Donauwoerther Zeitung

„Söder ist nicht aus dem Rennen“

Bei der Wahl des CDU-Vorsitzend­en geht es indirekt auch um die Frage des Unions-Kanzlerkan­didaten. Da wollen die hiesigen CSU-Vertreter aber ein Wörtchen mitreden

- VON THOMAS HILGENDORF

Landkreis Wer in Berlin das Sagen hat, der trifft Entscheidu­ngen, die direkte oder indirekte Auswirkung­en auf die entferntes­ten Kreise und Kommunen haben. Die in den Umfragen dieser Tage recht stabile CDU wählt am kommenden Wochenende ihren neuen Vorsitzend­en. Der könnte der künftige Kanzlerkan­didat der Union werden. Drei Männer stehen zur Wahl, um digital von 1001 Delegierte­n bestimmt zu werden: Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen. Hiesige Vertreter der Schwesterp­artei CSU verfolgen den Parteitag in diesem wichtigen Wahljahr ebenfalls mit Spannung. Denn eine weitere interessan­te Frage steht ja noch aus.

Wolfgang Fackler, CSU-Landtagsab­geordneter aus Donauwörth, will den Parteitag ebenfalls aus der Distanz online und im Fernsehen ansehen. Wer für ihn der Favorit unter dem zur Wahl stehenden Trio ist? Dies sei schwierig für die Mitglieder der Schwesterp­artei zu beantworte­n – seit jeher ist es in der Tat ein ungeschrie­benes Gesetz, dass man sich gegenseiti­g keine Vorschrift­en macht, obwohl das – wie es unter echten Geschwiste­rn eben so ist – trotzdem gang und gäbe ist. Fackler findet Friedrich Merz

„nicht unsympathi­sch“. Der vertrete auch mal konservati­ve Positionen, die ansonsten in Berlin nicht so en vogue seien.

Zudem verfüge er über wirtschaft­liche Expertise und setze sich dem politische­n „Mainstream“auch mal mit unbequemen Positionen entgegen: „Das ist wohltuend, er macht einen guten Eindruck“, sagt Fackler – vor allem das „differenzi­erte Betrachten“von politische­n Sachverhal­ten sei bei Merz ausgeprägt. Auch

Armin Laschet, Ministerpr­äsident des einwoh- nerstärkst­en Bun- deslands Nordrhein-Westfalen, sei sympathisc­h, er habe eine „menschlich-mitnehmend­e Art“. Zum Verhängnis könnte Laschet jedoch werden, dass der „es jedem recht machen will“; in einer Pandemie sei dies schwierig, wie der unklare Kurs des NRW-Ministerpr­äsidenten im Sommer zeigte, als es ein Hin und Her um mehr oder weniger Lockerunge­n für die corona-geplagte Wirtschaft ging. Norbert Röttgen sei auch für ihn der Überraschu­ngskandida­t, sagt Fackler. Er sei einer, der den Politikbet­rieb in Berlin bestens kenne. Dass der CDU-Vorsitzend­e heuer automatisc­h der Kanzlerkan­didat für die gesamte Union werde, das steht für Fackler noch nicht fest. „Das letzte Wort ist dazu noch nicht gesprochen, es wird eine gemeinsame Entscheidu­ng der Schwesterp­arteien dazu geben.“Ob Ministerpr­äsident Markus Söder entgegen dessen Beteuerung­en doch noch in den Ring steigt? „Der Parteivors­itzende der CSU spielt in der Kanzlerkan­didatenfra­ge immer eine Rolle“, sagt Fackler diplomatis­ch. Aber: „Ein Schritt nach dem anderen.“

Landrat Stefan Rößle, ebenfalls ein Christsozi­aler, hat keinen eindeutige­n Favoriten – lässt aber durchblick­en, dass er deutliche Sympathien für

Armin Laschet hege: Der habe einfach eine „menschlich­e Art“und gehöre zu den stets moderat-gemäßigten Akteuren in der Politik. Friedrich Merz indes habe gute Chancen gewählt zu werden, das hätten Mitglieder­umfragen und Verlautbar­ungen aus dem Bereich der Jungen Union zuletzt recht deutlich gezeigt. Auch kommunalpo­litische Vertreter favorisier­ten oftmals Merz, wie Rößle berichtet, der im Bundesvors­tand der kommunalpo­litischen Vereinigun­g der Union sitzt.

Auch Rößle nennt konservati­ve Werte und ökonomisch­en Sachversta­nd als zwei gewichtige Pfeiler, die bei vielen Delegierte­n für Merz sprächen. Derweil sei Markus Söder als möglicher gemeinsame­r Kandidat in spe von CDU und CSU „definitiv im Rennen“. Rößle fände es zwar besser, wenn Söder in Bayern bliebe, aber letzten Endes würden doch die Umfragen in der „K-Frage“eine bedeutende Rolle spielen. In puncto Söder gehe es dennoch auch um Glaubwürdi­gkeit in der Politik: Der Ministerpr­äsident hatte immer wieder beteuert, sein Platz sei in Bayern. Auch bei seinem Besuch in Donauwörth im Sommer dieses Jahres betonte er dies.

Der Nördlinger Bundestags­abgeordnet­e Ul‰ rich Lange will sich nicht eindeutig hinter einen der drei Kandidaten stellen: „Wir hatten vor einiger Zeit in der CSU ebenfalls eine nicht ganz einfache Nachfolgef­rage unseres Parteivors­itzes zu klären. Wie unter Schwesterp­arteien üblich, hat sich die CDU nicht in unsere Angelegenh­eiten eingemisch­t. Daher halte ich es auch jetzt für wichtig, dass die CDU diese Frage ohne unsere Einmischun­g klären kann.“Wer Kanzlerkan­didat wird, „darauf werden sich CSU und CDU verständig­en müssen“.

Also doch Söder? „Ich möchte so viel sagen: Söder ist ein starker Ministerpr­äsident und hat in den letzten Monaten viele Menschen sehr überzeugt.“

Man will sich unter Schwestern zurückhalt­en

 ?? Foto: Widemann ?? Markus Söder war 2017 beim Feuerwehrf­est in Amerbach Schirmherr – hier von links: Landrat Stefan Rößle, MdB Ulrich Lange, Söder, MdL Wolfgang Fackler und Feuer‰ wehr‰Vorsitzend­er Karl Strauß. Der Feuerwehr überreicht­e er ein Fahnenband mit der Aufschrift „Heimat Bayern“– ist die bald doch in Berlin für Söder?
Foto: Widemann Markus Söder war 2017 beim Feuerwehrf­est in Amerbach Schirmherr – hier von links: Landrat Stefan Rößle, MdB Ulrich Lange, Söder, MdL Wolfgang Fackler und Feuer‰ wehr‰Vorsitzend­er Karl Strauß. Der Feuerwehr überreicht­e er ein Fahnenband mit der Aufschrift „Heimat Bayern“– ist die bald doch in Berlin für Söder?
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Foto: Merk Armin Laschet
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Foto: Wagner Friedrich Merz
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Foto: Wagner Norbert Röttgen

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