Donauwoerther Zeitung

Ein Hund gegen die Langeweile im Lockdown?

Viele Eltern fragen im Nördlinger Tierheim nach Welpen

- VON CHRISTOF PAULUS

Nördlingen/Landkreis Die Tage im Lockdown können schnell eintönig werden. Wer keinen Job in einer Fabrik oder einer Klinik hat, verlässt die Wohnung oft fast nur noch zum Einkaufen, Freizeit und Abwechslun­g sind auf ein Minimum reduziert. Das scheint viele auf eine tierische Idee zu bringen: Wie Manuela Kaußen, die Leiterin des Nördlinger Tierheims berichtet, klingele das Telefon dort aktuell mehrmals täglich. Am anderen Ende der Leitung: Eltern, die nach Welpen fragen.

Weil der Familie langweilig ist, sehne sie sich spontan nach einem neuen Familienmi­tglied, stelle sich in den Gesprächen oft heraus, berichtet Kaußen. Zum Einen vermittle das Tierheim jedoch keine Welpen. Zum Anderen sorgt sich Kaußen um all die Tiere, die aktuell aus Langeweile angeschaff­t werden. Denn Kaußen fragt sich: „Was passiert, wenn Corona vorbei ist?“

Dabei sei eigentlich gerade ein hervorrage­nder Zeitpunkt, um ein Tier in der Familie aufzunehme­n. Da viele sich lange zu Hause aufhalten, nicht verreisen und viel Zeit haben, können sie sich gut um ein Tier kümmern. „So kann man die Tiere gut an ihr neues Umfeld gewöhnen“, sagt Kaußen. Doch Sinn ergebe ein tierischer Neuzugang nur, wenn dessen Anschaffun­g lange im Voraus geplant ist – und langfristi­g sichergest­ellt sei, dass die Familie sich um das Tier kümmern könne.

Die Sorge um ausgesetzt­e Tiere nach dem Lockdown treibt das Tierheim so um, dass es kürzlich in einem Facebook-Eintrag daran erinnert hat, welche Verantwort­ung ein Haustier bedeutet. Darin heißt es mit Blick auf eine Zeit nach der Pandemie: „Bitte überlegt euch im Vorfeld gut, ob und welches Haustier über Jahre hinweg zu euch passt.“Leiterin Kaußen ist wichtig, darauf hinzuweise­n, dass die Einrichtun­g damit nicht diejenigen pauschal verurteile­n möchte, die sich aktuell ein Haustier anschaffen. Tatsächlic­h habe das Tierheim viele Hunde oder Katzen, die schon lange dort sind und sich über ein Zuhause freuen würden.

Angesichts der vielen Welpenanfr­agen befürchtet Kaußen jedoch, dass auf die Einrichtun­g eine eigene Corona-Welle zukommt – dann, wenn die Pandemie vorbei sein sollte. „Es gibt ein Leben nach Corona, und in das passt ein Haustier bei vielen vielleicht nicht mehr“, sagt sie.

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