigung ist nach wie vor vorhanden. Jetzt wird dauerhaft gechlort. Warum sich keine schnelle Lösung abzeichnet
Nach Monaten ist das Problem beim Trinkwasser im Raum Donauwörth weiter nicht gelöst. Jetzt wird dauerhaft gechlort.
Donauwörth Chloren, abkochen, abwarten und alles wieder von vorne: Seit knapp 280 Tagen ist das verunreinigte Trinkwasser für die Bürger in Teilen des Donauwörther Stadtgebiets eine wiederkehrende Problematik. Entnommene Wasserproben ergaben immer wieder coliforme Keime. Festgestellt wurden diese erstmals im Februar dieses Jahres. Bis Juli erschien alles wieder gut. Doch dann kehrten die Keime aus bisher ungeklärten Gründen wieder zurück. Seitdem müssen die Bürger immer wieder den Wasserkocher zur Hand nehmen und abkochen. Die Stadtwerke versetzten das Wasser mehrfach mit Chlor, doch die Keime kehrten stets zurück.
Das treibt das städtische Wasserwerk zu einer drastischen Maßnahme: Am heutigen Donnerstag, 19. November, beginnt eine Dauerchlorung des Trinkwassers, die so lange andauern soll, bis der neue Hochbehälter in der Parkstadt gebaut und betriebsbereit ist. Das kann bis mindestens Ende kommenden Jahres oder sogar Anfang 2022 dauern, teilte Ulrich Schmerer von den Stadtwerken in der Sitzung des Werkund Umweltausschusses am Dienstag mit. Betroffen sind rund 2000 Haushalte.
Die undichte Stelle ist in der Parkstadt
Die Stadtwerke hatten in den vergangenen Monaten alles Mögliche versucht, um die Ursache für die Keime finden. Die Verantwortlichen legten die kleine Kammer des Wasserhochbehälters still. Umfangreich suchten die Stadtwerke nach einem Leck oder Wasser, das aus privaten Leitungen eintritt. Doch bis jetzt gibt es keine Erkenntnis. Trotz aller Bemühungen finden sich in den Wasserproben nach der letzten Chlorung, die vom 28. September bis 26. Oktober lief, wieder coliforme Keim.
„Sicher ist jedoch, dass der Bereich des Wasserhochbehälters Parkstadt dafür verantwortlich ist“, erklärte Schmerer von den Stadtwerken. Alles deute auf die kleine Kammer im Hochbehälter hin, in die Grundwasser eindringe. Sicher sei das aber nicht. Der Hochbehälter wurde im Jahr 1890 erbaut. In den vergangenen 130 Jahren soll er zumindest immer wieder instand gesetzt worden sein.
„Wir haben den Bürgern viel zugemutet“, gab Oberbürgermeister Jürgen Sorré zu Bedenken. Anfang Februar war erstmals das verunreinigte Trinkwasser entdeckt worden.
Für die Bürger bedeutete das zum ersten Mal: Wasserkocher an, abkochen, abkühlen lassen und dann erst trinken. Ab Ende Februar musste nicht mehr abgekocht werden. Doch Ende Juli erreichte die Bürger die Nachricht: erneut Keime. Das Gesundheitsamt verhängte wieder eine Abkochanordnung.
Mitte August begann die erste übergangsweise Chlorung, um die eventuell noch vorhandenen Keime abzutöten. In den folgenden Monaten erfolgte ein Hin und Her für die Bürger zwischen Abkochen, Chloren, erneuten Keimen und weiterem Abkochen. Die neuesten Untersuchungsergebnisse von Mitte November weisen trotz allem erneut Keime auf.
„Der nächste Schritt ist nun die Dauerchlorung“, erklärte Oberbürgermeister Sorré. Um die hartnäckigen Keime abzutöten, liegt der Chlorgehalt bei minimal 0,1 bis maximal 0,2 Milligramm pro Liter. Ein schwacher Trost für die Bürger: Das sind etwa zwei Drittel weniger Chlor, als bisher zugesetzt. So soll das Wasser deutlich geringer beißend schmecken und riechen. Die Stadtwerke weisen darauf hin, dass die Wasserlieferungen trotz allem den Vorgaben der Trinkwasserverordnung entsprechen. Damit erfüllten sie ihren Auftrag der Trinkwasserversorgung.
„Es ist seit langer Zeit klar, dass der Hochbehälter in der Parkstadt ersetzt werden muss. Wir sind, was ein schwacher Trost ist, nicht die einzige Kommune mit so einer Situation“, sagte Sorré mit Blick in den Landkreis Augsburg. Auch Gersthofen hat ein Dauerproblem mit dem Trinkwasser.
Doch wie lange bleibt das verunreinigte Trinkwasser in der Großen Kreisstadt ein Problem? Das kann niemand sicher sagen. Im April 2021 kann, wenn alles reibungslos abläuft, der moderne Hochbehälter in der Sternenschanzenstraße gebaut werden (weitere Informationen dazu folgen).
Bestenfalls betriebsbereit ist dieser jedoch Ende 2021 oder erst Anfang 2022. Bis Sommer 2022 sollen die Bauarbeiten komplett abgeschlossen sein. Es bleibt vage, wann die Bürger wieder ohne Chlornote ein Glas Donauwörther Leitungswasser genießen können.
Das derzeit gültige Abkochgebot im Bereich der Versorgungszone Parkstadt bleibt so lange bestehen, bis eine stabile Verteilung des Chlors erreicht ist. Wenn dieser Fall eintritt, geben die Stadtwerke das bekannt und die Kommune hebt das erneute Abkochgebot auf.