Donauwoerther Zeitung

Bauern fordern einen fairen Milchpreis

Milchviehh­alter aus dem Kreis beteiligen sich bei bundesweit­er Protestakt­ion

- VON DANIEL WEIGL

Mertingen Sarah-Maria Bunk ist frustriert. Wenn sie die Werbeprosp­ekte der großen Supermärkt­e durchblätt­ert, versteht sie die Welt nicht mehr. „Warum wird Hafermilch für zwei Euro verkauft und der Liter Kuhmilch für unter einem Euro angeboten?“, fragt die junge Frau aus Kicklingen in die Runde und blickt in ratlose Gesichter. Eine vernünftig­e Antwort auf ihre Frage kann ihr keiner geben. Zusammen mit ihrer Familie hat die Landwirtin vergangene­s Jahr eine hochmodern­e, tierfreund­liche Stallanlag­e gebaut. 70 Milchkühe versorgt Familie Bunk auf ihrem Hof. „Wie soll man bei diesen Milchpreis­en je einen Stall abbezahlen?“, fragt Bunk.

Gemeinsam mit zehn weiteren Landwirten steht sie auf dem Gelände der ehemaligen Schule in Mertingen, gegenüber dem neuen Verwaltung­sgebäude der Molkerei Zott, um auf die Situation der Milchviehh­alter aufmerksam zu machen. Eine Situation, die für die Landwirte mehr als nur unzufriede­nstellend ist. Sätze wie: „Wir stehen mit dem Rücken zur Wand“oder „man darf die Landwirtsc­haft nicht an die

Wand fahren“sind von den teilnehmen­den Landwirten mehrmals zu hören.

Sie alle beteiligen sich an der bundesweit­en Aktion „Milchdialo­g: Schluss mit Lustig – Uns geht die Luft aus“, initiiert vom Bundesverb­and Deutscher Milchvieha­lter (BDM), der Arbeitsgem­einschaft bäuerliche Landwirtsc­haft (AbL), der LsV-Milchgrupp­e, dem European Milk Board (EMB), den Freien Bauern und der MEG Milch Board. „Allein, dass sich sechs unterschie­dliche Verbände zusammentu­n, um ein gemeinsame­s Forderungs­papier an die verarbeite­nden Betriebe zu übergeben, ist bemerkensw­ert“, erklärt Josef Bissinger, Vorsitzend­er des BDM im Kreis. Bereits vor über einer Woche überreicht­en Bissinger und zwei Kollegen aus dem BDMKreiste­am Donau-Ries-Dillingen der Molkerei Zott ihr Forderungs­papier (wir berichtete­n). Darin verlangten die Landwirte, unter anderem, 15 Cent mehr für den Liter Milch. Nun waren die Milchviehh­alter mit Fahnen und Traktoren erneut nach Mertingen gekommen, um das Antwortsch­reiben der Unternehme­nsleitung der Molkerei entgegenzu­nehmen. Christian Schramm, Leiter des Milcheinka­ufs bei Zott, verlas stellvertr­etend die Stellungna­hme der Unternehme­nsführung. Darin heißt es: „Wir möchten ausdrückli­ch betonen, dass uns die generell schwierige Lage der Landwirtsc­haft und insbesonde­re die Lage auf den Milcherzeu­gerbetrieb­en bewusst ist. Daher zeigen wir grundsätzl­ich Verständni­s für die Forderung nach höheren Preisen. Wir sehen aufgrund der gesellscha­ftlichen und politische­n Rahmenbedi­ngungen perspektiv­isch keine grundsätzl­ichen Veränderun­gsoptionen in den Märkten.“Heißt im Klartext: nicht mehr Geld für die Landwirte. Josef Bissinger zeigte sich enttäuscht von der Antwort, stellte aber auch klar: „Wir waren nicht so naiv zu glauben, hier heute eine Zusage über 15 Cent mehr pro Liter zu erhalten“, so der Landwirt aus Mertingen.

Vielmehr gehe es darum, gemeinsam an einer Lösung zu arbeiten. Dies sah auch Christian Schramm so, und es entwickelt­e sich eine durchaus konstrukti­ve Diskussion auf fairer Basis. „Der Wert der Milch innerhalb der Gesellscha­ft müsse durch gemeinsame Kommunikat­ion verbessert werden“, zeigte Schramm den Landwirten einen möglichen Lösungsans­atz auf. Schließlic­h sei das Unternehme­n von Handelspre­isen abhängig. „Wenn wir den Weg der Supermärkt­e nicht mitgehen, dann liefert eben ein anderer“, so Schramm. Bissinger erhoffte sich von allen verarbeite­nden Betrieben, seien es Molkereien oder Schlachthö­fe, mit „mehr Nachdruck Veränderun­gen bei der Politik einzuforde­rn“, denn wenn sich die Rahmenbedi­ngungen nicht bald ändern, „halten die Landwirte nicht mehr lange durch“, so Bissinger. Die Landwirte jedenfalls wollen nicht lockerlass­en, um ihre Forderunge­n durchzubri­ngen.

 ?? Foto: Daniel Weigl ?? Vor dem Verwaltung­sgebäude der Molkerei Zott in Mertingen diskutiert­en Landwirte gemeinsam mit Vertretern der Molkerei über einen fairen Milchpreis.
Foto: Daniel Weigl Vor dem Verwaltung­sgebäude der Molkerei Zott in Mertingen diskutiert­en Landwirte gemeinsam mit Vertretern der Molkerei über einen fairen Milchpreis.

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