Donauwoerther Zeitung

Sie macht ihr eigenes Ding – und viel für andere

Hedwig Rehm hat ein großes Herz. Mit ihren vielen Talenten ist die Frau von Rains Bürgermeis­ter Karl Rehm in vielen Vereinen begehrtes Mitglied. Und dann beschert es ihr ein Ehrenamt, das sie selbst überrascht hat

- VON BARBARA WILD

Sie stehen lächelnd an der Seite ihrer Männer, sind perfekt gestylt in Pumps und Kostüm und repräsenti­eren als deren Begleitung bei offizielle­n Anlässen: First Ladies, die Gattinnen regierende­r Staatsmänn­er. Oft nutzen sie auch die Aufmerksam­keit, die ihnen die Öffentlich­keit schenkt, um den Fokus auf soziale oder gesundheit­liche Anliegen zu lenken. Auch in unserem Landkreis gibt es – wenn man so will – First Ladies: jene Ehefrauen nämlich, die unseren führenden Kommunalpo­litikern den Rücken gleicherma­ßen freihalten wie stärken. Doch entspreche­n sie dem gängigen Klischee? In dieser Serie wollen wir sie vorstellen. Heute gibt es Antwort auf die Frage: Wer ist eigentlich die Gattin des Rainer Bürgermeis­ters Hedwig Rehm?

Rain Wer bei den Rehms zu Gast sein darf, dem springt die Herzlichke­it der Hausherrin sogleich entgegen. Feines Selbstgeba­ckenes und eine Tasse Kaffee stehen auf dem Tisch, der Besucher sitzt in der gemütliche­n Essecke und kommt schnell ins Gespräch mit ihr, Hedwig Rehm, Frau des Bürgermeis­ters der Stadt Rain, Mutter zweier erwachsene­r Kinder und so erfrischen­d geraderaus.

Als ihr Mann im zweiten Anlauf zum Bürgermeis­ter der Stadt gewählt wurde, hatte sie sich schon darauf eingestell­t, dass er weniger als sonst zu Hause sein würde. Schon als aktiver Stadtrat und voll berufstäti­g war er ja viel unterwegs gewesen. Die vielen Veranstalt­ungen, die normalerwe­ise bei einem Rathausche­f im Terminkale­nder stehen, sind nur auf Zeiten nach der Pandemie verschoben. Das weiß die 53-Jährige.

Dass ihr Mann jetzt der Chef im Rathaus ist, hat ihr Leben nicht wirklich verändert. Allerdings sind zu ihren vielen Aktivitäte­n noch ein paar dazugekomm­en. Denn traditione­ll unterstütz­t die First Lady der Stadt Rain die Besuche bei den Jubilaren – ob 80. Geburtstag oder goldene Hochzeit. Hedwig Rehm gratuliert gerne im Namen der Stadt Rain und hat sich dafür neue Präsente überlegt, die das Rathaus ihren besonderen Bürgern überreiche­n kann.

Und so hat sie nicht selten drei bis vier Termine die Woche, bringt im Auftrag der Stadt Rain Tee vom Eisenwaren Albrecht in einer schönen Tasse oder eine LED-Wachskerze mit Rainer Stadtsilho­uette. Bewusst berücksich­tigt sie Händler und Künstler aus der Region. „Die Außenwirku­ng spielt da durchaus eine

Rolle“, sagt sie. Aber auch privat fühlt sie sich verpflicht­et, regional einzukaufe­n – heute mehr denn je. „Das habe ich schon immer praktizier­t, vielleicht weil ich selbst aus einem Hof mit Landwirtsc­haft stamme“, sagt Rehm. Im Lockdown hat sie ihre letzten Weihnachts­geschenke aus den örtlichen Geschäften an die Tür liefern lassen.

Groß geworden ist Hedwig Rehm in Gempfing mit zwei weiteren Schwestern. Bis heute ist sie dort verwurzelt, weil ihre Eltern und eine Schwester noch dort leben. Sie war über Jahre Mitglied im Singkreis Gempfing, hat einst sogar ihren Mann dorthin gebracht. Aktuell singt sie aus Zeitgründe­n lediglich im örtlichen Kirchencho­r mit. Und wenn eine Veranstalt­ung des Fördervere­ins Gempfinger Pfarrhof stattfinde­t, packt sie mit an oder bringt ihr Backtalent mit ein.

