Donauwoerther Zeitung

Der Cadillac des kleinen Mannes

Ob Handwerker-Auto, Familienta­xi oder Freizeitmo­bil: Der VW Caddy will alles in einem sein – und macht das gut

- VON RUDOLF BÖGEL

Dieser Caddy ist der Cadillac des kleinen Mannes. Seit 1978 wird der Hochdach-Kombi gebaut, über drei Millionen Mal hat er sich verkauft. Er dient als fahrbarer Werkzeugsc­hrank für Handwerker, ist ein Ladewunder für Lieferante­n und ein Taxi für die ganze Familie. Weil der neue Caddy auf der gleichen Plattform gebaut wird wie der Golf 8, ist er das erste Nutzfahrze­ug von VW, das technisch nicht hinterherh­inkt, sondern vom Start an voll auf der Höhe der Zeit ist.

Das fängt beim Cockpit an, das es auf Wunsch voll digital gibt. Der Infotainme­nt-Screen wächst auf 10,25 Zoll und auch bei den Fahrassist­enten greift Volkswagen ganz oben in das Regal, wo die feinen Dinge liegen. Mit dem Travel-Assist kann man teilautono­m fahren, der Trailer Assist macht das Einparken mit einem Anhänger zum Kinderspie­l und auch beim Ausparken greift der Computer unter die Arme.

In Deutschlan­d ist der Kastenwage­n vor allem als Pkw beliebt. Das heißt, hier hat das Auto hinten Fenster und kann mit bis zu sieben

Sitzen bestuhlt werden. 55 von 100 verkauften Modellen dienen hierzuland­e quasi „zivilen“Zwecken. In Europa hingegen ist der Kastenwage­n ohne Fenster beliebter. 60 Prozent kaufen den Lastesel, nur 40 Prozent das Familiensh­uttle. Freuen dürfen sich alle – denn der neue Caddy wird größer. Das trifft vor allem auf den Maxi zu. Hier wächst die Spurbreite, damit zwischen die Radkästen eine Europalett­e Platz findet. Aber auch von der Seite passt die Palette rein: die Schiebetür­en sind jetzt 85 Zentimeter breit. Inssummier­t sich das Ladevolume­n auf 3,7 Kubikmeter und 780 Kilogramm. In der Pkw-Version (kleiner Radstand) sind es immerhin noch 2,6 Kubikmeter oder 700 Kilogramm Nutzlast.

Bei den Motoren greift die Nutzfahrze­ug-Abteilung auf das VWAntriebs-Portfolio zu. Die Diesel sind mit dem Twin-Dosing-Verfahren ausgestatt­et. Das heißt, in zwei Katalysato­ren werden die Abgase durch die Einspritzu­ng von Harnsäure vom Stickoxid befreit. Die Leistung reicht bei den 2,0 Liter Selbstzünd­ern von 75 bis 122 PS. Als einziger Benziner steht das 1,5-TSI-Triebwerk mit 114 PS zur Verfügung. Später wird eine Hybrid-Version nachgelief­ert. Wirklich sparsam ist der kleinste Diesel. Im ersten Test kamen wir mit knapp 5,4 Litern im Stadtverke­hr aus. Der 122-PS-Motor erwies sich als kleiner Schluckspe­cht. 7,5 Liter vermeldete der Bordcomput­er.

Die Schwächen des neuen Caddys: Trotz eines geringen cw-Wertes von 0,30 gibt der hohe Aufbau die Windgeräus­che ungefilter­t weigesamt ter. Vor allem ab Tempo 130 wird es laut in der Kabine. Und auch der Dieselmoto­r ist kein Leisetrete­r. Bei geringen Drehzahlen rattert es ordentlich in der Kiste, bei höheren Drehzahlen sägt er – auch an den Nerven. Gewonnen hat das überarbeit­ete Fahrwerk. Hier ist man nicht länger in einem Transporte­r unterwegs, sondern eher in einer Limousine. Die Wank-Kräfte sind erstaunlic­h gezähmt, sogar das CargoModel­l fährt sich angenehm komfortabe­l. Hier heißt es bye-bye Blattfeder­n. Zum ersten Mal komgroßen men Schraubenf­edern zum Einsatz. Premiere auch beim Reisemobil. Zum ersten Mal gibt es den Caddy ab Werk schon als Camper. Dazu hat man einfach eine kleine Bordküche mit Gasflasche eingebaut. Ein Mehrgang-Menü kann man hier zwar nicht zaubern, für ein saftiges Gulaschsüp­pchen reicht es allemal.

Die Mini-Küche erlaubt eine Anmeldung als Campervan – kostengüns­tig bei Steuern und Versicheru­ng. Betten können sich die Ausflügler auf einer mit Tellerfede­rn ausgerüste­ten Matratze, die knapp zwei Meter lang und 1,07 Meter breit ist. Platz für zwei besonders zarte Persönchen oder ein Pärchen, das frisch verliebt ist. Wer den Sternenhim­mel sehen will, sollte sich das Panoramada­ch bestellen. Mit 1,4 Quadratmet­ern ist es das größte im Fahrzeugse­gment. Da passt fast die ganze Milchstraß­e rein.

● Unser Fazit Mit der Technik des neuen Golfs macht dieser Caddy einen Quantenspr­ung. Schon für knapp 21000 Euro (Cargo-Variante) und rund 25000 Euro (PkwVersion) bekommt man einen modernen und sparsamen AllroundTr­ansporter.

 ?? Foto: Volkswagen AG ?? Drei auf einen Streich: Kastenwage­n, Familienku­tsche und Camper – der VW Caddy bedient viele Bedürfniss­e.
Foto: Volkswagen AG Drei auf einen Streich: Kastenwage­n, Familienku­tsche und Camper – der VW Caddy bedient viele Bedürfniss­e.

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