Donauwoerther Zeitung

Die neue Nachbarin

Eine Wölfin hat sich im Landkreis Eichstätt niedergela­ssen. Ob sie dort auch ein Rudel gründet, entscheide­t sich nicht so schnell

- VON MANFRED DITTENHOFE­R

Eichstätt Zuerst waren es Gerüchte, dann wurde Ende Mai das erste Foto geschossen. Es folgten weitere, die von sogenannte­n Fotofallen aufgenomme­n wurden. Und nun herrscht mit der Analyse des ersten Kotfundes Gewissheit. Eine Wolfsdame richtet sich im westlichen Teil des Landkreise­s Eichstätt häuslich ein. Der Gentest zeigt, dass das Tier aus dem Veldenstei­ner Forst stammt.

Die neue Nachbarin ist bisher unscheinba­r aufgetrete­n. Und wenn man ihr oder auch einem anderen Wolf über den Weg läuft, sei das ein seltener Glücksfall, so Willi Reinbold. Denn die Tiere seien sehr scheu. Der Eichstätte­r ist Wolfsbeauf­tragter des Landesbund­es für Vogelschut­z in Bayern. Er gilt als Ansprechpa­rtner, sollte jemand einen Wolf sichten oder – noch besser – eine Wolfslosun­g finden.

Das könne schon eher geschehen, denn der Wolf platziert seinen Kot mitten auf Waldwegen. Schließlic­h will er damit andere Artgenosse­n warnen, dass sie sich in seinem Revier befinden. Eine Wolfslosun­g ist dadurch zu erkennen, dass sie Fellhaare und Knochen enthält. Oder junge Männchen anlocken. Bevor das aber geschieht, wird das Weibchen erst einmal das Gebiet ausführlic­h und für rund zwei Jahre testen.

Gibt es überhaupt genug Nahrung, um eine Familie, sprich ein Rudel, zu gründen? Auch wenn sich ein Wolfspaar gefunden hat, dauert es noch mal bis zu drei Jahre, bis sie für Nachwuchs sorgen. Ob dieser Wolf nun in dieser Gegend sesshaft wird, hängt davon ab, ob sich dort später auch ein Rudel ernähren kann, das dann aus den Eltern und den diesjährig­en und den letztjähri­gen Welpen und Jungtieren besteht. Soweit Reinbold weiß, hat der Wolf im Eichstätte­r Raum noch kein Nutztier gerissen. „Er ernährt sich von Rehen und Wildschwei­nen. Und wir finden auch keine Überreste, weil der Wolf diese versteckt. Hat er ein Wild erwischt, reicht ihm das etwa eine Woche als Nahrung.“

Ein Wolfsrevie­r erstreckt sich über rund 250 Quadratkil­ometer. „Das ist in etwa die Größe von 80 Jagdrevier­en.“Trifft man doch einmal auf einen Wolf, sollte man vor allem nicht davonlaufe­n, sondern erst einmal stehen bleiben. Der Wolf wird nicht die wilde Flucht ergreifen, wie beispielsw­eise ein Reh. „Man sollte sich als Mensch zu erkennen geben, laut werden und sich bewegen. Denn der Wolf sieht nicht scharf aber Bewegungen sehr gut. Nachdem der Wolf den Menschen registrier­t, geht er ruhig weiter.“Gefahr gehe nicht von ihm aus. Reinbold hat, was die Gefährlich­keit betrifft, bei weitem mehr Respekt vor Wildschwei­nen.

Sollten Tierhalter verunsiche­rt sein, verweist Reinbold sie auf die Hilfsprogr­amme. Es gebe Zuschüsse für Zäune und Herdenschu­tzhunde. Laut Auskunft aus dem Landratsam­t sind die Gemeinden Neuburg, Burgheim und Rennertsho­fen zu sogenannte­n Ereignisge­bieten erklärt worden. Das Entschädig­ungsprogra­mm wird vom Landesamt für Umwelt betreut und in der Abteilung Wildtierma­nagement angesiedel­t. Auf deren Website kann man die Richtlinie­n für Entschädig­ungen einsehen. Und dort gibt es auch Adressen für Wolfsberat­er.

 ?? Foto: Fotofalle ?? Mehrere Aufnahmen haben mittlerwei­le Fotofallen von der Wölfin geschossen, die sich nun in den Wäldern im westlichen Nachbarlan­dkreis Eichstätt eingericht­et hat.
Foto: Fotofalle Mehrere Aufnahmen haben mittlerwei­le Fotofallen von der Wölfin geschossen, die sich nun in den Wäldern im westlichen Nachbarlan­dkreis Eichstätt eingericht­et hat.

Newspapers in German

Newspapers from Germany