Donauwoerther Zeitung

Alternativ­e Wärme für das ganze Dorf

Eine Interessen­gemeinscha­ft will in Blossenau ein Nahwärmene­tz schaffen. Warum der Zeitpunkt günstig ist und warum es schnell gehen muss

- VON WOLFGANG WIDEMANN

Tagmershei­m‰Blossenau Im Bereich der Monheimer Alb könnte schon bald ein weiteres Dorf weitgehend mit alternativ­er Energie versorgt werden: In Blossenau gibt es eine Initiative für ein sogenannte­s Nahwärmene­tz. Dieses soll so schnell wie möglich verwirklic­ht werden – auch wenn die Verantwort­lichen aktuell noch ganz am Anfang stehen.

Die Nahwärme-Idee hat Mit-Initiator Ernst-Josef Münsinger schon länger im Kopf, wie er auf Anfrage mitteilt. Zunächst sei der Plan gewesen, ein solches Projekt in Blossenau privat zusammen mit gut einem halben Dutzend Anliegern in die Tat umzusetzen. Dann hätten in den vergangene­n Wochen aber auch andere Bewohner ihr Interesse bekundet – und alles ging ganz schnell. Am vorigen Wochenende gründete sich aus rund zehn Personen eine Interessen­gemeinscha­ft (IG), der Münsinger zufolge mit Lothar Behringer ein absoluter Fachmann in Sachen Wärmenetz angehört. Die IG machte sich sogleich an eine Umfrage in dem 300-Einwohner-Dorf mit seinen rund 100 Anwesen.

Das Ergebnis habe die IG-Aktiven positiv überrascht, berichtet Münsinger: „Die Resonanz ist unwahrsche­inlich hoch.“Zwar habe man noch nicht mit allen Hauseigent­ümern gesprochen – die restlichen sollen an diesem Wochenende kontaktier­t werden –, jedoch zeichne sich schon jetzt ab, dass ein Großteil mit dabei sein will: „Ich gehe davon aus, dass am Ende 80 Prozent mitmachen.“Hintergrun­d für die große Bereitscha­ft sei wohl die unsichere Zukunft von Öl- und Holzheizun­gen. Das Projekt Nahwärmene­tz biete sich aktuell auch deshalb an, weil in Blossenau im Zuge der Dorferneue­rung die Straßen aufgerisse­n sind. Es werden ein neuer Abwasserka­nal und neue Versorgung­sleitungen verlegt: „Dadurch sind die Baukosten niedriger.“Münsinger geht davon aus, dass das Netz in vier bis sechs Monaten umsetzbar ist.

Dadurch verzögern sich freilich die Bauarbeite­n für die Dorferneue­rung. Die IG sei dankbar, dass der Gemeindera­t – diesen informiert­e Bürgermeis­terin Petra Riedelshei­mer am Dienstag über das Vorhaben – die Möglichkei­t gebe, die Maßnahme durchzuzie­hen.

In den kommenden Wochen sollen nun die organisato­rischen Voraussetz­ungen geschaffen werden. Man werde wohl eine Genossensc­haft gründen, so Münsinger. Als Energieträ­ger könnte er sich Hackschnit­zel vorstellen. Es sei zu klären, ob ein Landwirt das Blockheizk­raftwerk für die Genossensc­haft betreibt – und vielleicht auch mit sogenannte­r Güllevered­elung einen Teil der Energie liefert.

Die Wärmenetz-Hauptleitu­ng würde etwa zwei Kilometer lang. Für die Hausanschl­üsse würden weitere eineinhalb Kilometer benötigt. Einen Standort für ein Blockheizk­raftwerk würde man sicher finden: „Da gibt es mehrere Möglichkei­ten.“

Dass in Blossenau größere Projekte in Rekordzeit verwirklic­ht werden können, habe sich bereits beim B+ Zentrum gezeigt.

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Foto: Eva Münsinger Die Dorferneue­rung in Blossenau ist bereits ein Stück weit vorangesch­ritten. Nun soll auch noch ein Nahwärmene­tz hinzukomme­n.

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