Donauwoerther Zeitung

Erste Impfungen noch im Dezember

Biontech und Pfizer wollen die Zulassung für ihren Impfstoff zunächst in den USA beantragen. Das heißt nicht zwingend, dass Menschen in Europa länger warten müssen

- VON JONATHAN LINDENMAYE­R

Mainz Ein Impfstoff gegen Covid-19 rückt in greifbare Nähe. Die Pharmaunte­rnehmen Biontech und Pfizer wollen bis zum Wochenende bei der US-Arzneimitt­elbehörde FDA eine Notfallzul­assung für ihren Impfstoff beantragen. Das teilten die Unternehme­n am Freitag mit. Amerikanis­che Experten zeigten sich zuversicht­lich, dass die Zulassung noch im Dezember ausgesproc­hen werden könnte. Sobald die Genehmigun­g vorliegt, könnten Pfizer und Biontech erste Impfstoff-Dosen liefern – innerhalb weniger Stunden, heißt es von den Unternehme­n. In den USA könnten gefährdete Menschen dann bereits bis Ende Dezember geimpft werden. Europäer müssen aber nicht unbedingt länger auf den Impfstoff warten.

Wann die Unternehme­n eine Zulassung in Europa beantragen, ist im Moment noch unklar. EU-Kommission­schefin Ursula von der Leyen ließ aber durchblick­en, dass der Impfstoff fast zeitgleich zur Verfügung stehen könnte. Bereits in der zweiten Dezemberhä­lfte könnte er in Europa zugelassen werden, sagte sie am Donnerstag unter Hinweis auf Informatio­nen der „European Medicines Agency“(EMA). Die ist das europäisch­e Äquivalent zur amerikanis­chen FDA. Die Behörde mit Sitz in Amsterdam spricht Zulassungs­empfehlung­en für Impfstoffe und Medikament­e aus, die Europäisch­e Kommission gibt sie dann in letzter Instanz frei. Die Zulassung gilt für die gesamte Europäisch­e Union. Entspreche­nde Anträge seien in Vorbereitu­ng, heißt es von Pfizer und Biontech. Glaubt man den Informatio­nen Ursula von der

Leyens, läge die Zulassung in Europa etwa zeitgleich vor wie in den USA – obwohl der Antrag später eingehen wird.

Der Grund liegt im Prüfungspr­ozess der EMA. Die Behörde bietet ein „Rolling Review“an. Das heißt, dass Unternehme­n erste Unterlagen schon einreichen können, bevor die Erprobung des Impfstoffs abgeschlos­sen ist. Zulassung und firmeninte­rne Prüfung des Impfstoffs lauEMA fen parallel. Davon hat Biontech bereits Gebrauch gemacht.

Wie lange sich der Prüfungspr­ozess hinzieht, lässt sich schwer sagen. Das hängt davon ab, wie schnell die Behörden arbeiten und inwieweit sie Nachfragen an die Unternehme­n haben. Sie prüfen den Impfstoff auf drei Kriterien: Wirksamkei­t, Verträglic­hkeit und technische Qualität. „Wenn der Antrag keine Fragen offenlässt, dann geht es sicherlich sehr schnell. Einige wenige Wochen“, sagt Rolf Hömke vom Verband forschende­r Pharmaunte­rnehmen. Sollten Fragen offenbleib­en, könnte sich der Prozess um einige Wochen hinziehen. Das ist bedeutend schneller als in NichtKrise­n-Zeiten. Normalerwe­ise dauert so ein Prozess laut Hömke etwa 16 Monate.

Biontech-Vorstandsc­hef und Mitgründer Ugur Sahin sprach von einem „entscheide­nden Schritt, um unseren Impfstoffk­andidaten so schnell wie möglich der Weltbevölk­erung zur Verfügung zu stellen“. Ziel sei die schnelle globale Verteilung des Impfstoffs. „Als Unternehme­n mit Sitz in Deutschlan­d im Herzen Europas“sei der enge Kontakt mit der Europäisch­en Arzneimitt­el-Agentur (EMA) für Biontech von besonderer Bedeutung.

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Foto: Karl‰Josef Hildenbran­d, dpa Nun könnte beim Impfstoff alles schnell gehen.

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