Donauwoerther Zeitung

Wemdinger startet Hilfstrans­port für Kroatien

Kristian Beljak will Verwandten und weiteren Opfern des Erdbebens helfen. Was gebraucht wird

- VON BARBARA WILD

Wemding/Sisak Die Bilder aus Kroatien zeigen Verwüstung und Elend: Kurz vor dem Jahreswech­sel hat sich in einer Region südöstlich von Zagreb ein schweres Erdbeben ereignet. Eine Woche später bebte die Erde erneut. Epizentrum waren die kroatische­n Kleinstädt­e Petrinja und Sisak. Häuser sind unbewohnba­r, die Menschen leben in Kellern.

Einer, der sorgenvoll in die Krisenregi­on blickt, ist der Wemdinger Kristian Beljak. Viele seiner Verwandten leben genau dort, wo die Erde bereits zweimal heftig bebte und immer wieder von kleineren Erdstößen erschütter­t wird. Onkel, zwei Tanten und Cousinen haben ihr Heim verloren, denn es wäre lebensgefä­hrlich, in die einsturzge­fährdeten Gebäude zurückzuke­hren. „Sie haben nur die nötigsten Papiere aus ihrem Haus geholt“, erzählt Beljak, der selbst in Lauingen geboren ist und seit 17 Jahren in Wemding lebt. Seine Familie habe eine Notunterku­nft gefunden. Doch das Leid der Menschen vor Ort sei immens. Denn die Beben treffen eine Region, die sehr ländlich strukturie­rt ist und nach wie vor unter den Auswirkung­en des Jugoslawie­nKrieges leidet. Bereits seine Eltern, Evica und Josip Beljak, hatten zu Kriegszeit­en selbst Hilfsgüter für Jugoslawie­n und Kroatien gesammelt und diese dann direkt in die entspreche­nden Regionen gebracht. So konnte den Menschen, die dringend Hilfe benötigten, auch geholfen werden.

Jetzt will er dem Beispiel seiner Eltern folgen und selbst helfen. Er organisier­t derzeit einen Hilfstrans­port nach Sisak – auf eigene Faust. Die klassische­n Hilfsorgan­isationen wie die Johanniter können derzeit nicht unterstütz­en, aber viele bayerische Feuerwehre­n haben ihren Kollegen in Kroatien bereits Hilfe in Aussicht gestellt. Beljak will so bald wie möglich mit einem Lkw Richtung Kroatien aufbrechen. Diesen hat er bereits organisier­t. Jetzt hofft er auf die Spendenber­eitschaft der Bürger im Landkreis Donau-Ries und Dillingen.

Es mangelt an vielem

Vor Ort gebraucht werden keine Lebensmitt­el, sondern Dinge, die man zum Wiederaufb­au benötigt. „Baumateria­l und Werkzeug aller Art ist knapp, weil der Bedarf so hoch ist“, schildert der 47-Jährige, für den es die erste Hilfsaktio­n dieser Art ist. Konkret geht es ihm um Schaufeln, Schubkarre­n, Stromaggre­gate und mobile Heizgeräte. Aber es fehle auch an warmer Arbeitskle­idung wie Gummistief­el,

Regenkleid­ung. Große Planen und Abdeckfoli­en sind ebenfalls Mangelware.

Das bestätigt auch der ehemalige Stadtpfarr­er von Höchstädt, Marko Cvitkusic. Er ist mittlerwei­le der Kanzler der neu gegründete­n katholisch­en Diözese Sisak. Er berichtet davon, dass 116.000 Menschen von den Folgen der Erdbeben betroffen seien, die am 28. Dezember begonnen haben. „Die Situation ist sehr traurig“, sagt der Pfarrer. Auch 55 Kirchen und Kapellen wurden beschädigt oder zerstört. Immer noch gebe es täglich zwei bis drei Nachbeben.

Cvitkusic versucht gerade, einer Familie mit fünf Kindern zu helfen. „Wir brauchen auch die Hilfe guter Menschen in Deutschlan­d“, sagt der ehemalige Stadtpfarr­er. Nötig seien unter anderem Waschmitte­l und Heizkörper.

Sie wollen helfen: Wer Hilfsgüter spenden möchte, soll sich bitte mit Kristian Beljak telefonisc­h in Verbindung setzen. Seine Nummer lautet: 0162/8781197.

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Foto: Beljak So sieht das Haus der Verwandten von Kristian Beljak aus. Es steht in Sisak, wo die Erde seit dem Jahreswech­sel mehrfach gebebt hat.

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