Die Weißstörche erzählen Gola von Geli
„Geli, der Jagdgepard“wurde von Stefan, Katharina und Opa Otto erfunden
Fortsetzung von Teil 4:
„Geli lebt!“, ging es Gola durch den Kopf. „Geli lebt!“Es dauerte einige Zeit, bis Gola das verarbeiten konnte. Und – schwach, wie sie war – dauerte es, bis Gola neuen Lebensmut schöpfte. Schließlich raffte sie sich aber auf, schleppte sich zur Wasserstelle, trank feste und machte sich auf die Jagd nach einem ordentlichen Frühstück. Gestärkt suchte Gola nach den Weißstörchen, die sie über die wundersame Wildkatze reden hörte. Tatsächlich fand Gola die Tiere, die ihr gerne Auskunft gaben. Aus Rust kämen sie, am Neusiedlersee, da hätten sie ihren Sommersitz. Und da würden am Wochenende so viele Wiener hinkommen. Und die würden alle nur noch von der Riesenwildkatze aus dem Tiergarten des Fürsten von Weichselbauer reden, einem blutigen Ungeheuer, der Bestie von Schönbrunn. Störche scheinen gesprächige Tiere zu sein, dachte sich Gola und fragte, ob sie ihr Näheres über das genaue Aussehen dieser angeblichen Bestie sagen können. Nein, sie hätten dieses Tier ja nie mit eigenen Augen gesehen, da müsse sie schon die Wiener Vögel, die Mauersegler, drüben, bei Wasserloch vierundzwanzig befragen, die kämen aus Schönbrunn, kämen sich drum auch als etwas Besseres, aus höherem Hause vor, diese eingebildete Bagage. Gola bedankte sich, wünschte noch einen angenehmen Winter in der afrikanischen Savanne und zog zu Wasserloch vierundzwanzig.
Auf der mächtigen Schirmakazie am Rande des Wasserloches tummelten sich hunderte, ja tausende Vögel. Ein Gewimmel war das. Und auch ein Getratsche, ein Gezwitschere. Keine Chance, da ins Gespräch zu kommen. So konzentrierte sich Gola, nahm all ihre Kraft zusammen und stieß einen Schrei aus, der weit, sehr weit über die Ebene zu hören war und der mit einem Schlage für absolute Stille in der Akazie sorgte. Ob sie die Mauersegler aus Schönbrunn seien, fragte Gola in die Stille hinein. Kaum hatte sie ihre Frage gestellt, ging es schon wieder mit tausend Stimmen los, die durcheinander zwitscherten, sodass unmöglich etwas zu verstehen war. Nochmals stieß Gola ihren Schrei aus. Wieder kehrte Stille ein. Ein Einziger, der Chef der Truppe, soll zu ihr her fliegen und mit ihr reden. Und tatsächlich flog dann auch einer der Mauersegler zu Gola und unterhielt sich mit ihr. Viel, sehr viel, muss er zu erzählen gehabt haben. Denn lange, sehr lange, saß der Vogel neben der Gepardin und berichtete.
Bei diesem ausführlichen Gespräch erfuhr Gola, dass die Schönbrunner Mauersegler in der Zwischenzeit gar nicht mehr so gut auf den Fürsten von und zu Weichselbauer zu sprechen waren. Er habe damit begonnen, bei allen Ställen in Schönbrunn, ob bei den asbekistanischen Hochlandrindern oder bei den südostmongolischen Wildpferden, ob bei den Virunga-Zwergelefanten
oder den mesopotamischen Gebirgsgemsen, Türen und Fenster einzubauen. Und damit sie, die Mauersegler, auszusperren. Nur weil sie hin und wieder eine Wand leicht beschmutzt hätten. Er sei ein Snob, ein eingebildeter, der Fürst. Am liebsten würden sie dem selbst mal ordentlich auf den Kopf scheißen. Fortsetzung folgt nächsten Montag.
OInfo Diese Geschichte „Geli, der Jagd gepard“steht auch in dem Buch „Mär chen aus CoronaTagen“, das ist im Be renkampVerlag erschienen, hat 212 Seiten und kostet 18,50 Euro. Ge schrieben wurde es von Stefan und Katharina Meier und ihrem Opa Otto Köhlmeier.