Die neue Nachbarin
Eine Wölfin hat sich im Landkreis Eichstätt niedergelassen. Ob sie dort auch ein Rudel gründet, entscheidet sich nicht so schnell
Eichstätt Zuerst waren es Gerüchte, dann wurde Ende Mai das erste Foto geschossen. Es folgten weitere, die von sogenannten Fotofallen aufgenommen wurden. Und nun herrscht mit der Analyse des ersten Kotfundes Gewissheit. Eine Wolfsdame richtet sich im westlichen Teil des Landkreises Eichstätt häuslich ein. Der Gentest zeigt, dass das Tier aus dem Veldensteiner Forst stammt.
Die neue Nachbarin ist bisher unscheinbar aufgetreten. Und wenn man ihr oder auch einem anderen Wolf über den Weg läuft, sei das ein seltener Glücksfall, so Willi Reinbold. Denn die Tiere seien sehr scheu. Der Eichstätter ist Wolfsbeauftragter des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern. Er gilt als Ansprechpartner, sollte jemand einen Wolf sichten oder – noch besser – eine Wolfslosung finden.
Das könne schon eher geschehen, denn der Wolf platziert seinen Kot mitten auf Waldwegen. Schließlich will er damit andere Artgenossen warnen, dass sie sich in seinem Revier befinden. Eine Wolfslosung ist dadurch zu erkennen, dass sie Fellhaare und Knochen enthält. Oder junge Männchen anlocken. Bevor das aber geschieht, wird das Weibchen erst einmal das Gebiet ausführlich und für rund zwei Jahre testen.
Gibt es überhaupt genug Nahrung, um eine Familie, sprich ein Rudel, zu gründen? Auch wenn sich ein Wolfspaar gefunden hat, dauert es noch mal bis zu drei Jahre, bis sie für Nachwuchs sorgen. Ob dieser Wolf nun in dieser Gegend sesshaft wird, hängt davon ab, ob sich dort später auch ein Rudel ernähren kann, das dann aus den Eltern und den diesjährigen und den letztjährigen Welpen und Jungtieren besteht. Soweit Reinbold weiß, hat der Wolf im Eichstätter Raum noch kein Nutztier gerissen. „Er ernährt sich von Rehen und Wildschweinen. Und wir finden auch keine Überreste, weil der Wolf diese versteckt. Hat er ein Wild erwischt, reicht ihm das etwa eine Woche als Nahrung.“
Ein Wolfsrevier erstreckt sich über rund 250 Quadratkilometer. „Das ist in etwa die Größe von 80 Jagdrevieren.“Trifft man doch einmal auf einen Wolf, sollte man vor allem nicht davonlaufen, sondern erst einmal stehen bleiben. Der Wolf wird nicht die wilde Flucht ergreifen, wie beispielsweise ein Reh. „Man sollte sich als Mensch zu erkennen geben, laut werden und sich bewegen. Denn der Wolf sieht nicht scharf aber Bewegungen sehr gut. Nachdem der Wolf den Menschen registriert, geht er ruhig weiter.“Gefahr gehe nicht von ihm aus. Reinbold hat, was die Gefährlichkeit betrifft, bei weitem mehr Respekt vor Wildschweinen.
Sollten Tierhalter verunsichert sein, verweist Reinbold sie auf die Hilfsprogramme. Es gebe Zuschüsse für Zäune und Herdenschutzhunde. Laut Auskunft aus dem Landratsamt sind die Gemeinden Neuburg, Burgheim und Rennertshofen zu sogenannten Ereignisgebieten erklärt worden. Das Entschädigungsprogramm wird vom Landesamt für Umwelt betreut und in der Abteilung Wildtiermanagement angesiedelt. Auf deren Website kann man die Richtlinien für Entschädigungen einsehen. Und dort gibt es auch Adressen für Wolfsberater.