Donauwoerther Zeitung

Eine Pflegerese­rve für Bayern

Gesundheit­sstaatssek­retär Holetschek will, dass Lehren aus der Krise gezogen werden. Was er vorschlägt

-

München Als Lehre aus manchen Engpässen in der Corona-Krise fordert Bayerns Gesundheit­sstaatssek­retär Klaus Holetschek (CSU) für die Zukunft den Aufbau einer Pflegerese­rve. Damit soll sichergest­ellt werden, dass in künftigen Pandemien und Notlagen schnell zusätzlich­es Personal etwa für Kliniken, Altenund Pflegeheim­e rekrutiert werden kann. „In der Krise muss man schnell handeln können“, sagte Holetschek am Freitag.

Nach der Corona-Krise müsse man dafür zusammen mit Verbänden und Hilfsorgan­isationen die nötigen Strukturen schaffen. „Der Aufbau einer Pflegerese­rve muss eine große Lehre aus dieser Pandemie sein“, sagte Holetschek. „Das ist eine Aufgabe, die wir nach der aktuellen Corona-Krise für die nächste Krise angehen müssen.“Holetschek verwies auf einen schon existieren­den „Pflegepool“– darüber werden seit einiger Zeit Fachkräfte angeworben, die eine Ausbildung im Pflege- und Gesundheit­sbereich absolviert haben, derzeit jedoch nicht in ihrem Ausbildung­sberuf tätig sind. Das sei aber zu wenig. „Man muss da richtige Strukturen schaffen“, sagte Holetschek. „Wir wissen ja nicht, wann die nächste Krise kommt.“

Grundsätzl­ich und zuallerers­t fordert Holetschek für die Zukunft eine Stärkung des Pflegeberu­fs unter anderem durch ausreichen­de Personalsi­cherung und Ausbildung, bessere Arbeitsbed­ingungen, eine bessere Bezahlung und mehr gesellscha­ftliche Anerkennun­g. Auch plädiert er für die Rekrutieru­ng von Reserveper­sonal und die Formulieru­ng verschiede­ner Qualifikat­ionsebenen für den Einsatz: Menschen mit medizinisc­hen und pflegerisc­hen Fachberufe­n, mit ein- oder zweijährig­en Helferausb­ildungen, mit „gesundheit­snahen“Ausbildung­en (etwa Pädagogik), Menschen mit Erfahrunge­n als pflegende Angehörige, aber auch Ehrenamtli­che ohne pflegerisc­he Vorerfahru­ng. Gelerntes Pflegepers­onal, das nicht mehr in der Pflege tätig oder im Ruhestand ist, soll demnach in eine Art „Reserviste­nsystem“eingebunde­n werden. Andere könnten Aufgaben in der Begleitung von Patienten und Pflegepers­onal und organisato­rische Aufgaben übernehmen. Auch jeder Bürger ohne medizinisc­he oder pflegerisc­he Qualifikat­ion solle die Möglichkei­t haben, sich in ein ehrenamtli­ches

Unterstütz­ungssystem einzubring­en – etwa für haushaltsn­ahe Dienstleis­tungen wie Einkaufen. Und man müsse sich Gedanken machen, wie pflegende Angehörige besser unterstütz­t werden.

Holetschek sprach sich zudem für „Schnellsch­ulungen“in künftigen Krisen für freiwillig­e Helfer ohne medizinisc­he Vorkenntni­sse aus. Organisato­risch könnten die Fäden beim Aufbau und der Organisati­on der Pflegerese­rve beim Landesamt für Pflege zusammenla­ufen. Er plädierte dafür, den Aufbau der Pflegerese­rve sofort nach der Corona-Krise mit Verbänden und Hilfsorgan­isationen anzugehen.

 ??  ?? Klaus Holetschek
Klaus Holetschek

Newspapers in German

Newspapers from Germany