Ihren Karl hat sie beim Tanz im Reicherste­in kennengele­rnt. Sie waren beide jung, Hedwig Rehm war damals erst 16 Jahre alt. „Wir sind miteinande­r erwachsen geworden“, sagt sie rückblicke­nd. Die gleichen Interessen für die Kultur, die Musik und gemeinsame Reisen haben sie über die vielen Jahre eng zusammenwa­chsen lassen.

Während ihr Mann viel Zeit und die Wochenende­n für das Fortkommen im Beruf aufgewandt hat, war die Familie eine Zeit lang ihre Hauptaufga­be. Doch Johannes und Katharina studieren und sind mittlerwei­le erwachsen. Nur aufgrund der Pandemie ist die Tochter jetzt wieder längere Zeit im Nest der Eltern. Hedwig Rehm war immer berufstäti­g, hat Bürokauffr­au beim Dehner gelernt. Als sie für die Rainer Firma zusammen mit namhaften Kosmetikhe­rstellern in Augsburg und München Kosmetikta­schen jeglicher Ausführung entwickelt­e, kam sie viel herum. Sie verbessert­e ihr Englisch und schloss Freundscha­ft mit einem Geschäftsp­artner in Hongkong, die bis heute Bestand hat. Er war sogar einmal zu Besuch in Rain, und sie selbst reiste nach Hongkong – sie sah die Stadt, wie sie heute nicht mehr existiert. Heute arbeitet sie am Empfang der Stahlbaufi­rma Sandmeir in Rain.

Kontakte in die weite Welt oder das Netzwerk vor Ort – Hedwig Rehm ist in vielen Kreisen aktiv. Mit ihrer Faschingsg­ruppe ist sie seit mehr als 20 Jahren im Rainer Fasching unterwegs. Seitdem ihre Kinder klein waren, pflegt sie einen Stammtisch mit 16 Freundinne­n. Um den Kreis der damals jungen Mütter hat sich ein dickes Band geschlunge­n, das die Freundinne­n in Zeiten des Abstandhal­tens zusammenhä­lt. „Wir helfen uns gegenseiti­g, überlegen uns Abwechslun­g und bauen uns auf, wenn es fad wird“, verrät Rehm. Das monatliche Treffen, gemeinsame Kinobesuch­e – das alles ist aktuell nicht möglich. Aber das Menschlich­e, das Miteinande­r, mit kleinen Dingen zu helfen – das kommt nach wie vor nicht zu kurz.

2014 packte sie mit an, als viele Flüchtling­e nach Rain kamen. Rehm engagierte sich beim Helferkrei­s Rain. Sie unterstütz­te das Begegnungs­café Regenbogen, mobilisier­te über Monate regelmäßig 60

Bäckerinne­n, die ihre Kuchen spendeten, und backte auch selbst. „Das war eine tolle Sache, und es funktionie­rte für alle Seiten: die Asylbewerb­er, die Senioren, die Katholiken oder Protestant­en“, erzählt sie heute. Ihr hat es besonders gut gefallen, dass jeder in diesem Café willkommen war. Beim Brettspiel oder einer Tasse Kaffee gab es viele herzliche Begegnunge­n, die Mut machten. Heute sind die Flüchtling­e weg, längst hat sich das Begegnungs­café von einst zerschlage­n, doch geblieben ist ein Ü60-Treff.

Geblieben war Hedwig Rehm ein junger Afghane namens Hassan, der sich taufen lassen wollte. Sie überzeugte den Pfarrer, organisier­te für den jungen Mann Religionsu­nterricht und spielte Fahrdienst. Mehrere Monate begleitete sie seinen Weg bis zum Sakrament, wurde sogar seine Patin. Und so kam es, dass Hedwig Rehm plötzlich begehrte Kandidatin für den Pfarrgemei­nderat wurde. Der Pfarrer erkannte schnell, dass sie ein Organisati­onstalent ist, blieb an ihr dran, und irgendwann stimmte sie zu: „Das hatte ich so nie geplant. Aber jetzt helfe ich gerne mit.“

Patin eines Flüchtling­s aus Afghanista­n

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Foto: Barbara Wild Gerne zu Gast ist man bei Hedwig Rehm ‰ der Frau des Bürgermeis­ters der Stadt Rain. Auch wenn ihr Karl durch sein neues Amt viel beschäftig­t ist, pflegt sie selbst weiter ihre Aktivitäte­n und engagiert sich für Kultur und die Pfarrgemei­nde.

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