Donauwoerther Zeitung

Wie vor 125 Jahren alles begann

Am 17. Januar 1896 wurde die Donauwörth­er Sektion des DAV gegründet. Doch damals ging es nicht nur um Berge – zumal Urlaub im heutigen Sinne damals fremd war

- VON MARIO FELKL

Donauwörth „Treffen sich ein Schulrekto­r, ein Pfarrer und ein Beamter des Landratsam­ts im Kaffeehaus …“: Was begann wie der Anfang eines Witzeklass­ikers, besiegelte in Wirklichke­it die Gründung der Sektion Donauwörth des Deutschen Alpenverei­ns. 125 Jahre ist das nun her – Blick zurück auf die „Stunde null“des Vereins und seine ersten Gestalter.

Es war keine Sensations­meldung, die Zeitungsan­kündigung einer „Besprechun­g im Café Metz behufs Gründung einer Alpenverei­nsSection Donauwörth“am 17. Januar 1896. Denn Vereine schossen zu dieser Zeit in Donauwörth und anderswo wie Pilze aus dem Boden. In Zeiten ohne Fernsehger­ät und Smartphone sehnten sich die Menschen nach Gesellscha­ft – in standesgem­äßen Kreisen versteht sich. Und so hatten schon vor der ersten Besprechun­g über 30 Herren ihre schriftlic­he Beitrittse­rklärung beim Initiator Cornelius Deschauer, Rektor des Donauwörth­er Progymnasi­ums, abgegeben. Es waren vor allem Männer der gehobenen Mittelschi­cht, die den Alpenverei­n nach Donauwörth brachten. Schon die hohen finanziell­en Aufwendung­en für eine Bergreise, ob in der Gruppe oder ganz privat, machten den Bergsport zu einer elitären Freizeitbe­schäftigun­g. In der ländlichen Umgebung war manchem Landwirt, Tagelöhner oder Fabrikarbe­iter der Begriff Urlaub wohl ohnehin ein Fremdwort.

Was Ludwig Auer mit dem DAV zu tun hat

Am 17. Januar 1896, einem Freitag, wurde der Traum von der Sektionsgr­ündung dann Wirklichke­it. Um 20.35 Uhr war die Gründungsv­ersammlung eröffnet, schon eine Viertelstu­nde später hatte der designiert­e Vorsitzend­e Cornelius Deschauer die Zustimmung aller Anwesenden

in der Tasche. „Wer hätte es geahnt, dass es in unserer Stadt nebst Umgebung so viele begeistert­e Freunde unserer herrlichen Alpen gibt!“, resümierte das Donauwörth­er Anzeigenbl­att.

Alle Blicke richteten sich nun auf den neu gewählten Vorstand. Es waren fünf Herren aus höheren Kreisen, die an diesem denkwürdig­en Abend an der Wiege der Sektion standen. Da war Rektor Deschauer als Vorsitzend­er, der schon an seinem früheren Wirkungsor­t Schwabach Alpenverei­nserfahrun­g gesammelt hatte. Ludwig Auer, der neue Schriftfüh­rer, war in der Stadt vernetzt und damit ein echter „Mitglieder­magnet“. Oskar Schumann, Inhaber einer „Fichtenpec­hsiederei und Harzproduk­tenfabrik“und nun Vereinskas­senwart, wusste mit Zahlen und Finanzen umzugehen. Beisitzer Robert Freiherr von AndrianWer­burg, als Bezirksamt­mann Leiter des späteren Landratsam­ts, war ein Verwaltung­sexperte. Und mit dem Berger Pfarrer Florian Wengenmayr machte sich ein echter „Bergpfarre­r“mit auf den Weg. Der hatte sich schon zuvor als Autor von Erzählunge­n und Gedichten zu Bergen und Natur einen Namen gemacht. Die Vorstellun­gen und Ideale der damaligen Führung passen vielleicht nicht mehr vollständi­g zum Vereinsges­chehen des 21. Jahrhunder­ts. In jedem Fall aber waren es diese fünf Bergfreund­e, die eine solide Basis für 125 Jahre Vereinsges­chichte legten. Wenn der Weg auch manchmal steinig und vom „Auf und Ab“der Geschichte geprägt war, ohne eine feste Grundlage, eine klare Sprache in der Satzung und viel Energie und Motivation in der Vorstandsc­haft wäre die Erfolgsges­chichte der Sektion wohl nie denkbar gewesen.

 ??  ?? Mitglieder der Sektion Donauwörth und des Männergesa­ngsvereins Asbach‰Bäumen‰ heim am Hochvogel. Die Pflege des um 1905 durch den Geheimen Kommerzien­rat Oskar Mey errichtete­n Bäumenheim­er Wegs war eine Vereinsauf­gabe der ersten Stunde.
Mitglieder der Sektion Donauwörth und des Männergesa­ngsvereins Asbach‰Bäumen‰ heim am Hochvogel. Die Pflege des um 1905 durch den Geheimen Kommerzien­rat Oskar Mey errichtete­n Bäumenheim­er Wegs war eine Vereinsauf­gabe der ersten Stunde.
 ?? Fotos: Archiv des DAV ?? Ein Bild aus dem Jahr 1912. Im damaligen Vorstand waren auch noch zwei Gründer‰ väter aktiv: Ludwig Auer in der hinteren Reihe der Vierte von links. Sitzend in der Mit‰ te ist Cornelius Deschauer abgebildet.
Fotos: Archiv des DAV Ein Bild aus dem Jahr 1912. Im damaligen Vorstand waren auch noch zwei Gründer‰ väter aktiv: Ludwig Auer in der hinteren Reihe der Vierte von links. Sitzend in der Mit‰ te ist Cornelius Deschauer abgebildet.
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