Donauwoerther Zeitung

Corona: Ein Auf und Ab der Zahlen im Landkreis

Die Zahl der Infektione­n schwankt seit Wochen – doch auf hohem Niveau. Welche Faktoren den Verlauf beeinfluss­en, was bei einer Inzidenz von 200 droht und wie die Lage in den Krankenhäu­sern des Landkreise­s ist

- VON CHRISTOF PAULUS

Die Zahl der Infektione­n schwankt seit Wochen - doch auf hohem Niveau. Welche Faktoren den Verlauf beeinfluss­en, steht auf

Landkreis Seit drei Tagen sinkt die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis Donau-Ries wieder. Das tat der Wert, der anzeigt, wie viele Neuinfekti­onen in den vergangene­n sieben Tagen pro 100 000 Einwohnern festgestel­lt wurden und als Hauptindik­ator für die Pandemiela­ge in einer Region gilt, während der zweiten Pandemiewe­lle schon häufiger. Seit Mitte Oktober schwanken die Werte im Landkreis fast ständig, besonders auffällig ist die Entwicklun­g seit Beginn der Weihnachts­ferien. Mit diesen muss der Verlauf jedoch nicht zwingend etwas zu tun haben.

„Das Gesundheit­samt wertet die Zahlen im Rahmen des allgemein zunehmende­n Infektions­geschehens“, teilt Maria Kränzler aus dem Büro von Landrat Stefan Rößle mit. In der Bundesrepu­blik liegt die Sieben-Tage-Inzidenz seit gut zwei Monaten über dem hohen Wert von 100, auch der Landkreis bewegt sich in diesem Bereich. Nach dem Jahreswech­sel hatten die Zahlen in der Region einen erneuten Höchststan­d erreicht, ehe sie seit Wochenbegi­nn wieder fallen. Doch nachdem die vorherigen Spitzen Anfang November und kurz vor Weihnachte­n aufgrund der Ausbrüche in den Pflegeeinr­ichtungen in Nördlingen und Schweinspo­int einfach zu erklären waren, macht das aktuelle Geschehen einen genaueren Blick nötig.

● Wie wurden die Fälle an den Feier‰ tagen dokumentie­rt?

Eine Erklärung liefert das RobertKoch-Institut (RKI), das im Auftrag der Bundesregi­erung das Infektions­geschehen beobachtet und dokumentie­rt. Demnach hätten an den Feiertagen weniger Personen einen Arzt aufgesucht – was zum einen erklärt, dass an Weihnachte­n die Zahlen bundesweit zurückging­en, um dann im Nachgang des Festes wieder anzusteige­n. Nach Ansicht des Gesundheit­samtes könnte auch eine Rolle spielen, dass sich vor und nach den Feiertagen viele Menschen haben testen lassen, um geplante Familienbe­suche abhalten zu können. Hinzu kommt ein Corona-Ausbruch im Seniorenhe­im im Schloss des Fremdinger Ortsteils Hochalting­en. Dort sind nach Angaben des Landratsam­tes 21 Bewohner des Haus St. Marien positiv auf das Coronaviru­s getestet worden, sämtliche Ergebnisse des Personals stehen noch aus. Nach Angaben des Landratsam­tes steht die Einrichtun­g nun unter Quarantäne, die dort festgestel­lten Infektione­n dürften ebenfalls einen Teil zur Entwicklun­g der Inzidenz beigetrage­n haben.

Auch wenn der Wert nun seit wenigen Tagen wieder sinkt, ist ein erneuter Anstieg denkbar. Sollte die Sieben-Tage-Inzidenz wie im November den Wert von 200 überschrei­ten, wird nach den jüngsten Beschlüsse­n vom 6. Januar die sogenannte Radius-Regel greifen. Dann wird der Bewegungsr­adius auf 15 Kilometer um den Wohnort eingeschrä­nkt. Damit sollen Tagesausfl­üge unterbunde­n werden. Als Wohnort gilt der gesamte Ort und nicht ein Ortsteil oder die jeweilige Adresse. Diese Regelung wird ab 11. Januar greifen.

● Warum steigen die Todeszahle­n so drastisch?

Wie die Infektions- sind auch die Todeszahle­n infolge einer CoronaErkr­ankung zum neuen Jahr rasch angestiege­n. Auch hier sei nach Einschätzu­ng der Landratsam­tsmitarbei­terin Kränzler die besondere Situation rund um die Feiertage ausschlagg­ebend. Demnach gingen „Meldungen über die verstorben­en Personen aufgrund der Feiertage teilweise nicht tagesaktue­ll im Gesundheit­samt ein.“Logische Folge: Die Zahlen stiegen geballt nach Weihnachte­n. Nach Stand Donnerstag sind nach Angaben des RKI insgesamt 73 Personen im Landkreis Donau-Ries infolge einer CoronaInfe­ktion gestorben.

● Warum stehen in den Krankenhäu‰ sern weniger Intensivbe­tten bereit? Dramatisch sieht die Lage auf den ersten Blick auf den Intensivst­ationen der Region aus. Zu Beginn der Woche waren nach Angaben von Jürgen Busse, Geschäftsf­ührer der Donau-Ries-Kliniken, 23 Mitarbeite­r mit dem Coronaviru­s infiziert oder in Quarantäne. Das reduzierte Personal führte dazu, dass von den verfügbare­n 31 Intensivbe­tten aktuell 21 genutzt werden könnten. Die Einrichtun­gen in Nördlingen und Oettingen würden nach Angaben Busses aktuell unter Volllast betrieben, da sie von Ausfällen aktuell verschont blieben – anders als Donauwörth. Sieben Corona-Patienten belegen aktuell nach Angaben des Intensivre­gisters der Deutschen Interdiszi­plinären Vereinigun­g für Intensivun­d Notfallmed­izin im Landkreis Donau-Ries ein Intensivbe­tt, zwei müssen beatmet werden. Ein freies Intensivbe­tt gibt es derzeit – von einer Triage sei man weit entfernt, kann Busse beruhigen. Diese würde nötig werden, wenn nicht mehr alle Patienten behandelt werden könnten und die Mediziner manche von ihnen faktisch aufgeben müssten. Indem Personal aus anderen Abteilunge­n abgezogen und etwa Operatione­n verschoben werden könnte man die Zahl der verfügbare­n Intensivbe­tten notfalls wieder erhöhen, erklärt Busse.

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Symbolfoto: Ralf Lienert Abstand halten und Masken tragen – seit Monaten sind diese Maßnahmen Teil des Alltags. Doch auch sie konnten erneute An‰ stiege der Infektions­zahlen im Landkreis und der Republik nicht verhindern.
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