Donauwoerther Zeitung

So viele Elfer wie nie

In der Bundesliga ist eine hitzige Diskussion darüber entstanden

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Frankfurt/Main Die Fans vor dem Fernseher halten die Luft an, die Spieler auf dem Platz drehen den Kopf Richtung Schiedsric­hter – und dann geht meist das Gezeter los. Elfmeter oder nicht? Keine Frage sorgt für mehr Diskussion­en im Fußball. Vor dem achten Spieltag gab es in der Bundesliga noch nie so viele Strafstöße – gleich 30. Und 28 davon gingen ins Tor. Nicht nur das Dauerthema Handspiel beschäftig­t die Protagonis­ten. „Heutzutage heißt es, es gab einen Kontakt. Ich habe immer gedacht, es muss ein Foul geben, damit es auch ein Foul ist“, schimpfte zuletzt Freiburgs Trainer Christian Streich.

In der Saison 1965/66 zeigten die Schiedsric­hter nach sieben Spieltagen 29 Mal auf den Punkt. Die derzeitige Flut der Penaltys verdeutlic­ht auch ein Vergleich mit der vergangene­n Saison: Da gab es nur 16 zum gleichen Zeitpunkt und am Ende 73 – damit deutlich weniger als in den drei Runden zuvor (zwischen 91 und 98). „Es werden viel zu viele Elfmeter gepfiffen. Sowohl bei

Handspiele­n als auch bei angebliche­n Fouls (Stichwort ,Kontakt‘)“, twitterte Ex-Weltmeiste­r Mats Hummels von Borussia Dortmund. Eine weitere Statistik bekräftigt die Aussage des Top-Verteidige­rs: Nur am 12. Spieltag 1971/72 wurden mit zwölf Strafstöße­n mehr verhängt als am vergangene­n Spieltag mit zehn.

DFB-Lehrwart Lutz Wagner erklärte in einem

„Ich gebe Ihnen recht, dass das nach sieben Spieltagen eine überdurchs­chnittlich­e Zahl ist. Aber: Hätten wir dieses Gespräch vor dem 7. Spieltag und den zehn Strafstöße­n geführt, wären wir unter dem Schnitt gewesen.“Der 57-Jährige leitet daraus „noch keinen Trend ab“. Entscheide­nd ist für ihn, wie viele davon berechtigt waren: „Sieben waren komplett berechtigt, zwei umstritten, einer falsch.“

Bereits sechs Elfmeter musste der seit 23 Spielen sieglose FC Schalke 04 hinnehmen. Beim 2:2 in Mainz sah sich Königsblau benachteil­igt. „Es reicht irgendwann mal. Es reicht jetzt!“, wütete Sportvorst­and Jochen Schneider im in Richtung Video Assist Center. „Ich weiß nicht, was da in Köln in dem Moment los ist.“

Trainer Manuel Baum relativier­te das aber zuletzt: „Wir machen zu viele Fehler aus Leidenscha­ft.“Lehrwart Wagner will nichts davon wissen, dass die Einmischun­g der Video-Assistente­n mit den vielen Elfmetern zu tun habe: „Die Zahl der Eingriffe ist rückläufig. Aber unabhängig davon: Letztlich geht es trotz aller Regeln auch um subjektive­s Empfinden, um unterschie­dliche Schwellen, wie und was jemand bewertet und ob und wann jemand einschreit­et.“

Kicker-Interview: Sky-Interview

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Foto: dpa Schon 30 Mal mussten Spieler in der Saison den Ball dort ablegen.

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