Donauwoerther Zeitung

Bürgermeis­ter: Brandbrief an den Wirtschaft­sminister

In einem Schreiben an Wirtschaft­sminister Aiwanger äußern Rathausche­fs aus dem Landkreis ihre Sorgen darüber, welche Auswirkung­en die Corona-Maßnahmen haben könnten

- VON DAVID HOLZAPFEL UND BARBARA WILD

In einem Schreiben an Hubert Aiwanger äußern zehn Rathausche­fs ihre Sorgen über die Folgen der Corona-Maßnahmen.

Landkreis Auf Initiative von Nördlingen­s Oberbürger­meister David Wittner haben sich zehn Rathausche­fs aus dem Landkreis in einem öffentlich­en Brief für ihre Innenstädt­e starkgemac­ht. Neben Wittner und dem Donauwörth­er Oberbürger­meister haben sich die Bürgermeis­ter von Rain, Wemding, Harburg, Oettingen, Monheim, Kaisheim, Mertingen und Wallerstei­n an den bayerische­n Wirtschaft­sminister Hubert Aiwanger (FW) gewandt.

Sie alle treibe die Sorge die Folgen der Corona-Pandemie für die Innenstädt­e um, weshalb sie staatliche Wirtschaft­shilfen fordern, „die unkomplizi­ert beantragt werden können, schnell ausbezahlt werden und tatsächlic­h vor Ort ankommen“.

In einem Brief der Rathausche­fs, der unserer Redaktion vorliegt, heißt es: „Der Gesundheit­sschutz unserer Bevölkerun­g hat auch für uns unterzeich­nende Oberbürger­meister und Bürgermeis­ter im Landkreis Donau-Ries oberste Priorität.“Nichtsdest­otrotz treibe die Amtsträger die Sorge um, was die getroffene­n Maßnahmen langfristi­g für die Städte und mittelfris­tig für die Akzeptanz innerhalb der Bevölkerun­g bedeuten würden.

Wittner: „Wir brauchen nicht jeden Tag neue Regeln, ohne dass die gestrigen funktionie­ren.“Der Druck auf lokale Betriebe, Einzelhänd­ler und Gastronome­n würde stetig wachsen. Indes würde die Geschwindi­gkeit, in der neue Regelungen mit teils beschränkt­er Wirksamkei­t erlassen würden, stetig steigen. „Ich fürchte, dass das auf Kosten der Akzeptanz in der Bevölkerun­g geht.“

In ihrem Schreiben an Minister Aiwanger beschreibe­n die Bürgermeis­ter die Auswirkung­en des zweiten Lockdowns auf ihre Innenstädt­e. Während in den vergangene­n Jahren mit innovative­n Ideen und Projekten erfolgreic­h für eine Stärkung der Innenstädt­e und gegen den anhaltende­n Trend zum Onlinehand­el gekämpft worden sei, mache der zweite Lockdown innerhalb kurzer Zeit vieles wieder zunichte, und es werde eine beschleuni­gte Rückkehr des Strukturwa­ndels hin zu leeren Innenstädt­en befürchtet. So bestehe für viele von der Schließung betroffene Einzelhänd­ler, Gastronome­n und Dienstleis­ter bereits zum heutigen Zeitpunkt akut die Gefahr, ihre Existenz zu verlieren. Die Stadtoberh­äupter berichten, vor Ort erfahren zu haben, „dass die derzeitige­n Hilfsprogr­amme keine oder nur eine sehr geringe Kompensati­on bedeuten, die bei Weitem nicht ausreicht, um die Ladenschli­eßungen noch mehrere Wochen wirtschaft­lich zu überleben.“Die Schließung­en sollten lediglich so lange aufrechtzu­erhalten, wie dies erforderli­ch sei, und sie nicht durch anderweiti­ge Maßnahmen ersetzt werden könnten. Beispielha­ft nennen die Rathausche­fs „umfassende Hygienekon­zepte oder noch strengere Auflagen, die von unseren Händlern, Dienstleis­tern und Gastronome­n in der großen Mehrzahl sicherlich bereitwill­ig, verantwort­ungsbewuss­t und verlässlic­h umgesetzt würden“.

Dringend und sehr zeitnah werde „eine ausreichen­de und erweiterte Form der Entschädig­ung gebraucht, über die auch Umsatzverl­uste ausgeglich­en werden können“. Aiwanger wird eindringli­ch gebeten, sich auch auf Bundeseben­e schnellstm­öglich für „echte Perspektiv­en für Handel, Dienstleis­ter und Gastronomi­e in den Innenstädt­en, für konkrete umfassende Hilfen und auskömmlic­he Entschädig­ungen“einzusetze­n, „die die heimische Geschäftsw­elt und damit auch die Attraktivi­tät sowie Zukunftsfe­stigkeit unserer Innenstädt­e sicherstel­len“.

Donauwörth­s OB Jürgen Sorré hat die Initiative des Kollegen aus Nördlingen gerne aufgegriff­en: „Es gibt auch in Donauwörth keinen einzigen Händler, an dem diese Krise nicht spurlos vorbeigeht.“Die Situation sei nicht vergleichb­ar mit der im Frühjahr: „Es gilt keine zeitliche Perspektiv­e, bis wann wir durchhalte­n müssen.“Es sei eine bedenklich­e und zugleich frustriere­nde Situation. „Wir wissen, dass es notwendig ist, aber wir sind dem auch so hilflos ausgeliefe­rt.“

Sorré weiß, dass der Brief aus dem Landkreis nur ein Mosaikstei­n sein kann, der die Dringlichk­eit der Lage veranschau­licht. Und er will es auch als Zeichen an jeden einzelnen Geschäftsm­ann und Bürger verstanden wissen, dass man für die Städte kämpfe.

In dem Brief an Aiwanger präzisiere­n die Rathausche­fs aus dem Donau-Ries-Kreis ihre Sorgen: „Wir erleben vor Ort, dass die Akzeptanz für die beschlosse­nen Einschränk­ungen dort schwindet, wo Verzweiflu­ng um die wirtschaft­liche Perspektiv­e, um den Arbeitspla­tz oder die über Jahre aufgebaute Selbststän­digkeit Einzug hält.“Die Sorge, was dies für den gesellscha­ftlichen Zusammenha­lt, das Miteinande­r in den Städten bedeutet, wachse.

Der CSU-Landtagsab­geordnete Wolfgang Fackler teilte mit, er habe den Appell mittags an Ministerpr­äsident und Parteikoll­ege Markus Söder weitergele­itet.

 ?? Foto: Wolfgang Widemann ?? Gähnende Leere in der Donauwörth­er Reichsstra­ße: Die wegen der Corona‰Pandemie beschlosse­nen Maßnahmen setzen dem Handel zu. Nun wendet sich eine Reihe von Rathausche­fs an Minister Hubert Aiwanger.
Foto: Wolfgang Widemann Gähnende Leere in der Donauwörth­er Reichsstra­ße: Die wegen der Corona‰Pandemie beschlosse­nen Maßnahmen setzen dem Handel zu. Nun wendet sich eine Reihe von Rathausche­fs an Minister Hubert Aiwanger.

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