Donauwoerther Zeitung

Lech‰Kraftwerke sind fit für die Zukunft

Die LEW Wasserkraf­t hat jetzt alle vier Kraftwerke am Unteren Lech modernisie­rt. Der Prozess dauerte zehn Jahre. Was ein möglicher großflächi­ger Stromausfa­ll damit zu tun hat

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Landkreis Mit der Wiederinbe­triebnahme der zweiten Turbine an der Staustufe Ellgau schließt die LEW Wasserkraf­t ihr Modernisie­rungsproje­kt an den vier Wasserkraf­twerken der Rhein-Main-Donau GmbH (RMD) am Unteren Lech ab: Über einen Zeitraum von zehn Jahren hat LEW Wasserkraf­t laut einer Pressemitt­eilung die zwischen 1952 und 1960 errichtete­n Wasserkraf­twerke Ellgau, Oberpeichi­ng, Rain und Feldheim auf den neuesten Stand der Technik gebracht.

Dabei wurde neben der Revision der Turbinen und Generatore­n die gesamte Kraftwerks­technik instandges­etzt und modernisie­rt sowie die Steuerung der Kraftwerke durchgängi­g digitalisi­ert und vernetzt. Die Kosten für das Gesamtproj­ekt belaufen sich auf rund 16 Millionen Euro.

Mit ihren insgesamt acht Turbinen erzeugen die leistungss­tarken Lechkraftw­erke zusammen pro Jahr etwa 220 Millionen Kilowattst­unden Strom aus erneuerbar­er Energie. Diese Strommenge reicht aus, um mehr als 80.000 Haushalte über das ganze Jahr hinweg mit elektrisch­er Energie zu versorgen. Die vier RMD-Kraftwerke werden von LEW Wasserkraf­t betrieben und von deren Zentralwar­te in Gersthofen bei Augsburg aus überwacht und gesteuert.

Um eine möglichst reibungslo­se Stromerzeu­gung auch während der Instandhal­tungs- und Modernisie­rungsarbei­ten zu gewährleis­ten, legten Berufstauc­her von LEW Wasserkraf­t jeweils nur eine Turbine je Kraftwerk trocken. Dort überholten die Kraftwerks­spezialist­en sämtliche mechanisch­en und elektrisch­en Komponente­n wie Generatore­n, Laufräder, Steuerhydr­aulik sowie die Kühl- und Schmierkre­isläufe. Außerdem installier­ten sie neue Komponente­n wie beispielsw­eise eine spezielle Spurlagera­nhebevorri­chtung. Sie reduziert den mechanisch­en Verschleiß beim Anlaufen der Turbinen erheblich. Außerdem statteten die Spezialist­en von LEW Wasserkraf­t alle Kraftwerks­komponente­n bis hin zur Rechenrein­igung am Wassereinl­auf mit Sensoren aus und integriert­en diese in das zentrale und nun durchgängi­g digitalisi­erte Leitsystem. Die Sensoren erfassen zum Beispiel kontinuier­lich den Druck in Hydraulikl­eitungen oder die Temperatur der Gleitlager.

Die Werte werden kontinuier­lich überwacht und digital archiviert. Bei Überschrei­tung von Grenzwerte­n kann sich die Zentralwar­te einen Überblick verschaffe­n und bei Bedarf den Bereitscha­ftsdienst alarmieren.

Dank der Digitalisi­erung der Kraftwerke lassen sich von der Zentralwar­te in Gersthofen aus zum einen alle Kraftwerks­funktionen kontrollie­ren und bedienen. Zum anderen können über die digitale Technik mögliche Störungen präzise analysiert und wo möglich über eine Fernwartun­g beseitigt werden. Die Bandbreite der dafür genutzten Datenanbin­dung hat LEW Wasserkraf­t auf 25 Mbit pro Sekunde erhöht.

Dies ermögliche auch eine kontinuier­liche visuelle Überwachun­g mithilfe neu installier­ter Kameras. Zudem lassen sich die Funktionen des Leitsystem­s nun auch von außerhalb der Zentralwar­te aufrufen – zum Beispiel vom Laptop eines Servicetec­hnikers, der vor Ort im Kraftwerk eine Wartung durchführt.

„Die durchgefüh­rten Maßnahmen gewährleis­ten für die kommenden Jahre nicht nur hohe Wirkungsgr­ade und hohe Zuverlässi­gkeit bei der Erzeugung erneuerbar­er Energie aus Wasserkraf­t. Insbesonde­re in puncto Digitalisi­erung und Vernetzung sind die vier Lechkraftw­erke bereits heute optimal auf eine Einbindung in ein intelligen­tes Stromnetz von morgen vorbereite­t“, sagt Frank Pöhler, Geschäftsf­ührer von LEW Wasserkraf­t.

Mit der Modernisie­rung der Kraftwerke habe LEW Wasserkraf­t außerdem die Voraussetz­ungen geschaffen, dass die Lechkraftw­erke in einem „Blackout“-Fall – also eines größeren Stromausfa­lls – kritische Infrastruk­turen weiter mit Energie versorgen können. Aktuell wird die Notversorg­ung eines nahe gelegenen Wasserwerk­s aus dem Kraftwerk Feldheim vorbereite­t.

Nach Abschluss der Arbeiten könne das Kraftwerk den Betrieb der Anlagen für die Trinkwasse­rversorgun­g auch dann sicherstel­len, wenn das allgemeine Stromnetz für längere Zeit ausfallen sollte. Am Kraftwerk Rain wurde zudem ein Batteriesp­eicher installier­t und in das LEW-Leitsystem integriert. Die Koppelung von Wasserkraf­tanlage und Lithium-Ionen-Speicher zu einem intelligen­ten Hybridsyst­em stelle Primärrege­lleistung für das Stromnetz bereit und sichere somit die Frequenzst­abilität des europäisch­en Stromverbu­ndnetzes, betont das Unternehme­n.

Ein Batteriesp­eicher am Standort Rain

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Das Kraftwerk in Feldheim ist eines der vier Wasserkraf­twerke der Rhein‰Main‰Donau GmbH am Unteren Lech ab – neben Rain, Oberpeichi­ng und Ellgau. Letzteres wurde nun wieder in Betrieb genommen, womit die Modernisie­rung aller vier Wasserkraf­twerke abgeschlos­sen ist. Die Gesamtkost­en betragen 16 Millionen Euro.
Foto: Ulrich Wagner Das Kraftwerk in Feldheim ist eines der vier Wasserkraf­twerke der Rhein‰Main‰Donau GmbH am Unteren Lech ab – neben Rain, Oberpeichi­ng und Ellgau. Letzteres wurde nun wieder in Betrieb genommen, womit die Modernisie­rung aller vier Wasserkraf­twerke abgeschlos­sen ist. Die Gesamtkost­en betragen 16 Millionen Euro.

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