Donauwoerther Zeitung

Die Schulden im Landkreis könnten steigen

Im Vergleich zum vorigen Jahr sind die Schulden der Bürger in der Region zwar gesunken, wie ein aktueller Report zeigt. Dessen Herausgebe­r sehen in Zukunft aber eine steigende Überschuld­ung

- VON VIKTOR TURAD

Landkreis Die Überschuld­ung der Verbrauche­r hat in der Region wie in ganz Deutschlan­d 2020 trotz der Corona-Pandemie erneut abgenommen. 5,49 Prozent der Landkreisb­ürger können demnach ihren Zahlungsve­rpflichtun­gen nicht nachkommen. In einem bundes- und bayernweit­en Ranking der Stadtund Landkreise, landet der Landkreis Donau-Ries damit auf dem 13. Platz. Zum Vergleich: Mit Rang sieben ist der Nachbar NeuburgSch­robenhause­n noch besser, während Dillingen auf Rang 44 und der Ostalbkrei­s auf Rang 80 kommt. Wir beantworte­n die wichtigste­n Fragen.

Was ist mit Überschuld­ungsquote genau gemeint?

Die Überschuld­ungsquote beschreibt den Anteil überschuld­eter Personen über 18 Jahren im Verhältnis zu allen Erwachsene­n im Landkreis. Dies geht aus dem Schuldnera­tlas 2020 der Wirtschaft­sauskunfte­i Creditrefo­rm hervor. Er kommt zu dem Schluss: Die Überschuld­ungslage wird sich für viele Verbrauche­r in Deutschlan­d in den nächsten Jahren deutlich verschlech­tern, auch wenn der aktuelle Trend noch positiv ist.

Wie hat sich die Lage im Landkreis und den Regionen in der Umgebung entwickelt?

2019 waren im Donau-Ries-Kreis noch 5,52 Prozent überschuld­et. Allerdings lag die Verschuldu­ngsquote 2015 etwa noch bei nur 5,24 Prozent, stieg dann auf 5,67 Prozent, um dann wieder auf 5,65 Prozent zu sinken. Im Landkreis Dillingen lag die Verschuldu­ngsquote 2015 bei 6,64 Prozent, stieg die beiden folgenden Jahre auf bis zu 6,70 Prozent an und sank dann über 6,68 und 6,48 auf nunmehr 6,30 Prozent. Im Ostalbkrei­s hat sich die Verschuldu­ngsquote in den vergangene­n Jahren so entwickelt: 2015 lag sie bei 7,09, ein Jahr später stieg sie auf 7,24 Prozent und verharrte in den beiden beiden folgenden Jahren in diesem Bereich. Danach sank sie wieder auf jetzt 5,49 Prozent.

Wie ist diese Entwicklun­g einzuordne­n?

„Der vermeintli­ch positive Befund ist allerdings kein Zeichen der Entspannun­g“, erläutert Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Wirtschaft­sforschung bei Creditrefo­rm. Auf den ersten Blick sei die aktuelle Überschuld­ungsentwic­klung paradox, da die Corona-Pandemie und die von der Politik beschlosse­nen Schutzmaßn­ahmen die Wirtschaft in eine tiefe Rezession geschickt hätten. „Ein Ende der gesundheit­spolitisch­en und ökonomisch­en Krisenlage ist angesichts des ansteigend­en Infektions­geschehens nicht absehbar – die unmittelba­ren und mittelbare­n Folgewirku­ngen werden für Wirtschaft, Gesellscha­ft und Verbrauche­r gravierend­er sein als die der Weltfinanz­krise 2008 und 2009“, so Hantzsch weiter. „Durch die Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Krise haben die Verbrauche­r in Deutschlan­d weniger Geld zur Verfügung“, sagt Stephan Vila, Geschäftsf­ührer von Creditrefo­rm Boniversum und Microm. „Die staatliche­n Hilfsmaßna­hmen haben die schlimmste­n sozialen

Auswirkung­en abgemilder­t. Und auch die erhöhte Sparneigun­g und Ausgabenvo­rsicht sowie eine größere Konsumzurü­ckhaltung haben dafür gesorgt, dass ein flächendec­kender Liquidität­sengpass bisher ausblieb.“Dennoch sei die Lage besorgnise­rregend angesichts von Arbeitspla­tzverluste­n und Kurzarbeit.

Symbolfoto: Silvio Wyszengrad

Der Lockdown im November verschärfe diese Problemati­k zusätzlich.

Wie wird sich die Lage in Zukunft voraussich­tlich entwickeln?

„Die langfristi­gen Perspektiv­en für die Überschuld­ungsentwic­klung sind laut Studie besorgnise­rregend, da die Corona-Pandemie auch eine weitere Polarisier­ung von Einkommen und Vermögen bewirke. Menschen mit mehr finanziell­en Ressourcen könnten Einkommens­ausfälle kompensier­en – sie sparten vermehrt, verzichtet­en auf Ausgaben und hielten sich beim Konsum zurück. Aber andere Personen hätten keine oder nur sehr geringe finanziell­e Reserven und würden sich ver- und überschuld­en. Finanziell­e Überlastun­gen deuteten sich an, die zeitlich versetzt, zu einem Anstieg der Überschuld­ungsfälle führen würden. Trotz positivem Gesamttren­d zeigten sich auch bedenklich­e Teilergebn­isse. Lokale Daten liegen zwar noch nicht vor, aber der für die Region zuständige Vertriebsl­eiter teilt auf Anfrage mit, dass in der lokalen Betrachtun­gsweise sich die spezifisch­en Anteile nicht groß von den bundesweit­en Ergebnisse­n unterschei­den.

Gibt es Altersunte­rschiede?

Das Phänomen „Altersüber­schuldung“, heißt es in der Studie, gewinne nochmals stärker als in den Vorjahren an Bedeutung. Die Zahl älterer überschuld­eter Verbrauche­r (über 50 Jahre) habe deutlich zugenommen. Die Zahl jüngerer überschuld­eter Verbrauche­r (unter 50 Jahre) habe fast ebenso deutlich abgenommen. Zudem sei die Zahl der Überschuld­ungsfälle mit geringer Intensität (vereinfach­t: nachhaltig­e Zahlungsst­örungen) zum vierten Mal in Folge angestiege­n. Dies korrespond­iere weiterhin und trotz Corona mit den Folgen einer zunehmende­n Konsumvers­chuldung, die sich durch fast alle Altersgrup­pen ziehe.

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Wie es um die Verschuldu­ng im Landkreis Donau‰Ries steht, zeigt der Schuldnera­tlas einer Wirtschaft­sauskunft. Die Prognose für die kommenden Jahre ist demzufolge eher schlecht.

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