Alternative Wärme für das ganze Dorf
Eine Interessengemeinschaft will in Blossenau ein Nahwärmenetz schaffen. Warum der Zeitpunkt günstig ist und warum es schnell gehen muss
TagmersheimBlossenau Im Bereich der Monheimer Alb könnte schon bald ein weiteres Dorf weitgehend mit alternativer Energie versorgt werden: In Blossenau gibt es eine Initiative für ein sogenanntes Nahwärmenetz. Dieses soll so schnell wie möglich verwirklicht werden – auch wenn die Verantwortlichen aktuell noch ganz am Anfang stehen.
Die Nahwärme-Idee hat Mit-Initiator Ernst-Josef Münsinger schon länger im Kopf, wie er auf Anfrage mitteilt. Zunächst sei der Plan gewesen, ein solches Projekt in Blossenau privat zusammen mit gut einem halben Dutzend Anliegern in die Tat umzusetzen. Dann hätten in den vergangenen Wochen aber auch andere Bewohner ihr Interesse bekundet – und alles ging ganz schnell. Am vorigen Wochenende gründete sich aus rund zehn Personen eine Interessengemeinschaft (IG), der Münsinger zufolge mit Lothar Behringer ein absoluter Fachmann in Sachen Wärmenetz angehört. Die IG machte sich sogleich an eine Umfrage in dem 300-Einwohner-Dorf mit seinen rund 100 Anwesen.
Das Ergebnis habe die IG-Aktiven positiv überrascht, berichtet Münsinger: „Die Resonanz ist unwahrscheinlich hoch.“Zwar habe man noch nicht mit allen Hauseigentümern gesprochen – die restlichen sollen an diesem Wochenende kontaktiert werden –, jedoch zeichne sich schon jetzt ab, dass ein Großteil mit dabei sein will: „Ich gehe davon aus, dass am Ende 80 Prozent mitmachen.“Hintergrund für die große Bereitschaft sei wohl die unsichere Zukunft von Öl- und Holzheizungen. Das Projekt Nahwärmenetz biete sich aktuell auch deshalb an, weil in Blossenau im Zuge der Dorferneuerung die Straßen aufgerissen sind. Es werden ein neuer Abwasserkanal und neue Versorgungsleitungen verlegt: „Dadurch sind die Baukosten niedriger.“Münsinger geht davon aus, dass das Netz in vier bis sechs Monaten umsetzbar ist.
Dadurch verzögern sich freilich die Bauarbeiten für die Dorferneuerung. Die IG sei dankbar, dass der Gemeinderat – diesen informierte Bürgermeisterin Petra Riedelsheimer am Dienstag über das Vorhaben – die Möglichkeit gebe, die Maßnahme durchzuziehen.
In den kommenden Wochen sollen nun die organisatorischen Voraussetzungen geschaffen werden. Man werde wohl eine Genossenschaft gründen, so Münsinger. Als Energieträger könnte er sich Hackschnitzel vorstellen. Es sei zu klären, ob ein Landwirt das Blockheizkraftwerk für die Genossenschaft betreibt – und vielleicht auch mit sogenannter Gülleveredelung einen Teil der Energie liefert.
Die Wärmenetz-Hauptleitung würde etwa zwei Kilometer lang. Für die Hausanschlüsse würden weitere eineinhalb Kilometer benötigt. Einen Standort für ein Blockheizkraftwerk würde man sicher finden: „Da gibt es mehrere Möglichkeiten.“
Dass in Blossenau größere Projekte in Rekordzeit verwirklicht werden können, habe sich bereits beim B+ Zentrum gezeigt.