Damit es im Gesundheitsamt besser läuft
Seit Beginn der Pandemie ist das Gesundheitsamt unter Druck. Um Leiterin Dr. Raffaella Hesse zu entlasten, wird ein organisatorischer Leiter gesucht. Was dahintersteckt
Landkreis Die Kritik am Gesundheitsamt im Landkreis Donau-Ries gehört zum Grundrauschen der Corona-Pandemie. Zu wenig Kommunikation, zu wenig Information, zu wenig Mitarbeiter und zu wenig erfolgreiche Kontaktverfolgung – schnell hat man sich dieser Tage, in dem das Virus immer schneller ist, als es erkannt werden kann, ein Urteil gebildet.
Dr. Raffaella Hesse leitet dieser Tage in der Kreisverwaltungsbehörde wohl den am meisten im Feuer stehenden Aufgabenbereich. Zwar ist das Team mittlerweile mit Ärzten aufgestockt worden, externe Ermittlerteams wurden gebildet und telefonieren den Corona-Fällen hinterher. Doch auch die Aufgaben sind seit Beginn der Pandemie im Januar immer mehr geworden. Datensammlung, Nachverfolgung, Abfrage der Genesung und Kontroldiesen le der Quarantäne müssen nach amtlichen Vorgaben umgesetzt werden. Nicht jeder hat dafür Verständnis.
Dass es aber auch intern hakt oder die Arbeit schlicht für eine Amtsärztin allein zu viel ist, scheint nun ein offenes Geheimnis. Weil der Leiterin des Gesundheitsamtes nicht nur die medizinische Leitung und fachliche Anleitung der neuen Mitarbeiter obliegt, sondern auch die organisatorische Führung des Amtes und der Mitarbeiter, wird genau hier angesetzt, um Entlastung zu schaffen.
Seit einigen Wochen sucht das Landratsamt im Auftrag der Regierung von Schwaben einen „Organisationsleiter für das Gesundheitsamt“. Die Bewerbungsfrist lief am vergangenen Freitag, 8. Januar, aus, und laut Gabriele Hoidn, Pressesprecherin des Landratsamtes, gibt es einige Interessenten. Die Stelle sei geschaffen worden, damit sich Raffaella Hesse als Ärztin mehr auf das Fachliche konzentrieren und das Organisatorische delegieren könne, heißt es aus dem Landratsamt. Dort wird betont: „Es handelt sich um eine Führungsassistenz, also untergeordnet und weisungsgebunden gegenüber der Leiterin.“
Der Mann oder die Frau, der/die
Job übernimmt, der übrigens auf die Kostenstelle der Regierung von Schwaben geht und bis Ende 2021 befristet ist, hat viel zu tun. Denn es geht um Grundlegendes: Abläufe sollen durchleuchtet und verbessert werden, Zuständigkeiten geklärt, die Kommunikation mit anderen wichtigen Stellen verbessert und vor allem auch die Verwaltungsprozesse digitalisiert werden. Bisher werden beispielsweise die Corona-Testergebnisse aus den Arztpraxen nach wie vor per Fax an das Gesundheitsamt übertragen. Nach wie vor nicht vorhanden ist die versprochene Software aus dem Innenministerium, die bayernweit für die Vernetzung der Daten sorgen soll.
Gefordert ist ein Verwaltungsfachwirt oder ein Bewerber, der einen Abschluss in Betriebswirtschaft oder Jura vorweisen kann. Laut Gabriele Hoidn soll die Stelle so schnell wie möglich besetzt werden.
Die Sieben-Tage-Inzidenz im Landkreis Donau-Ries steigt. Am Sonntag meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) einen Wert von 191,4, am Vortag lag er bei 187,6.
Am Mittwoch hatte der Ministerrat in Bayern beschlossen, dass in Landkreisen mit einer Sieben-TageInzidenz von über 200 pro 100.000 Einwohner touristische Tagesausflüge über einen Umkreis von 15 Kilometern um den Wohnort hinaus untersagt seien.
Fünf Patienten auf der Intensivstation
Zudem meldete das RKI vier weitere Covid-19-Todesfälle und damit insgesamt 78. Das Gesundheitsamt hat am Freitag 72 Todesfälle verzeichnet, die Zahlen unterschieden sich in der vergangenen Woche bereits leicht vom RKI.
Nach Angaben der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensivund Notfallmedizin sind im Kreis derzeit zwei Betten frei. Fünf Corona-Patienten wurden – Stand Sonntag – intensivmedizinisch behandelt, vier davon wurden beatmet.