Donauwoerther Zeitung

Schulen: „Wir bekommen zu wenig an die Hand“

Die kurzfristi­gen Anordnunge­n aus München setzen Lehrer und Eltern vor Ort unter Druck. Zwei Pädagoginn­en berichten

- VON THOMAS HILGENDORF

Donauwörth/ Landkreis Ab Montag soll es wieder losgehen. Nicht in, aber zumindest mit der Schule. Distanzunt­erricht ist die pandemiebe­dingte Vorgabe des bayerische­n Kultusmini­steriums. Sie kam erneut sehr kurzfristi­g – was bei den Lehrern vor Ort mitunter kritisch gesehen wird.

Marion Hanrieder ist Schulleite­rin der Gebrüder-Röls-Grundschul­e im Donauwörth­er Stadtteil Riedlingen. Sie hatte vor den Weihnachts­ferien noch damit gerechnet, dass „schlimmste­nfalls Wechselunt­erricht“mit halbierten Klassenstä­rken stattfinde­n würde. Hanrieder bemängelt, dass sich Lehrer, Eltern und Schüler auch über ein Dreivierte­ljahr nach Ausbruch der Corona-Pandemie stets ad hoc auf neue Szenarien einstellen müssen, ohne wirklichen zeitlichen Vorlauf. Des Weiteren sei die Schulpolit­ik oftmals zu weit weg von der Lebensreal­ität in den Schulen, aber auch in den Elternhäus­ern. So sei etwa Digitalunt­erricht schön und gut – aber wenn bereits ein Geschwiste­rteil am heimischen PC sitzt und die Eltern ebenfalls im Homeoffice digital arbeiten, dann sei oftmals nicht nur die Datenleitu­ng überlastet. „Oft sieht man diese Lebenswirk­lichkeiten von außen leider nicht“, so die Pädagogin. In diesem Zusammenha­ng sei bisher nichts Konkretes dazu durchgedru­ngen aus dem Ministeriu­m, wie denn endlich Lehrpläne und Leistungsn­achweise an die Bedingunge­n einer Pandemie mit Distanzunt­erricht entschlack­t und abgespeckt werden sollen – was bitter nötig wäre, wie Hanrieder sagt. „Wir bekommen zu wenig aus dem Ministeriu­m an die Hand“, so die Schulleite­rin. „Es scheint leider nicht darum zu gehen, wie Inhalte angepasst werden können.“Es gelte, den Schülern etwas beizubring­en und nicht in den Präsenzzei­ten Proben in Hülle und Fülle zu schreiben, den nächsten Lockdown bereits im Hinterkopf. Diese Anpassung müsse signifikan­t geschehen, eine bloße Reduzierun­g von beispielsw­eise 21 auf 18 Proben brächte wenig. Insgesamt müsse auch aus ministerie­ller Sicht „das Kind im Fokus stehen“und nicht die Angst um eventuell fehlende Leistungsn­achweise.

Christina Ost ist Schulleite­rin an der Gebrüder-Lachner-Mittelschu­le in Rain und auch Kreisvorsi­tzende des Bayerische­n Lehrer- und Lehrerinne­nverbandes (BLLV). In dieser Funktion sieht auch sie einiges kritisch, was das Ministeriu­m zum Teil Lehrern, Eltern und Schülern abverlangt – gleichzeit­ig betont Ost, dass der Distanzunt­erricht an sich derzeit aus Gründen des Infektions­schutzes unumgängli­ch sei. Dennoch: Die Schulen seien allzu oft mit allgemeine­n, plötzliche­n Anweisunge­n konfrontie­rt. Beispiel Hygieneplä­ne. „Da werden wir weitgehend alleine gelassen, obwohl wir in diesem Bereich nun mal keine Fachleute sind“, so Ost.

Auch im Hinblick auf angepasste Inhalte und Proben sei es „schade, dass nicht schon länger ein Plan existiert“. Sie sei gespannt, welche Informatio­nen hierzu aus München kommen, oder ob die Lehrer diese Anpassunge­n eher in Eigenveran­twortung leisten müssen. Das wäre kontraprod­uktiv, „weil wir eine Vergleichb­arkeit zwischen den Schulen und den Klassen brauchen“, wie die BLLV-Kreisvorsi­tzende erklärt. Es dürfe in diesem Zusammenha­ng nicht bei Symbolpoli­tik bleiben, wie jüngst bei der Ausgabe von zwei FFP2-Masken an die Lehrer. Vielmehr brauche es trotz aller verständli­chen Unwägbarke­iten durch die Pandemie Planungssi­cherheit und gerechte Lehrund Prüfungspl­äne sowie eine Infrastruk­tur, mit der Eltern, Schüler und Lehrer gut umgehen können.

Schulleite­rin Hanrieder hofft derweil, dass aus München bald nicht nur neue Anweisunge­n, sondern mehr konkrete Hilfen kommen.

Inhalte und Prüfungen müssten angepasst werden

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