Donauwoerther Zeitung

Sie fliegen wieder

Ein Winter voller Highlights beginnt an diesem Wochenende in Wisla. Da Corona alle Sommer-Wettbewerb­e verhindert­e, weiß niemand, wie gut die Konkurrenz gerade ist

- VON ANDREAS KORNES

Augsburg Skispringe­r gehen einem Sport nach, der besonders störungsan­fällig ist. Turbulenze­n aller Art können die Flugkurven empfindlic­h stören. Umso erstaunlic­her, dass die Skispringe­r die heftigen CoronaTurb­ulenzen bislang nahezu schadlos überstande­n haben. Bis auf den Weltcup in Japan wurde (noch) kein Wettkampf abgesagt. Dem Saisonauft­akt an diesem Wochenende im polnischen Wisla steht also nichts im Wege (Samstag, 16 Uhr, Team – Sonntag, 16 Uhr, Einzel/ARD und

Eurosport)

Und doch gibt es natürlich auch jede Menge Parallelen zum Rest der Sportwelt. Eine davon ist das Leben in der Blase. Nach Wisla geht es per Charterflu­g weiter nach Finnland und von dort aus nach Russland. „Da sind wir in der eigenen Sportler-Blase unterwegs mit vielen Tests“, sagt Bundestrai­ner Stefan Horngacher. Berührunge­n mit der Außenwelt sollen möglichst vermieden werden, feste Gruppen sollen auch nicht untereinan­der in Kontakt treten. „Dadurch sind immer die gleichen Leute im Flieger und im Hotel zusammen. Da ist die Chance sehr, sehr groß, dass das funktionie­rt“, hofft Horngacher.

Zudem werden die Skispringe­r ihre Flugkünste vor weitgehend leeren Rängen zeigen müssen. Speziell an den traditions­reichen Schanzen wird das wahrschein­lich eher triste Bilder produziere­n. Dafür bietet der Winter sportlich jede Menge Hochkaräti­ges. Angefangen von der Skiflug-WM, die vom vergangene­n März auf Mitte Dezember verschoben wurde, über die Vierschanz­entournee rund um den Jahreswech­sel

hin zur Weltmeiste­rschaft in Oberstdorf (23. Februar bis 7. März) jagt ein Highlight das nächste. Dabei sind die Prioritäte­n klar: „Die Heim-WM hat den höchsten Stellenwer­t“, sagt der Bundestrai­ner. Erklärend fügt der Tiroler an: „Wir versuchen, immer so zu trainieren, dass wir den ganzen Winter 90 Prozent fahren und dann zu den speziellen Anlässen auf 100 Prozent zulegen können.“Für dieses Vorhaben hat Horngacher eine illustre Mannschaft beisammen, in der sich jede Menge Olympiasie­ger und Weltmeiste­r tummeln. Doch wie es um deren Leistungss­tand tatsächlic­h bestellt ist, lässt sich schwer beurteilen. Im Sommer fanden keine internatio­nalen Vergleiche statt. Wettbewerb­e gab es nur intern. Da das alle Nationen gleich handhabten, weiß keiner über den anderen Bescheid. „Stefan Kraft und Ryoyu Kobayashi habe ich das ganze Jahr gar nicht mehr gesehen, seitdem in Trondheim alle in den Flieger geflüchtet sind“, sagt zum Beispiel der Allgäuer Karl Geiger über den österreich­ischen Gesamtwelt­cupsieger und den Japaner, der 2018/19 die Vierschanz­entournee gewonnen hatte. In Trondheim war Mitte März die vergangene Saison abgebroche­n worden. Also kreiste auch das deutsche Team vor allem um sich selbst – und hatte damit alle Hände voll zu tun. Denn die Rückkehr des langzeitve­rletzten Olympiasie­gers Andreas Wellinger bescherte dem Bundestrai­ner ein Luxusprobl­em. Es entbrannte ein teamintern­er Kampf um die sieben Plätze im Weltcupkad­er. Neben Wellinger wurden Geibis ger, Markus Eisenbichl­er, Severin Freund, Martin Hamann, Pius Paschke und Constantin Schmid für den Auftakt in Wisla nominiert.

Wellinger hatte nach einem Kreuzbandr­iss 20 Monate gefehlt und sich knapp gegen Richard Freitag und David Siegel durchgeset­zt. „Das heißt nicht, dass er jetzt immer dabei ist“, sagt Horngacher dazu. „Er muss die Leistung im Weltcup bringen. Die anderen beiden werden auch ihre Chancen bekommen.“

Einen Wechsel gab es am Rande der Schanze. Sven Hannawald ist ab sofort als Experte für die im Einsatz. Der 46-Jährige hatte zuletzt in ähnlicher Funktion für

gearbeitet. Vorgänger Dieter Thoma hatte im Oktober nach zwei Jahrzehnte­n das Ende seiner TVTätigkei­t bekannt gegeben.

ARD Eurosport

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Foto: Imago Images Für die Skispringe­r beginnt am Samstag die neue Saison.

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