FFP2Masken: Kein Engpass
Weil sie ab Montag dringend gebraucht werden, sind FFP2-Masken plötzlich enorm nachgefragt. Wo es die Masken noch gibt
Landkreis Bald werden Gesichter in Zügen oder Geschäften noch ein wenig eintöniger. Seit über einem halben Jahr müssen Menschen an vielen belebten Plätzen Masken tragen, um die Verbreitung des Coronavirus einzudämmen. Bisher waren dafür Alltagsmasken ausreichend – oft bunt bedruckt oder mit Botschaften.
FFP2-Masken sind anders: Sie sind weiß, sehen ein wenig aus wie Papiertüten und lassen besonders wenige Luftpartikel hindurch. Träger und Umgebung schützen sie daher besser gegen die Übertragung von Coronaviren, ab Montag sind sie in Bayern in öffentlichen Verkehrsmitteln und Geschäften Pflicht. Nur: So bunt und so einfach selbst zu nähen wie eine Stoffmaske sind die Schutzbedeckungen nicht.
Als der bayerische Ministerpräsident Markus Söder am Dienstagmittag die neue Regelung verkündet, weiß Christine Böhringer noch nichts davon. Einen ruhigen Morgen habe sie als Leiterin der Bären-Apotheke in Kaisheim gehabt, sagt sie. Der ist dann vorbei. Eine Kundin erzählt ihr von der Anordnung der Landesregierung, von der sie gerade im Radio gehört habe – und kauft gleich zehn FFP2-Masken. Die Nachfrage sei innerhalb der vergangenen zwei Tage stark gestiegen, schon am Dienstag habe sie einen „lebhaften Zuspruch“erlebt, sagt Böhringer.
Ein Problem stellt das für die Apotheke nicht dar. Mehrere Tausend Masken habe sie auf Lager, sagt Böhringer. Und das, obwohl sie weder von der Regierung noch den Behörden vorgewarnt worden sei. Stattdessen habe sie eh mit einer erhöhten Anfrage gerechnet, da schon seit Mitte Dezember FFP2-Masken an Risikopatienten abgegeben werden. „Wir haben den Bedarf aus dem Dezember hochgerechnet. Für mindestens die nächsten zwei bis drei Wochen haben wir genug auf Lager“, sagt die Apothekerin.
Rund zwei bis drei Euro kostet eine FFP2-Maske bisher im Handel. Dass die Preise aufgrund der erhöhten Nachfrage nun ansteigen, davon gehen die Apotheker im Landkreis nicht aus. Stattdessen seien das Angebot und die Konkurrenz der Hersteller derart groß, dass der Preiskampf die Kosten niedrig halte, sagt Wolfgang Dittrich. Er leitet die Stadt-Apotheke in Wemding und ist Sprecher des Bayerischen Apothekerverbandes im Donau-Ries-Kreis. Auch in seinem Geschäft dürfe der Vorrat noch einige Tage bis Wochen ausreichen, sagt Dittrich. Erst am Mittwoch habe ihn eine neue Lieferung mit rund 1000 Masken erreicht.
Von einem Versorgungsengpass kann man in der Region also nicht sprechen. Viele Kunden der Drogeriemärkte dürfte das überraschen. Den dort zeichnet sich aktuell ein ganz anderes Bild. In den Filialen der Drogerieketten sind die Masken bereits ausverkauft. Auch in den Onlineshops sind die Masken nicht mehr lieferbar.
Streitpunkt rund um die Masken ist deren Preis. Denn auch wenn die Kosten für eine einzelne Maske überschaubar sind und sie nach Einschätzung der Apotheker nicht steigen werden, dürfte sich mit der Zeit für die Träger ein stattlicher Betrag ansammeln. Eine Maske solle nach Empfehlung der Hersteller nicht länger als 24 bis 48 Stunden getragen werden, sagt Christian Frank, der Chef der Fürstlichen Hof-Apotheke in Wallerstein.
Weil die Maske nur einige Stunden getragen werden soll, muss sie regelmäßig gewechselt werden. Und wer nur 17,02 Euro monatlich für Gesundheit und Hygiene investieren kann, wie es etwa im Regelsatz von Hartz IV vorgesehen ist, stößt schnell an seine Grenzen. Bedürftige und Senioren- und Pflegeeinrichtungen will die Staatsregierung deshalb mit Masken versorgen. Auch sollen aus Kulanz Verstöße in der kommenden Woche noch nicht sanktioniert werden. Eine Antwort des Gesundheitsministeriums, warum Händler im Vorfeld der Anordnung nicht informiert wurden, um Ausverkäufen wie in den Drogerien vorbeugen zu können, liegt bis Redaktionsschluss noch nicht vor.
Ob eine Versorgung durch Behörden erfolgen wird, ist noch offen. Landkreissprecherin Gabriele Hoidn liegen dazu keine Informationen vor, sagt sie. Und auch, wie die Anordnung von den Behörden vor Ort konkret umzusetzen und zu kontrollieren sei, wisse sie nicht. Das Landratsamt habe aus der Presse von der Pflicht erfahren.