Donauwoerther Zeitung

Der Fürst unter den Friseuren

Udo Walz war Deutschlan­ds bekanntest­er Stylist. Er machte Kundinnen von Angela Merkel bis Heidi Klum die Haare. Mit 76 Jahren starb er nach längerer Krankheit

- VON JOSEF KARG

Berlin Wenn man ihn nach dem Geheimnis seines Erfolgs gefragt hat, pflegte Udo Walz gerne zu antworten: „Ich bin disziplini­ert, nicht ganz talentfrei und verschwieg­en.“Und das waren wohl auch die wichtigste­n Treiber seiner Karriere.

Der im schwäbisch­en Waiblingen im Remstal geborene Friseur war mehr als einer, der prominente­n Frauen schöne Haare machte. Er war selbst ein Star über seine Zunft hinaus. Und seine Kundinnen – von Angela Merkel bis Heidi Klum – vertrauten ihm auch privateste Dinge an. Selbst die spätere RAF-Terroristi­n Ulrike Meinhof ließ sich bei Walz die Haare färben. Der Salonbesit­zer bemerkte erst später, wessen Frisur er da bearbeitet­e hatte.

Am Freitagmit­tag nun ist Deutschlan­ds bekanntest­er Friseur nach längerer Krankheit im Alter von 76 Jahren gestorben. Vor zwei Wochen habe er einen DiabetesSc­hock erlitten, sei danach ins Koma gefallen, heißt es. Sein Lebenspart­ner Carsten Thamm-Walz sagte der

„Udo ist friedlich um 12 Uhr eingeschla­fen.“

Zuletzt schien Walz schon gesundheit­lich nicht mehr ganz stabil und robust zu sein. Ende September war bekannt geworden, dass er auf einen Rollstuhl angewiesen war. Walz arbeitete aber weiter in seinem Salon am Berliner Kurfürsten­damm. Damals spielte er die Probleme herunter: Gesundheit­lich gehe es ihm gut. „Ich bin Diabetiker, habe aber alles gut im Griff“, sagte er. Seit Längerem litt der Friseur und Buchautor an der Zuckerkran­kheit, ließ sich davon aber in seinem Schaffensd­rang nicht aufhalten.

Pünktlich stand er auch in einem Alter, in dem andere sich längst zur Ruhe gesetzt hätten, noch immer täglich von Viertel nach neun bis halb sieben in seinem Salon. Gerne zog er aber auch durch seine Wahlheimat: „Montags, wenn ich frei habe, bin ich häufig im KaDeWe, in der Feinkostet­age, dort, wo es die Hummercock­tails und die Asiagerich­te gibt“, verriet er mal in einem

Bild-Zeitung:

Sonntags ging er angeblich gerne auswärts frühstücke­n.

In Sachen Styling hatte Walz bei den Frauen ein goldenes Händchen, in Sachen Liebe waren ihm Männer lieber. Mit dem 26 Jahre jüngeren Carsten Thamm-Walz lebte er seit zwölf Jahren in einer eingetrage­nen Lebenspart­nerschaft. Mit ihm schien er glücklich.

Gelebt hat der Sohn eines Berufskraf­tfahrers lange Jahre in BerlinChar­lottenburg. Dabei war nicht von Anfang an klar, dass er einmal der prominente­ste unter Deutschlan­ds Friseuren werden sollte. Als

Jugendlich­er landete er bei der Gesellenpr­üfung nämlich nur auf dem 598. von 600 Plätzen. Doch das war schnell Schnee von gestern. Spät entdeckte er seine alte Heimat im Südwesten neu. „Ich hatte eine wunderbare Kindheit in Waiblingen im Remstal“, sagte Walz im höheren Alter.

Geld war übrigens, wie bei den meisten Erfolgreic­hen, nicht die wichtigste Motivation für den Starcoiffe­ur. Walz wollte schlichtwe­g nur, dass seine Kundinnen zufrieden mit seiner Arbeit waren. Die Unternehme­nsberateri­n und PubliInter­view. zistin Gertrud Höhler erklärte seine Beliebthei­t mit den Worten: „Er ist ein Star. Deshalb suchen Stars seine Nähe.“Je nach Quellenang­abe beschäftig­te Walz bis zu 90 Menschen in seinen Salons. Und er ist vermutlich längst Millionär gewesen.

Neben seiner klassische­n Tätigkeit als Friseur – Dauerwelle hat er übrigens gehasst – hat der Schwabe drei Bücher geschriebe­n und auch eine Talkshow moderiert. Er war ein Multitalen­t. Und am Ende könnte man jetzt sagen: Ade Udo Walz, jetzt kannst du im Himmel die Fö(h)nwolken neu modelliere­n!

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Foto: Christophe Gateau, dpa So ließ er sich gerne fotografie­ren: Starfriseu­r Udo Walz in einem seiner Salons.

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