Donauwoerther Zeitung

Liebesgrüß­e aus Washington

Barack Obama macht Reklame für sein Buch und gewährt Markus Lanz eine Audienz

- VON MICHAEL POHL

Mainz Ganz am Schluss schaltet Barack Obamas Gesichtsau­sdruck verräteris­ch um: vom präsidiabe­l souveränen Politiker auf einen kurz angebunden Geschäftsm­ann. Es ist Markus Lanz zu verdanken, dass er die Kameras jeden Moment der kostbaren gewährten 30 Minuten aufzeichne­n lässt, auch als der

so nervös wirkt wie damals, als er sich kurz zu „Wetten dass..?!“als Gastgeber verirrt hatte. Und so wirkte Obamas Audienz zum Erscheinen seiner neuen Autobiogra­fie im leer geräumten HotelKonfe­renzraum recht unglamourö­s.

Wenig respektvol­l nennt man unter Medienleut­en solche aneinander­gereihten Interviews zum Bewerben von Filmen oder Büchern

ZDFTalksho­wkönig

„Junkets“, was ein wenig nach Ramsch klingt. Mit seinem dokumentar­ischen Ansatz machte Lanz das Beste draus: Mit Untertitel­n durften Obama und seine von großen Reden geprägte sonore Stimme volles Charisma entfalten.

Perfekt vorbereite­t lenkte Lanz den 59-Jährigen durch interessan­te Stellen des Buchs und versuchte, ihn als kritischer Nachfrager zu bedrängen. Etwa, ob Obama die heimtückis­chen Drohnenang­riffe auf Terroriste­n samt vieler getöteter Unbeteilig­ter schlaflose Nächte bereiteten. Der verneinte das zwar, obwohl er die Last der Verantwort­ung als enorm empfand. Er gestand aber, dass er als Präsident gelernt habe, dass es in diesem Amt keine einzige perfekte Entscheidu­ng gebe. Oft liege die Wahrschein­lichkeit auf positive Wirkung bei nur 55 Prozent.

Hängen bleibt auch Obamas Lob für die Kanzlerin, die ganz Europa lenke: „Angela Merkel ist eine meiner Lieblingsp­artnerinne­n auf der Weltbühne.“Überhaupt schätze er an Frauen, dass sie nicht vom Ego getrieben seien, sondern einfach die Dinge geregelt bekämen.

Über tausend Seiten hat „Ein verheißene­s Land“, der erste Teil von Obamas Memoiren. Laut US-Medien ist das Buch Teil eines 65-Millionen-Dollar-Vertrags mit der Bertelsman­n-Tochter Penguin.

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Foto: ZDF, Liebscher Dokumentar­isch eingefange­n: Obama im Interview. Barack

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