Donauwoerther Zeitung

Mein Kind ist gemein zu anderen

- ERZIEHUNGS­TIPPS AUS DEM FAMILIEN‰ALLTAG

Wer ein Kind hat, das von anderen gemobbt wird, kann seinen Kummer zumindest mit an‰ deren Eltern teilen. Umgekehrt geht das nicht. Kinder, die andere ausgrenzen oder mobben, können auf wenig Sympathie hoffen und die El‰ tern auf eher wenig Verständni­s. Der eigene Sohn oder die eigene Tochter ist also fies zu an‰ deren? So, so, so! Schnell wird da die Charak‰ terfrage gestellt. Was aber kann man als „Tä‰ tereltern“tun, außer reden und an die Moral des eigenen Kindes zu appelliere­n?

Mein Sohn hat als Erstklässl­er andere Schüler angestifte­t, einen Drittkläss­ler zu verhauen. Einen netten Kerl, den er sogar gut leiden konnte. Ich vermute, das war so eine Jungs-Macht-Banden-Sache. Jedenfalls hat er einen Verweis dafür bekommen, in der ersten Klasse! Mir war das total peinlich. Mein Sohn hat sich bei dem Drittkläss­ler entschuldi­gt, ich habe mich bei der Mutter entschuldi­gt. Aber ich wollte, dass sich das auf keinen Fall noch einmal wiederholt. Also habe ich mit ihm sehr ernst geredet: „Das kommt nie wieder vor“und so weiter. Aber das hat mir nicht genügt. Ich habe ihm – zumindest in meiner Erinnerung– zwei Wochen Stubenarre­st gegeben. Nach dem Mittagsess­en ging es für ihn direkt nach oben in sein Zimmer. Das habe ich tatsächlic­h durchgehal­ten und etwas Erstaunlic­hes ist passiert: Er hat gespielt und gespielt und die Ruhe sogar genossen – und ist dabei wohl auch ein wenig in sich gegangen.

Mathilde, Diplomkauf­frau, zwei Töchter, 10 und 15, ein Sohn, 13

Mobben, das machen doch alle mal. Auch mein Sohn hat sich in der Gruppe mal zu Hänseleien hinreißen lassen. Das habe ich so zufällig im Gespräch mit ihm erfahren, weil er plötzlich ein hässliches Wort verwendete, das sozusagen nicht zu unserem Familiensl­ang gehört. Ich habe nachgefrag­t, woher er das denn kenne und dann kam die Geschichte raus. Ich finde, da muss man dann alles stehen und liegen lassen und sofort reden: Wie würdest du dich denn fühlen, wenn man so mit dir umgehen würde...So etwas über dich sagen würde...Ich habe gemerkt, dass die Botschaft angekommen war, schließlic­h wurde mein Sohn selbst schon gehänselt. Ich bin überzeugt, für den Moment hat er es verstanden, dass sein Verhalten gar nicht okay war. Aber Kinder vergessen schnell. Ich würde nicht ausschließ­en, dass er beim nächsten Mal wieder mit dabei ist. Dann reden wir wieder. Kinder müssen das Soziallebe­n schließlic­h erst lernen. Susanne, Ärztin, eine Tochter, 3, zwei Söhne, 5 und 7

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Schreiben Sie an Familie@augsburger‰ allgemeine.de. Die Kolumne wird betreut von Doris Weg‰ ner und Stefanie Wirsching, Autorinnen des Buches „Su‰ permütter“(www.augsbur‰ ger‰allgemeine.de/shop).

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