Warum die roten Gebiete verschwinden
Wo besonders hohe Nitratwerte im Grundwasser gemessen werden, ist die Rede von „roten Gebieten“. Der Landkreis war besonders betroffen – das ändert sich jetzt
Nördlingen In den zurückliegenden Jahren gab es diverse Entscheidungen in der Europäischen Union und auf nationaler Ebene, die viele Landwirte auf die Barrikaden brachten. In zahlreichen Protestaktionen allerorten kam dies zum Ausdruck. Ein Ärgernis war die neue Düngeverordnung, die durch den Bundesrat im Mai vergangenen Jahres beschlossen wurde und mit Inkrafttreten zu Beginn dieses Jahres den Bauern die Daumenschrauben deutlich angezogen hat.
Ein Beispiel: Weil in den sogenannten „roten Gebieten“die Nitratwerte im Grundwasser besonders hoch sind, muss dort künftig 20 Prozent unter Bedarf gedüngt werden. Ende 2020 verfügte der Gesetzgeber mittels einer bundesweiten Verwaltungsvorschrift, die roten Gebiete nochmals neu auszuweisen, bevor die Düngeverordnung zum 1. Januar dieses Jahres in Kraft tritt. Die EU hatte dies aufgrund nicht abreißender Proteste gefordert. Die große Überraschung für Bayern: Durch die Neuausweisung verkleinerten sich die von den Bauern sehr kritisch betrachteten roten Gebiete gleich um die Hälfte. Jetzt sind es nur noch zwölf Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche, früher waren es 25 Prozent.
Die Folge davon ist jetzt, dass eine ganze Reihe von Landwirten mit ihren Flächen wieder in „grüne Gebiete“zurückkehren können – sehr zu deren Genugtuung.
Nach Auskunft von Manfred Faber, dem Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Nördlingen, waren bis zum Ende des vergangenen Jahres noch rund 50 Prozent der landwirtschaftlichen Flächen im Landkreis Donau-Ries rot. Diese Zahl habe sich nach der Neuausweisung „deutlich“reduziert. Besonders profitiert habe davon nahezu der gesamte Rieskessel. „Der ist im Gegensatz zu früher jetzt nicht mehr rot und die neuen, strengen Auflagen im Zuge der Düngeverordnung sind erheblich reduziert.“Dies sei erfreulich, meinte Faber.
Es gebe aber auch einen Wermutstropfen: „Einige Bereiche des Landkreises, die früher grün waren, sind jetzt rot. Durch mehr Grundwasser-Messstellen und unter Einbeziehung weiterer zusätzlicher Daten haben sich in diesen Abschnitten offenbar Werte ergeben, die zu einer Klassifizierung als rotes Gebiet führten,“meinte der Landwirtschaftsdirektor. Für die Bauern sei dies natürlich sehr ärgerlich. „Sie wollen jetzt wissen, wie das Ganze zustande gekommen ist, um es zu verstehen.“Betroffen seien „einige Ecken“im Nordries bei Seglohe, ebenso Bereiche bei Hafenreut, im Kesseltal und nahe der Gemeinde Mertingen.
Auf die Frage unserer Zeitung, ob er als Amtsleiter mit der neuen Situation dennoch zufrieden sei, sagte Manfred Faber: „Was heißt zufrieden? Wir als Amt haben jetzt die Aufgabe, dies draußen zu erklären.“Man dürfe nicht vergessen, dass die Landwirte mit „roten Flächen“künftig erhebliche Einschränkungen in Kauf nehmen müssten. Gerade bei der Düngung, die um ein Fünftel zurückgefahren werden müsse, sei dies der Fall. Nicht auszuschließen sei, dass es dadurch zu Ertrags- und Qualitätseinbußen komme, betonte Faber.
Ein unmittelbar Betroffener ist Landwirt Bernd Schreitmüller aus dem Harburger Stadtteil Mauren. Ein Drittel des Ortsteils sei jetzt plötzlich rotes Gebiet. Warum, dafür fehle ihm die sachliche Begründung, sagte er unserer Zeitung. Die Neueinteilung mit einer als kritisch geltenden Quelle im nahen Burgmagerbein zu begründen, sei nicht nachvollziehbar. Zusammen mit Berufskollegen fordere er eine schlüssige Erklärung für die Neuausweisung. So könne es nicht bleiben.
Den Ärger aus der Landwirtschaft bekommt auch der CSULandtagsabgeordnete Wolfgang Fackler ab. Er versuche, die Angelegenheit differenziert zu betrachten, sagt er. Positiv beurteile er, dass es im Rahmen der Überprüfung der roten Gebiete zu einer deutlichen Verringerung der Betroffenheiten im Landkreis Donau-Ries gekommen sei. „Verstimmt bin ich allerdings darüber, dass parallel Neue geschaffen wurden. Deshalb brauchen wir eine Optimierung und Ausweitung der Messstellen sowie eine eingehende Beratung und Unterstützung der betroffenen Landwirte,“so Fackler im Gespräch mit unserer Zeitung.
Die Landwirte bräuchten Aufklärung, um Akzeptanz bei ihnen zu schaffen. Er plädiere für praxisgerechte Lösungen. Die Spielräume in Bayern seien allerdings eingeschränkt. Fackler sagt abschließend: „Dennoch werde ich nichts unversucht lassen.“